Nordeuropa 2017 Teil 5 Kiruna - Kirkenes

 

Freitag 16. Juni

Zur Übersicht hier die Karte des Reiseberichts Teil 5

Schweden Kiruna

Finnland Rovaniemi

Finnland Inari

60 Jahre ist es her, als ich das Licht der Welt erblickte, so feiern wir heute meinen runden Geburtstag. Herzlichen Dank an dieser Stelle für all die lieben Glückwünsche, die mich sehr gefreut haben. Nach gemütlichem Brunch erkunden wir mit dem Roller die nähere und weitere Umgebung. Ziel ist eigentlich eine kleine Wanderung dem Fluss entlang, den wir auf der Hinfahrt gestern überquert haben. Zuerst führt uns aber der Weg eher zufällig auf den Gipfel des Skigebiets, wo wir einen schönen Rundblick geniessen auf die Weite des Landes hier im Norden.

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Auf der Website habe ich gelesen, dass wegen der Erweiterung des Abbaus, Kiruna um 5 km östlich versetzt wird. Teilweise werden die Gebäude komplett gezügelt, die Kirche wird demontiert und neu aufgebaut, aber der grösste Teil der Häuser wird neu gebaut und die alten Häuser bleiben dann als Geisterstadt zurück. Die Eisenbahnlinie wurde schon versetzt und die Strasse folgt demnächst. Der Grund liegt darin, dass der Abbau in einer Tiefe von etwa 3000 m direkt unter dem jetzigen Ort erfolgt. Man hat Angst vor einem Einsturz der Erdoberfläche, darum der komplette Umzug einer ganzen Stadt, einfach unglaublich.
So führt uns der Weg zurück an den Parkplatz mit dem Wildbach, dem entlang wir Bären, Rentiere, Mücken und was sonst für Viecher suchen wollten.

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Doch erstens kommt es anders, als zweitens als man denkt. Just in dem Moment als wir auf den Parkplatz einfahren, spazieren 2 Fischer dem Fluss zu. Nun gibt es kein Halten mehr, Marianne hat Lunte gerochen, hier kann ich was lernen. Der nette Herr, leider nur Englisch sprechend, aber es funktioniert bestens, Fischer verstehen sich ohne Worte, nimmt uns mit auf seinen Fischfang. So lernt Marianne wie man Würmer an den Angel hängt, die Rute nur so locker in den Fluss schwingt und schon nach 10 Sekunden der Erste angebissen hat. Unter 4 kg nehme er nichts aus dem Wasser, erklärt er uns. Wir wechseln die Uferseite, und nun darf Marianne ran. Da der Fischeinsatz unplanmässig erfolgt natürlich nicht mir der Originalrute von Marianne. Es dauert keine 5 Minuten und schon zappelt der erste, von Marianne gefangene Fisch, an der Angel. Das muss gefeiert werden. Herzlichen Dank Anders Wiklander, du hast meiner Frau die grösste Freude bereitet, die du dir nur vorstellen kannst.

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So verspeisen wir den Festschmaus als mein Geburtstagsmenü zusammen mit einem halben Bözer Weissen und lassen den Abend bei einem Bier an der Bar ausklingen. Leider muss ich den Abwasch selber erledigen, da ich Marianne die Hände zusammen gebunden habe. Mit jedem Schluck wurde der Fisch grösser, aber das muss ich einem Fischer ja nicht erzählen, Petri heil, hat riesen Spass gemacht, wir werden die Fischerausrüstung noch etwas ergänzen und die Menüpläne zukünftig flexibler gestalten müssen.

 

Samstag 17. Juni

Nach rauschender Geburtstagsfeier darf man ja auch mal etwas ausschlafen, oder? So eilt es mit Zusammenräumen gar nicht, das Katerfrühstück wird ebenfalls auf später verschoben. In der Stadt suchen wir noch die Touristeninfo auf. Vis à vis tätigen wir ein paar Einkäufe im ICA, der von der Grösse gar nicht zur Stadt passt. Wir schlendern noch etwas durch die Strassen, aber begeistern können wir uns nicht für diesen Flecken. Mehr als die Hälfte der Geschäfte hat geschlossen, sind die bereits in die neue Stadt umgezogen? Unsere Weiterfahrt führt uns an der eingerüsteten Kirche vorbei, die momentan abgebaut wird. Nach etwa einem Kilometer sehen wir die neue Einkaufsmeile von Kiruna mit etwa 5 Tankstellen. Jetzt ist alles klar warum der kleine ICA in der Stadt fast keine Kunden hatte, hier werden die Geschäfte gemacht. So kaufen wir heute zum zweiten Mal ein, der Magen knurrt langsam aber sicher, es ist langsam Zeit für Verpflegung, sonst gibt’s Ärger mit em «Herger». War mal früher so einer meiner Sprüche wie, nimm’s locker oder trag Knickebocker! Ihr kennt die Knickebocker nicht? Das sind Wanderhosen, die wir früher getragen haben, reichten bis an die Knie, und zusammen mit den roten Wandersocken hat man sich als Wanderfreak geoutet.
Endlich raffen wir uns zum Weiterfahren auf, immerhin 15 km weit bis Jukkasjärvi. Auf einem Busparkplatz am Strassenrand gibt es Futter für die Womo-Crew. Gestärkt nehmen wir das weitere Tagesprogramm in Angriff, Besichtigung des Eishotels. Eine Stunde dauert die Führung, Kostenpunkt über 10 Fränkli, und dann noch frieren dazu und kein Wort verstehen, nein danke, wir verzichten, die Fotos müssen reichen.

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900 m weiter zweigt dir Strasse zur Weltraumforschungsstation Esrange ab, nicht unser Ziel, eine Fahrt mit einem Raumschiff. Am Ende der Strasse besichtigen wir die kleine rote Holzkirche. Es ist gerade Unterricht für die älteren Jugendlichen, die Taufe wird erklärt. Nein, verstanden habe ich nichts, aber das Bäbi mit dem Taufkleid, die Taufkerze und das Weihwasser spricht alle Sprachen. Das Wandbild in der Kirche ist mit kräftigen Farben ausgestattet und spricht eine deutliche Sprache. «Ihr Säufer, Diebe und Ehebrecher, so geht es nicht weiter im Leben», spricht der Bekehrer Lars Levi Laestadius zu seinen Schäfchen. Seine Worte wirken, schaut euch die Bilder der Reumütigen an. Der Bekehrer wurde nur 61 Jahre alt, trank nie Alkohol und lebte seriös. Vielleicht hatte er Würmer, die hätte er mit Alkohol weggebracht, meines Wissens habe ich noch nie einen lebenden Wurm in einem Schnapsglas gesehen.

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Nebenan wäre ein Sami-Dorf zu besichtigen. Leider auch da keine Broschüren in Deutsch. Besucher sahen wir zwei, ich glaube da gibt es noch schöner gestaltete Museen zu besichtigen mit der Kultur der Samen. Der Aufenthaltsraum mit Kaffeeausschank im Zelt war sehr gemütlich eingerichtet.

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Ja wollen wir denn heute nicht weiter? E ist bald 15 Uhr und wir sehen immer noch die Bergwerktürme von Kiruna. Also auf geht’s Buam! In Svappavara zweigen wir nach Vittangi ab, dort ist der Elchpark unser Ziel. Da wir keine Elche entlang der Strasse sehen, will ich es mit einem Trick versuchen, den Zaun hätte ich auf dem Foto wegretuschiert! Nach einigem Suchen, genaue Koordinaten ins Navi eingeben, erfahren wir von einem Jogger, «is closed». So schiesse ich wenigstens ein Foto der Landschaft mit Gewässerhintergrund, davon gäbe es zwar tausende von Möglichkeiten in dieser Gegend.

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Pech, die ganze Holperstrasse zurück, doch kaum auf der Hauptstrasse vernehmen wir komische Geräusche! Da stimmt was nicht an unserem Gefährt. Ich steige aus, Marianne fährt langsam weiter, da höre ich es sehr gut, Kratzgeräusche am rechten Hinterrad. Ist da was mit den Bremsen, oder Radlager, oder ich weiss doch den Kuckuck woher das Geräusch kommt. Die Sache ist klar, so ist an Weiterfahren nicht zu denken. Ich erinnere mich 3 km zurück ein Schild «Campingplatz» gesehen zu haben, also mit minimalster Geschwindigkeit suchen wir den Platz auf. Wow, dieses Problem haben wir uns ja an einem schönen Ort ausgesucht. Weit und breit keine Garage, mitten in den Sümpfen von Schweden, Samstag-Abend, super. Ich würde leugnen wenn mein Puls nicht leicht höhere Drehzahl hat, der Magen am rebellieren ist und der Darm sofort entleert werden muss, was zum Glück im Womo sofort möglich ist. Trollsparvens Camping und Stugby, nicht in Betrieb! Zwei Womo’s sind da, na ja, wenigstens nicht alleine. Ein Paar kommt gerade vom Spaziergang am See zurück. Mit ein paar Brocken Englisch versuche ich zu fragen ob der Platz in Betrieb sei. In perfektem Englisch erhalte ich die Antwort, dass wir alleine sind und vermutlich niemand erreichbar ist. Nach seinem Blick auf unser Nummernschild meint er trocken, ja, da können wir ja Deutsch miteinander sprechen. Sie haben ein Womo in Tromsö gemietet, darum die Norwegen-Nummer. Gemeinsam kriechen wir unters Mobil, schauen und drücken da und biegen dort. Plötzlich höre ich ein Geräusch wie etwas auf das Blechschutzgehäuse der Bremsscheiben fällt. Ist das die Rettung? Nach 2 Mal hin und zurück fahren sowie einer längeren Testfahrt kommt Entwarnung, das Geräusch ist weg, vermutlich ein kleiner Stein, der sich zwischen die beiden Bremsscheiben verklemmt hat. Das muss gefeiert werden. Spontan entscheiden wir uns auch hier zu übernachten und unseren Rettern Wolfgang und Beate Behrens aus Hamburg mit einem Tropfen «Roten» Gesellschaft zu leisten. Strom anschliessen, (in Funktion, man staune) Grill auspacken, gemütlich speisen und als die ersten Regentropfen fallen, trinken wir den Kaffee drinnen in der Wärme. Nun kommt sogar der Campingwart vorbei inkl. Kreditkartengerät, wir bezahlen die paar Kronen gerne, schliesslich können wir alles was der Platz bietet inkl. Toilettenanlage benützen. Wolfgang und Beate, wir treffen uns in Hamburg und nochmals herzlichen Dank für die Hilfe!

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Sonntag 18. Juni

Es hat glaube ich die ganze Nacht geregnet, entsprechend grau und trüb empfängt uns der Sonntagmorgen. Ja so ein Stück feiner Zopf oder ein Gipfeli mit feinem Cappucino wäre jetzt gerade das Richtige zum Aufmuntern. Kaffee hätten wir, aber das Zubehör fehlt. Wir verabschieden uns, tauschen noch die Adressen aus, und so setzen wir unsere Reise hoffentlich pannenfrei weiter. Am Tärendöälven werden wir auf ein Naturschauspiel, eine Bifurkation, aufmerksam gemacht.

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Der Fluss zweigt von hier in den Torneälv ab und dann in etwa 52 km in den Kalixälv. Entstanden vermutlich durch aufgestautes Eis, da musste sich das Wasser einen neuen Weg suchen. Dieses Naturschauspiel gibt es weltweit nur noch in Südamerika am Rio Negro grösser zu sehen. Mich erstaunt die Lichtsignalanlage an der Brücke, ist doch die Passage problemlos für 2 Fahrzeuge passierbar. Zusammen mit der Wasserspiegelhöhenmessung vermute ich, dass, im Frühling, wenn das Eis losbricht, die Brücke wegen Überschwemmung oder Eisblöcken überwacht, und notfalls gesperrt wird.
Auf der gut ausgebauten Strasse nach Pello fahren wir zig Kilometer an neu gebauter Starkstrom-Hochspannungsleitung entlang. Das interessiert natürlich einen Stromer. Es wird isoliertes Aluminiumkabel verwendet. Alu aus gewichtsgründen, die Isolation vermutlich, dass es weniger Kurzschlüsse gibt wegen Vögel, Schnee oder Ästen auf der Leitung. Das wäre was für Hegi Roger aus Mettau mit seiner Crew, so 100 km neue Leitung, alles mit Holzmasten!

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In Lovikka ist der weltgrösste, selbstgestrickte Handschuh, mit stattlichen 3,5 m Grösse ausgestellt. Die Produktion der Standartgrössen wurde leider 2008 eingestellt und heute industrialisiert hergestellt. Schade, aber auch die maschinell gefertigten Handschuhe geben notfalls warm!

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Pajala lockt mit einer hohen Kirche, einem geschnitzter Bartkauz sowie der weltgrössten Sonnenuhr. Also Kirche und Holzfigur sofort gefunden, aber die Sonnenuhr? Such mal eine Sonnenuhr, wenn die Sonne nicht scheint. Nun, es gibt so Spezialisten wie die Scheiber’s, im Womo sitzend umkurven sie die Uhr 3 Mal. Aber eine Uhr, die am Boden aufgezeichnet ist, kannst du so halt nicht sehen, wir haben nur den Blick an die Fassaden ringsum gerichtet. Wäre sowieso nur mit der Drone von Sebastian möglich gewesen, diese Sonnenuhr zu fotografieren. Die Drone ist aber erst ab 20. Juli für gut eine Woche im Einsatz.

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Ja, so kann man die Zeit auch totschlagen, dabei haben wir ja noch ein paar Kilometer unter die Räder zu nehmen, wie uns die Tafel, die wir am Strassenrand entdecken, deutlich aufzeigt.

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In Pello sind wieder Entscheidungen gefragt, weiter südwärts noch etwas dem fischreichen Fluss entlang oder ostwärts Richtung Rovaniemi. Entscheidung gefallen, Suomi, wir kommen. Wieder mal die Währung wechseln, Euros sind in Finnland das Zahlungsmittel. Eigentlich benötigst Du in all den Ländern fast kein Bargeld mehr, man kann alles mit Plastik, sprich Kreditkarte bezahlen, selbst der WC-Groschen wird nur noch in Plastik akzeptiert.

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Für die Brückenüberfahrt benötigen wir tatsächlich eine geschlagene Stunde und etwa 30 Sekunden. Nein, keine Passkontrollen, nur ticken die Uhren in Finnland eine Stunde zeitverschoben! Noch eine Stunde Wald- und Seenfahrt, und der Ounaskoski Camping, Platz Nr. 43, in Rovaniemi ist eingenommen.

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Montag 19. Juni

Frühmorgens ist Finnisch für Anfänger, Lektion 1 auf dem Programm. «4 Brötchen, am liebsten die rechts von der Mitte, bitte», habe ich mit dem Finger perfekt gezeigt, so dass es keine Missverständnisse auf sprachlicher Seite geben kann. 2 Euro 60, kommt die Antwort auf dem Kassenzettel. Suche mal das Münz ohne Lesebrille! So gebe ich 10 Euro, ein gegenseitiges Lächeln, Lektion 1 abgeschlossen, Hausaufgaben inklusive.
Jeder 0815 Tourist sucht als erstes die Information auf und deckt sich mit allen möglichen und unmöglichen Prospekten ein, so auch Scheiber’s. Die nächste Aufgabe ist das Organisieren einer Fischerbewilligung, Marianne hat’s gepackt, nichts wie hin zum angezeichneten Ort auf dem Stadtplan. Die Angelegenheit gestaltet sich nicht so leicht wie geplant, der Start muss vorerst verschoben werden, da fast für jedes Ufer mit Stromschnellen eine eigene Karte benötigt wird. Da wir uns gerade neben dem Arktikum befinden, schalten wir spontan einen Kulturtrip ein. Der Eintritt kostet für Normalsterbliche 12 Euro, da frage ich spontan nach Seniorenrabatt, und da staunt der Laie. Ohne ID mit Geburtsdatum zu zeigen erhalten wir Seniorenrabatt und zahlen nur 8 Euro! Marianne ist ja nicht so leicht aus der Fassung zu bringen, aber die nächsten 30 Sekunden bringt sie den Mund nicht mehr auf vor staunen. Das hätte sie mir nicht zugetraut, waren die ersten Worte, die ich wieder höre. Die Ausstellung zeigt uns das Leben der Finnisch-Lappland Bewohner, einen Musikfilm über das Nordlicht, Thema Klimaerwärmung Arktis, die Zerstörung von Rovaniemi mit dem ganzen Kriegsablauf 1939-45.

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Speziell erwähne ich hier den Ablauf eines Heiratsantrags bei den Samen. Ein Jüngling, zusammen mit dem Brautwerber, erscheint bei den zukünftigen Schwiegereltern. Er frägt höflich ob es denkbar wäre einen Heiratsantrag zu stellen. Die positive Antwort verpflichtet noch zu nichts, es ist lediglich ein Wink, dass sich ein Wiederkommen lohnt und die Tochter bis auf weiteres für ihn reserviert sei. Beim nächsten Besuch werden die Fuhrochsen ausgetauscht und das Mädchen wird ins Haus des Jünglings geführt, wobei es üblich ist auf dem Ochsenkarren dem oder der Auserwählten einen Jodelgesang zu widmen. Der eigentliche Heiratsantrag erfolgt dann im Februar / März, wobei die ganze Familie auf dem Ochsenkarren daherkommt und am Ziel 3 Mal entgegen dem Uhrzeigersinn um die Kote fährt. Der Brautwerber tritt dann ein und frägt ob in dieser Kote diejenige Person wohne, weswegen sie gekommen wären. Dann erfolgt der eigentliche Heiratsantrag mit anschliessendem Essen, das der Bewerber mitbringen muss. Das ist dann eigentlich eine Art Hochzeitsessen. Bei einer Ablehnung ist das natürlich für den Jüngling beschämend und er wird entsprechend verhöhnt, er habe einen «Kuhkälberhintern» bekommen. Bei der Annahme fährt Braut und Bräutigam sogleich mit dem Ochsenkarren zur Kirche um das Aufgebot zu bestellen, die Hochzeit findet dann 6-8 Wochen später statt. Geschenke werden natürlich auch noch verteilt, das junge Paar braucht ja was fürs spätere gemeinsame Leben!

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Zurück in der Stadt wird das Fischerzubehör ergänzt, Cappuccino getrunken und die Fischerkarte gekauft. Auf dem Heimweg knipse ich noch ein paar Eindrücke der Stadt, wobei ich just vom herannahenden Gewitter überrascht werde und somit spontan eine Dusche erhalte.

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Nach em Räge schint z’Sunne, denn wird koched und de schön Summerobe gnosse. Leute, ihr habt heiss zu Hause und Abkühlung ist nicht in Sicht. Was bleibt uns da anderes übrig als noch im Norden zu verweilen und die Mitternachtssonnenstimmung Richtung Holzfällerkerzen-Brücke zu geniessen. Das Licht an der Pylonspitze ist wie die Flamme der Kerze geformt.

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Dienstag 20. Juni

Schwerbeladen mit Fotoausrüstung und komplettierter, perfekter Fischausrüstung starten wir unseren Roller Richtung Süden an die fischreichen Gewässer des Kemijoki. Alleine die Sitzordnung wäre ein Foto wert, aber ich kann mein Billett nicht riskieren. Wenn die oberscharfe Aargauer Justizdirektion sich per Zufall während der Arbeitszeit auf unserer Website verirrt, so werde ich vermutlich an der Grenze abgeholt und gleich für weitere Abklärungen des Sachverhaltes arrestiert. Kurz und bündig ergibt das folgende Reihenfolge, Bruno, Fotorucksack etwa 30 cm, Marianne, Fischerrucksack etwa 30 cm und 2,5m hoch mit Fischrute und Netz gegen oben alles überragend! Strahlte am Morgen noch die Sonne mit uns um die Wette, so ziehen bereits erste dunkle Wolken am Himmel auf, aber genau dann beissen die Fische am besten. Erster Halt, erste Versuche die Kaltblüter zu überlisten, erste Enttäuschungen mit verklemmtem Angel im Gestein. Aber immer noch frohen Mutes.

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Nach dem etwa gefühlten fünften Anhängen an Steinen im See brechen wir ab und suchen neue Gewässer. Auf der weiteren Suche verirren wir uns noch auf einem Friedhof mitten im Wald, das Ufer ist aber zu steil. Als Abwechslung suchen wir die Hiidenkirnut-Gletschermühlen in Sukalanrakka auf. Etwa 18 Löcher mit max. 4 m Durchmesser und 10 m Tiefe gibt es hier. Beim Gletscherrückgang grub sich anderes Gesteinsmaterial in die vorhandenen Felsen und «bohrten» sie quasi so aus. Leider nicht mehr gepflegt und gewartet oder wird erst noch gemacht, etwas enttäuschend.

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Auch etwas enttäuschend verlief das weitere Fischen, kein Schwanz liess sich blicken oder sprang nach den vielen Mücken. Übungsabbruch, Gewitterwolken nahen und just als wir auf den Campingplatz fahren tropft es auch schon vom Himmel. Die nächste Übungseinheit am Ufer des Campingplatzes bringt viel Grünes aus dem Fluss, sich zappelnd um Hilfe windende Fische sah der Reiseberichterstatter aber keine. Nun, zu essen gab es ein feines Voressen, sicherheitshalber schon am Morgen zubereitet, als ob es die Götter schon geahnt haben, dass es Menüplanänderung geben könnte.

 

Mittwoch 21. Juni

Sommeranfang mit 6 Grad Aussentemperatur am frühen Morgen inkl. zügigem Wind und ab und zu Regenschauer! So werfen wir die Münze wer die frischen Brötchen holt, 3 Mal raten, ich habe mich freiwillig gemeldet. Marianne muss sich vom Fischerstress noch etwas unter der warmen Decke erholen. Sie ist ja wie ich auch schon über 60!
So studieren wir am Morgen den weiteren Verlauf der Reise Richtung Kirkenes und entscheiden uns morgen weiter zu fahren. Aber halt, der Weihnachtsmann-Besuch steht noch aus. Mutig trotzen wir dem Regenwetter und gut verpackt rollen wir dem kommenden Ereignis entgegen. Etwas mulmig ist mir schon, was habe ich nicht alles verbrochen die letzten Monate, was weiss der Mann mit Bart von uns, was haben meine Grosskinder im letztes Jahr von mir erzählt? Fragen über Fragen, so treten wir ein und nehmen Platz. Switzerland, ist die Antwort auf seine Frage woher ich komme. Zürich, Basel, Matterhorn, Toblerone, UBS, man weiss der viel von der Schweiz! Noch das obligate Foto schiessen, und vorbei ist die Audienz, nochmals Glück gehabt, er kennt mich scheinbar nicht so gut wie ich vermutet habe. Das Foto erhalten wir natürlich nicht gratis, der Weihnachtsmann mit seinen Gehilfinnen müssen auch ihr täglich Brot verdienen und im Dezember die grosse Reise zu allen Kindern unter die Kufen nehmen. Nicht dass ich zur Cervelat-Prominenz gehöre, aber solltet ihr die Frage hören wer das neben Bruno und Marianne sei, ich hab den Namen nicht genau verstanden, er winkte zum Abschied uns sagte was bis Weihnachten oder so ........

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Carweise halten hier die Besucher aus aller Welt, Inder, Japaner, Chinesen und all die durchreisenden Nordkappfahrer. Kommerz bis in jedes Detail, aber super Cappuccino geniessen wir mit original Schweizer Nespresso-Kapseln. Ja, während ich den Polarkreis auf 66°32’35" schon überschritten habe, fotografiert Marianne noch den Schreibenden. Gruppenweise hüpfen die Touris über den Strich und zig Erinnerungsfotos werden geschossen, da wollen wir doch nicht aus der Reihe tanzen. Der richtige Polarkreis befindet sich übrigens etwas weiter nördlich!

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Nun heisst es noch Weihnachtspost aufgeben und eine Regenpause abwarten vor der Rückkehr auf den Campingplatz. Unterwegs noch Einkaufen für die nächsten Tage, der Laie staunt was man alles mit einem Roller transportieren kann. Liebe Leser, obwohl ihr unter der Hitzewelle leidet, wir haben Berner Platte genossen! Lecker, genial, meine Küchenfee ist nicht zu übertreffen, passt den Menüplan den Wetterverhältnissen an. PS: bald gibt es Raclette, mmmmmh!!!

 

Donnerstag 22. Juni

Blitzlichter über Rovaniemi! Da der Wetterbericht keine grundlegende Änderungen verspricht, entscheiden wir uns im Verlaufe des Morgens für die Weiterreise Richtung Inarisee. Also Packen und los geht die Reise, weiter Nordwärts. Kaum haben wir die Stadt verlassen, behindert eine grössere Baustelle die Verkehrsteilnehmer. Um sieben Kurven und Kanten kehren, geschafft, frage ich im Angesicht einer Radarstation Marianne, «wie schnell darf ich hier fahren»? Die Antwort kommt relativ schnell, 60 km/h, das Blitzlicht schneller! Scheisse, ich meinte, wir seinen im 80 er Bereich. Da bin ich mit meinem Anhänger dauernd ein Verkehrshindernis, weil wir eher gemütlich unterwegs sind, und dann Blitz es ausgerechnet mich mit dem Womo. Also dieses Foto hätte ich günstiger selber gemacht. Abhacken, wie die vielen Fische an der Angel. Denn nur ein paar Kilometer später erspäht Marianne eine Angeltafel, da bleibt dem Chauffeur nichts anderes übrig als Blinker raus, es gibt Pause für mich. Ein schöner Platz, den auch Carchauffeure kennen, eine Reisegruppe aus Deutschland hält auch an um den schönen Platz zu inspizieren. Die übliche Frage, was gefangen, welche wir trocken mit, «nein, wir sind für’s Fischfüttern zuständig», beantworten. Wobei also ehrlich, 2 Würmer haben sie uns ab der Angel gefressen, aber gebissen hat keiner, schlaue Kerle, die Fische natürlich, nicht die «Fröglis» aus dem Car. Die ganze Brücke und Teile des Ufers wurden mit Finnlandwappen und farbigem Zubehör eingekleidet, sieht echt toll aus.

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Die Fahrt durch die finnische Landschaft, eigentlich monoton (links und rechts Bäume, ab und zu Gewässer), macht auch mal hungrig und durstig. Wir kehren bei Martta ein und verzehren köstliche Lachssuppe und ein Lachspie inkl. Getränke und Moltebeeri-Omelette, mmh, war das fein. Übrigens 20 km vorher und nachher gibt es kein Haus das sichtbar ist, einfach mittendrin so eine kleine Food-Station. Der Linienbus hält auch noch vor dem Haus, wenigstens ab und zu eine Abwechslung für Martta.

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In Sodankylä schauen wir uns die älteste bekannte Holzkirche Finnlands an. 1689 wurde sie erbaut und im Verlaufe der nächsten Jahrzehnte nur unwesentlich verändert. Kanzel und Altarbild kamen dazu, sowie später eine Empore. Am Eingang wacht ein junges Mädchen und friert trotz Heizgebläse still vor sich hin. Wir kaufen eine deutsche Beschreibung und geben ihr ein Trinkgeld, harter Job bei 4 Grad Temperatur stundenlang hier zu sitzen.

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Draussen erinnert die Bronze-Skulptur wie ein Sami das Rentier bändigt. So wie die Missionare die Sami’s bändigten und ihnen den christlichen Glauben beibrachten. Ob Marianne mich auch gebändigt hat auf der bisherigen Nordeuropareise? Ich denke es ist einfacher einem Esel das Jassen beizubringen.

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Wir sind im Rentier-Land, der südlichsten Region der Samen in Nordeuropa. So trifft man jetzt vermehrt Tiere am Strassenrand oder im nahen Weidland an.

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In Vuotso schlagen wir unser Nachtlager auf. Sofort Stromanschluss erstellen und heizen, es ist bitter kalt und der Wind pfeift uns um die Ohren. Der Lokan – Porttipahdan Stausee, mit einem Kanal verbunden, soll sehr fischreich sein. Man glaubt es kaum, aber um 9 Uhr abends, bei eisiger Kälte, schwingen wir uns auf die Räder dem See zu. Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleider! Unglaublich, beim ersten Rutenwurf beisst schon ein Fisch an. Es folgen die nächsten 90 Minuten noch deren 6, leider alle im zarten Kindesalter, sprich so etwa 20 cm lang. Leider nichts für die Pfanne, so lassen wir alle wieder in die Freiheit. Unsere Grüsse sie sollen Papa oder Mama schicken gehen nicht in Erfüllung. Immerhin, die ersten Fische mit Mariannes Fischerrute, das wird gefeiert, mit einem Schluck heissen Punsch zurück im warmen Gehäuse unseres fahrbaren Untersatzes.

 

Freitag 23. Juni

Mitsommer-Tag (in Finnland Juhannus), heute ist Feiertag, es wird im ganzen Norden gefeiert, spät abends und morgen lieber nicht zu viel unterwegs sein, der Alkoholpegel soll erfahrungsgemäss leicht erhöht sein bei den Automobilisten. Vor dem Frühstück versucht Marianne am Kanal erneut ihr Glück, wieder 3 kleinere Exemplare am Angel, der grosse Fang lässt noch auf sich warten.

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Tankavaara, bekannt als Goldgräberstätte, hier wurde 1936 eine recht ergiebige Goldader entdeckt. Wir staunen ob der Hobby-Goldwäscher, die bei Eiseskälte ihr Glück versuchen. Es ist wie beim Spielen, man hofft auf die grosse Glücks-Strähne. Auch ein Musum ist zu besichtigen das die Geschichte einst und jetzt der Goldgräberei aufzeigt.

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Gleich nebenan ist der Naturlehrpfad des UKK. Dieser Nationalpark, benannt nach dem ehemaligen finnischen Staatspräsidenten Kekkonen, weist eine Fläche von 2500 km2 auf und beherbergt Bären, Wölfe, Vielfrasse, Steinadler und zig Rentiere. Wir wandern den mittleren Lehrpfad von etwa 3 km ab, wildromantisch, wir sind für uns alleine, ohne Bären.

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Das ist kein Bild einer Wanderautobahn, sondern überbrückt nur ein Sumpfgebiet, von denen es etliche hat, wie viele Sträucher mit Flechten.

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Die nordische Fichte, die hier noch häufig vorkommt, hat nicht so grosse Äste wie bei uns. Der Grund ist der Schnee, so ist die Last tragbar. Das Aufforsten ist in dieser Gegend auch nicht so einfach, bei Eiseskälte können die Fichtensamen nur erschwert Wurzeln schlagen.

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So treffen wir an unserem heutigen Tagesziel ein, der Campingplatz Ukonjärvi. Sehr schön im Wald angeordnet mit grosszügigen Stellplätzen und noch grösserem Abstand zum Nachbar. Während ich am Einrichten bin fragt ihr euch sicher was Marianne macht. Sie ist bereits beim Fischen, am See natürlich, nicht im Supermarkt! So geniessen wir unser Mitsommar-Mahl mit einem zünftigen Kotelett und einem Glas Roten, Prost, bis morgen.

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Samstag 24. Juni

Nach bitterkalter Nacht mit Temperaturen von 4° ist unsere Unternehmungslust noch nicht so richtig auf Touren. Doch lässt sich wider Erwarten die Sonne teilweise blicken. Eingepackt mit Thermounterwäsche, langen Hosen und allen möglichen Jacken und darüber noch die Töffkleider starten wir unsere kombinierte Entdeckungs-Fischtour. Vorbei an idyllischen Plätzen entscheide ich zuerst Bärenhöhlenstein besichtigen, dann die Fische aus dem Inarisee ziehen. In einer Bucht wurde eine Attraktion erschaffen, bei der Touristenbusse die auf der Nordkappfahrt sind, gerne einen Kaffeehalt einplanen. Sogar die Schweizer Fahne flattert im Wind!

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Zuerst besteige ich die zig Treppenstufen zum Bärenhöhlenstein. 2 Kinder verschwinden unter dem Stein, für mich ist der Eingang zu eng, bin ja auch kein Bär der Winterschlaf machen will. Oben wird fantastische Aussicht auf den Inarisee versprochen. Enttäuschend, was ich zu sehen bekomme. Einen kleinen blauen Flecken See, sorry das nenn ich Verarschung, aber dafür habe ich jetzt warm. Marianne erspart sich die Wanderung, Fischfüttern ist angesagt. Ich widme mich dem «singenden» Bär, der nächsten Attraktion nebst feinem Rentiergeschnetzeltem mit Kartoffelstock. Hansruedi würde sagen, der kann wie der Hansi singen, der kann auch nur ein Lied, dann noch ein ähnliches und ein gleiches, mehr kommt da nicht raus! Betreff Hansi bin ich da ganz anderer Meinung, aber wie sagt der Christ, du hast deinen Glauben und ich habe meinen, Hauptsache wir meinen das Gleiche und denken trotzdem was anderes.

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Auf der Rückfahrt suchen wir nun ein schönes Angelplätzchen. Marianne wirft fleissig die Rute und ich knipse schöne Landschaften.

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Auf dem Rastplatz treffen wir eine deutsche Velofahrerin, die wir vor 2 Tagen in Vuotso getroffen haben. Sie ist seit 2 Monaten unterwegs, harte Frau bei diesen doch ab und zu widrigen Witterungsbedingungen hier im Norden. Da die Fische nicht Hunger haben verirrt sich die Angel zwischen den Steinen und bleibt stecken. 1 ½ Stunden später mit diversen Hilfsmitteln wie Auto-Pneu, Holzpalet und Ruder eines Bootes ist der Angel wieder frei und der Heimweg kann angetreten werden. Hier geniessen wir mal erst die Ruhe des Platzes.

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Später schwinge ich mich noch aufs Velo, der Aussichtspunkt Sovintovaara ist mein Ziel. 20 % Steigung gilt es zu bewältigen auf der Strasse, die für PW gesperrt ist. Kurz vor dem Gipfel, leicht am Schnaufen und der Akku des Flyers fast am Ende sehe ich mein letztes Stündchen geschlagen. Ein ausgewachsener Wolf steht keine 100m vor mir mitten auf der Strasse. Mein Herz klopft so rasend, dass es mehr als in die Hosen rutscht. Was soll ich nur tun, das Tier kommt langsam auf mich zu und macht keine Anstalten zu fliehen. Wenn ich mit dem Velo die Strasse runter fräse, aber der Wolf ist sicher schneller, also warten und das Ende herbeisehnen und mich dem Kampf stellen. Da ertönt weiter oben Hundegebell und ein kleinerer Hund kommt herangesprungen. Auch vernehme ich Frauenstimmen. Der Wolf entpuppt sich als normaler Hund, ich bin gerettet! Beide Tiere schnüffeln an mir herum, die Frauen rufen sie zu sich und ich erklimme den Rest der Strasse nach oben. Ein fantastischer Ausblick auf den Inarisee ist die Entschädigung für meinen Schreck. Die Ausstellung mit der Aussichtsterrasse ist seit diesem Jahr geschlossen, die Frau öffnet nur noch für Gruppen, schade um diesen schönen Flecken Erde, aber wer verirrt sich schon hier hinauf zu den «Wölfen».

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Wieder zurück im Camp ist Hochbetrieb. Etwa 50 Teilnehmer einer Rally mit älteren Fahrzeugen trudeln nach und nach ein. Die fahren in zwei Wochen Hamburg, Nordkapp, Russland Murmansk bis St. Petersburg und zurück via die baltischen Staaten nach Hamburg. Russland nur für die paar Glücklichen die das Visum rechtzeitig erhalten haben.

 

Sonntag 25. Juni

Wieder heisst es packen, wie so oft am Morgen. Am heutigen Sonntag nehmen wir es gemütlich, wie eigentlich schon seit einiger Zeit eine gewisse Temporeduktion auf unserer Reise feststellbar ist. Wenn Du 3-4 Wochen unterwegs bist, hast du fixe Ziele im Kopf, die du ansteuern willst, mit unserem grosszügigen Terminplan hat sich eine gewisse Ungezwungenheit eingeschlichen, die uns nicht mehr zur Eile zwingt. Es ist schon gegen 2 Uhr als wir im Sami-Museum Siida in Inari eintreffen.

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10 Euro Eintritt, Stempel auf die Hand, freundlicher Hinweis dass um 2 Uhr die Polarlicht-Multivisions-Show beginnt, und schon sind wir mitten drin in fremden Welten. Die Polarlichtbilder waren echt spitze, hat mich sehr fasziniert. Die Ausstellung zeigt in sehr moderner Art die Lebensbedingungen der Sami auf. Jeder Monat ist an den Aussenwänden separat dargestellt, was wann blüht, wie die Tiere sich den Witterungsverhältnissen anpassen, was die Menschen um diese Jahreszeiten machen können.

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Auch Schmuckstücke von Sami-Frauen werden präsentiert, heute ist das Leben der Ureinwohner des Nordens etwas moderner geworden als vor hundert Jahren, obwohl noch viele als Nomaden unterwegs sind wie zu alten Zeiten.

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Im Aussenbereich sind alte Holzhäuser aufgestellt wie eben die Sami wohnten oder unterwegs waren. Als Nomaden mit dem Zelt mit klarer Anordnung wer wo seinen Platz hat.

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In Inari hatten die Samen auch ihr Gerichtsgebäude. Man stelle sich mal vor man würde heutzutage kriminelle Personen so an Holzbalken festbinden und zu Gericht führen. Als Strafe wurden sie meistens mit Birkenästen ausgepeitscht. Was würde da die europäische Menschenrechtskonvention dazu sagen? Haben wir heute nicht eher langsam einen Täter- anstelle Opferschutz? Renitente Asylsuchende dürfen ja schon nicht mehr ausgewiesen werden. Mal gespannt wohin das in den nächsten Jahren führen wird. Die einfachen Behausungen hatten meistens nur 2 Zimmer. Eines zum Schlafen mit Ausziehbetten, sowie die Küche / Wohnraum.

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Da die Menschen im Norden auch Futter benötigen wurden seltsam anmutende Fallen für Bären, Wölfe oder den Vielfrass konstruiert. Heute haben die Samen aber auch Gewehre, die Zeit ist hier im Norden nicht stehen geblieben.

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Der Rest des Tages ist schnell erzählt, Marianne versenkt die halbe Fischerausrüstung im Fluss und kommt entsprechend leicht frustriert zurück. Meinerseits geniesse ich im Wohnmobil ein paar gemütliche Momente mit Lesen oder Schreiben. Unser Nachtlager finden wir auf dem Rastplatz Mihkalijärvi zusammen mit etwa 5 Franzosen-Womos inkl. Bewachungshund, da können wir unbesorgt die Nachtruhe geniessen. Wobei eher von Ruhe als von Nacht die Rede sein kann, es wird definitiv überhaupt nicht mehr dunkel. Wenn es bewölkt ist, merkst du überhaupt nicht, ob es Mittag oder spät am Abend ist.

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Montag 26. Juni

Wir verlassen Finnland und betreten wieder norwegisches Hoheitsgebiet. Mit der finnischen Sprache hatten wir unsere Mühe, nur schon das Lesen der Ortschaften stellte grösste Anforderungen an unser 60-jähriges Hirn. Was wir in Norwegen mit dem Erreichen des Nordkapps irgendwann in den nächsten Tagen erleben, über das alles und sonstige spezielle Erlebnisse berichten wir im 6. Teil.
Viel Spass weiterhin all den treuen Lesern unserer Berichte.