Nordeuropa 2017 Teil 9 Tromsø - Oberentfelden

Montag 31. Juli

Zur Übersicht hier die Karte des Reiseberichts Teil 9

Bild Karte folgt später

Der Zeitpunkt des Abschieds naht, da heisst es Tempo-Taschentücher einpacken. Während ich rund ums Womo alles einräume, werden die Taschen und Koffer gepackt. Ob alle Erinnerungen an eine tolle Woche Platz haben? Insel Senja, Wanderung Bleik, Walfahrt Andenes, Fischen, Lofoten, Reine, «Cappuccino», und, und, ...
So fahren wir Manuela und Sebastian zum Flughafen, sagen tschüss, und, na klar, die Tränchen müssen wir auch noch wegputzen. In knapp 4 Wochen sollten wir auch wieder zu Hause sein. So nehmen wir bald die E6 unter die Räder mit dem klaren Ziel Süden, wir haben es langsam gesehen hier im Norden, das Wetter lädt auch nicht zum Verweilen ein. Also die gleiche Strasse wieder zurück, die wir vor 2 Tagen nordwärts gerollt sind. Bis Bjerkvik erleben wir nichts aufregendes, den Wasserfall haben wir schon geknipst, das Wasser läuft ja nicht rückwärts den Berg rauf, nur weil wir zurückfahren. Bei der Zahlstelle in Leirvik entrichten wir zum 2. Mal unseren Obolus für die neue Brücke, die Holperstrasse dem Fjord entlang kann ja nicht der Grund sein für die Gebühr, oder wird es als Kilbifahrt taxiert? Bei der Abzweigung Richtung Kiruna kommen Erinnerungen an die Schneefahrt vor 6 Wochen hoch, jetzt bläst ein starker Wind und treibt die Wolken fort. Über die Brücke und dem Ufer entlang zurück Richtung Narvik.

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Schon sehen wir die gewaltigen, 180 m hohen Türme der neuen Halogaland-Brücke, die den Fjord ab 2018 überspannt und gut 20 km Fahrt erspart. 1,5 km lang wird die Brücke, Unmengen an Beton und Stahl werden verbaut, eine Meisterleistung der Planung und Ausführung. Da werden wir sicher mal rüber fahren in den nächsten Jahren, am besten wenn sie bezahlt ist, dann gibt es nämlich keine Mautstation mehr!

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Narvik, Verarbeitungsort des Eisenerzes aus Kiruna, wie die Schiffe und Verladedocks im Hafen uns deutlich aufzeigen. Gleichzeitig mit uns fährt auch ein schwer beladener Zug mit Erzgesteinen in die Stadt ein. Wie sehen auch das Skigebiet, spannend, die Pisten führen fast bis ans Meer herunter. Sehenswertes ist nichts im Reiseführer erwähnt, Kiruna wurde im Krieg komplett zerstört und wurde neue aufgebaut.

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Wir schwenken ein paar Kilometer später in den Skjomenbrua Rastplatz ein, wo ein Denkmal zur Erinnerung der Polenkrieger, die zusammen mit den Norwerger versuchten 1940 Narvik vor den Deutschen zu retten. Zusammen mit 10 anderen Woworeisenden übernachten wir hier. Als Vorspeise gibt es Fisch frisch vom Meer, als Hauptgang nochmals Fisch aus dem Tiefkühler und Dessert mag ich (nicht). Spannend, man trifft immer wieder Leute, die man schon mal an einem Platz angetroffen hat. Das Deutsche Fischerpaar zB heute, sie haben noch Platz in ihrer zusätzlichen Gefriertruhe und sind wie Marianne und ich fleissig am Köderwerfen. Neben uns zeltet ein Österreicher, der mit seiner Honda inkl. Gepäckanhänger seit 3 Monaten bei Wind und Regen unterwegs ist und die letzten 5 Jahre schon in fast allen Ländern Europas unterwegs war. Leider ziehen schon wieder Wolken auf und es tröpfelt schon auf unser Dach, doch draussen geniessen wir noch die spezielle Abendstimmung bei hinter den Bergen verschwindender Sonne.

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Und plötzlich «brennt» der Berg, und wir staunen ob der Naturschönheiten, wieder einmal mehr dürfen wir ein Naturspektakel in der ersten Reihe geniessen. Als Naturliebhaber ist mir nicht erst seit dieser Reise Norwegen ans Herz gewachsen.

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Dienstag 1. August

Nationalfeiertag in der Schweiz, nicht zum ersten Mal, dass wir ihn im Ausland feiern. Und doch ist es heute spezieller, sind wir doch seit längerer Zeit weg von unserer Heimat. Kehrt da ein bisschen Wehmut und Heimweh ein? Jein, aber wir freuen uns auf die Rückkehr, so langsam vermissen wir unsere Familie und Freunde schon ein wenig. Zusätzlich öffnet Petrus seine Schleusen um uns mitzuteilen, geh nach Hause, Schweizer Wohnmobil, wir haben genug von euren Gefährten, die die Strassen besetzen. Diesen Spruch haben wir mal auf einer LKW Blache gelesen, er hat uns daran erinnert, dass nicht alle ferienhalber die Strassen benutzen. Darum lasse ich auch den Berufsverkehr immer vor, es gibt genügend Ausweichstellen.

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Es schüttet langsam wie aus Kübeln, darum machen wir früher als geplant Pause und übernachten in Innhavnet, wo uns ein neuer, wunderschön gestalteter Stellplatz mit Stromanschluss und Entsorgungsstation für 200 Kronen Gastrecht bietet. Unentwegt tröpfelt es aufs Dach, also ehrlich, jetzt mit dem Zelt unterwegs, nein, dann lieber zu Hause bleiben. Auch die vielen Velofahrer, die dem Regen trotzen und frieren, alle Achtung vor so viel Motivation seine Ferien auf diese Art zu verbringen. Was isst ein Schweizer traditionell am 1. August? Richtig, ein Raclette, mit passendem patriotischen Ofen, lieben Dank Thomas. Nun fehlt nur noch die Nationalhymne inkl. Festrede, kein Problem, kleine Kostprobe gefällig von einem Innerschweizer Patrioten?

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Liebe Schweizerinnen und Schweizer, Heimat ist da wo ich mich frei bewegen kann und mich wohl fühle. Diese traditionellen Werte wollen wir erhalten und ihnen Sorge tragen. Zufrieden sein mit dem Erreichten, unserem Streben nach immer mehr, auch auf Kosten der Natur, Einhalt gebieten. Offenheit gegenüber Fremden, die es gut mit uns meinen und sich unserer Lebensart anpassen wollen, mehr Gerechtigkeit für alle. Freude herrscht, das sagte nicht nur unser Dölf, Freude herrscht auch bei uns, dürfen wir doch zu Gast sein auf dem herrlichen Planeten Erde. In diesem Sinne, Freiheit und freie Meinungsäusserung für alle, für diese Werte kämpften unsere Urväter. Der Nationalfeiertag soll nebst dem zünden der Raketen und dem Abbrennen der Höhenfeuer uns motivieren sich für diese Urwerte einzusetzen und sie zu pflegen.

So geniessen wir den Abend, der Regen lässt nach, vielleicht scheint morgen schon wieder etwas die Sonne.

 

Mittwoch 2. August

Die Wolken verziehen sich langsam, ab und zu erblicken wir ein Stück blaue Himmelsflecken. Nach der 1.August-Feier haben wir es gut, wir müssen nicht schon früh aufstehen und zur Arbeit gehen. So gegen halb zehn Frühstücken, so lässt es sich leben. Auf unserer Weiterfahrt erleben wir 2 Sachen fast zusammen. Einen speziellen Blick auf den runden, ringsum mit blanken Felsen bestückten Aussichtsberg, den fast 1000m hohen Krakmotinden sowie unseren 10'000 km. Keine Zeit zum Feiern, wir sind auf Fischplatzsuche.

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Nach der Passfahrt erreichen wir den Mørsvikfjorden, der sich schon fast in perfekter Schönwetterseite präsentiert. Und Einkaufsläden heissen da Naerbutikken, tönt doch viel freundlicher als Einkaufszentrum. Noch sind wir nicht fündig geworden mit unserem idealen Fischerplätzchen. Marianne schlägt einen Umweg vor an den Leirfjorden, dort hat es sicher gute Angelstellen.

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Die Strasse wird sehr eng, wir kehren und halten an einer Ausweichstelle. Hier fangen wir unser Nachtessen. Nach etwa 5 Versuchen bleibt der Erste Angel hängen, Verlust eins. Keine 5 Minuten später opfert Marianne ein weiteres Fanggerät, Verlust zwei. Dann fängt Marianne eine schöne Makrele und bei mir muss ein Riesending zappeln. Nur langsam kann ich einrollen und schon erblicke einen gut 50 cm langen Seelachs. Da ich ihn nicht durch die Luft reinziehen will, könnte ja abreissen, rufe ich Marianne, sie soll mit dem Netz kommen. Ein Moment Unachtsamkeit, ich gebe dem Fisch zu viel Bewegungsfreiheit, und der stattliche Kerl beisst mir die Schnur durch und schwimmt mitsamt dem Köder davon. Doppeltes Pech, ich habe nichts zum Futtern und er wird leider auch nicht mehr lange leben mit der Angel im Mund, Verlust drei. So packen wir unsere Siebensachen und suchen den Weg auf die E6, bevor wir unsere komplette Angelausrüstung im Meer versenken.
Mitten in einer Steigung kommt mir der Tine-Milch Lastwagen entgegen. Ich muss mit dem Anhänger zurückfahren, hier können wir nicht kreuzen. Mein Adrenalinspiegel steigt dramatisch, mein Anhänger will nicht so wie ich es möchte. Der LKW zeigt auch nicht gerade Verständnis, aber nach gefühlten 5 Minuten habe ich es geschafft und eine kleine Strassenverbreiterung erreicht. Wow, mein Puls rast, jetzt wäre duschen angesagt. Kurz durchschnaufen, und weiter geht’s dem Fjord entlang.

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Am Ende des Leirfjords gibt es den Baggfossenwasserfall zu bestaunen, sowie die alte Siedlung Kjelvik, die früher nur mit dem Boot erreichbar war. Heute als Museum im Sommer geöffnet. Für 3 alte Häuser 60 Kronen Eintritt, das ist mir jetzt doch etwas des Guten zu viel.

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So erreichen wir Fauske, die Marmorstadt, wo wir auf dem gut eingerichteten Stellplatz übernachten. Aufgerüstet mit neuem Fischermaterial kann die Katze das Mausen, äh Fischen nicht lassen. 3 Stunden Training für eine Makrele, ok, man könnte die Zeit auch sinnvoller nutzen, aber Spass macht es alleweil, unser neuestes Hobby. PS; Marianne hat sich wesentlich früher als ich ins Womo verzogen! Stattliche 2 1/2 Stunden habe ich sie im Negligé warten lassen. Ja, da hab ich mir was eingebrockt!

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Donnerstag 3. August

Nach «kurzer» Nacht, traumatisiert von fliegenden Fischen, erwachen wir beide leicht «kränkelnd». Uns hat ein Virus erwischt, der leider nicht medikamentös behandelt werden kann. Wir sind süchtig! Der Fischervirus hat uns angesteckt. Da der Himmel noch wolkenverhangen ist, starten wir bereits ein paar Kilometer später unsere Angelversuche am Saltdalsfjord, erfolgslos. Dafür bläst der Wind die Wolken weg und wir setzen die Fahrt fort.

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In den verschiedenen Büchern, die wir mitführen, wird über die E6 als Rennstrecke, keine schönen Landschaften, schnellster Weg für alle die nur ans Nordkapp wollen, usw., gelästert. So mit Vorurteilen eingedeckt, staunen wir ob der Landschaft, die wir durchfahren. Die Saltfjellhochebene beeindruckt uns, hier im Nationalpark gäbe es viele schöne Wanderungen. Wasserfälle, Lachsfischen, zahlreiche Campingplätze, eine empfehlenswerte Gratisausstellung im Touristencenter, die Fahrt hinauf in die Hochebene ist super.

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Beim Mittagshalt fragen wir uns, ob die Eisenbahnlinie (Nordlandsbanen) noch in Betrieb ist, die Gleise scheinen uns gut unterhalten. Tatsächlich, kaum ausgesprochen braust ein Zug mit Diesellock daher, da muss ich mich sputen um den Zug noch ins Bild zu kriegen.

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Die nächste Touristenattraktion lässt nicht auf sich warten, wir überqueren ein weiteres Mal den Polarkreis. Etwa 50 Wohnmobile und 5 Cars parkieren auf dem grossen Platz. Zu sehen gibt es eigentlich nichts, ausser das Polarkreiszentrum mit den üblichen Souvenirartikeln, einer symbolischen Weltkugel auf Fauskegranit und zig Steinmännchen die von den Besuchern erbaut werden. Halt, das Wichtigste, für 90 Kronen gibt es eine Bescheinigung, dass man den Polarkreis überschritten hat! Weit mehr zu bieten hat die landschaftlich einsame Hochebene.

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Nach so langer Fahrt ohne Wasser, sprich ohne Fjorde mit Angelmöglichkeit, sind wir richtig kribbelig auf die nächsten Fangversuche. Mo i Rana reisst uns nicht aus den Womosesseln. Zur Blütezeit der Stahlindustrie bis zur Krise in den 70e Jahren entwickelte sich eine Stadt mit fast 15'000 Einwohnern. Man hat aber den Kopf nicht in den Sand gesteckt und ein Gewerbezentrum erbaut, das vielen Kleinbetrieben ein Auskommen ermöglicht.

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Verschiedene Versuche am Fjordufer unsere Sucht zu stillen, fruchten nichts, so entscheide ich kurz und bündig, wir fahren Richtung Mosjøen. Die ewige Sucherei nach einem Steg oder idealen Platz nervt den Fahrer langsam aber sicher, mir reicht es. Da herrscht Ruhe im Cockpit, der Chef hat gesprochen.
Durch den neu erbauten, 9 km langen Tunnel bei Olderneset sowie der anschliessend neu erbauten Strasse erreichen wir zügig den Vefsnfjord, die Rechnung der Zahlstellen wird elektronisch zugestellt, wir haben uns vorgängig registriert. Links oder rechts? Marianne sagt rechts, so kehre ich um und plötzlich stehen wir vor einem Schild Sackgasse. Aber auf unserer Karte ist doch eine durchgehende Strasse eingezeichnet. OK, die Karte ist etwa 15 Jahre alt, da kann sich so eine Kleinigkeit wie ein neuer Tunnel halt ergeben. Ein Rennvelofahrer hält neben uns und frägt ob wir was suchen. Und ob wir was suchen! «Place for fisking», sage ich und schon erhalten wir die Antwort. Etwa 5 km der alten Strasse entlang, dann kommt eine Bucht mit gutem Parkplatz, dort wird viel gefischt. Super, vielen Dank und ab geht es. Kaum parkiert steht Marianne schon am Ufer und wirft die Rute aus.

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Nach ersten Misserfolgen machen wir mal Nachtessenpause und so um 10 Uhr abends starten wir den nächsten Versuch. Bis weit über Mitternacht wetteifern wir, 4 Makrelen sind die Ausbeute, 3:1 für Marianne.
Leider haben wir auch ein Negativerlebnis. 3 norwegische Fischer lassen ihre etwa 6 grösseren Fische einfach am Ufer zurück, die Vögel werden sie schon entsorgen. Wir sind etwas schockiert, gibt es wirklich so im Überfluss Fische, dass man sie einfach liegen lässt?

 

Freitag 4. August

Mutterseelenalleine durften wir hier am Ufer übernachten, kein Auto, nur ein paar Vögel leisten uns Gesellschaft. Ja, bei so herrlichen Bedingungen werfen wir nochmals raus und haben das Mittagessen auf sicher. Nun aber fertig lustig, wir wollen doch Richtung Trondheim. In Mosjoen gibt es eine gute Entsorgungsstelle für die Womos, Einkaufsgelegenheit und vor allem die Sjøgata am Ufer wollen wir besichtigen. Hier scheint die Zeit fast still gestanden zu sein. Echt gemütliche Caféhäuschen, schön gestaltete Läden und auch die kleinen Details passen perfekt. Etwas vom Schöneren was wir in letzter Zeit sehen durften. Aber klar, der Krieg hat hier keine Spuren hinterlassen und darum sind die alten Gebäude noch vorhanden.

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Wir verlassen die Meereshöhe und damit die ruhenden Gewässer und setzen unsere Fahrt südwärts fort. Doch schon nach kurzer Fahrt erreichen wir den Laksforsen, ein Wasserfall, wo sich die Lachse über die Felsen in die Höhe schrauben müssen um dann an ruhigen Gewässern ihren Nachwuchs zu deponieren. Lachse, wenn sie nicht von Fischern gefangen werden, können mehrmals die Flüsse hochwandern und laichen. Harter Job, so für Nachwuchs zu sorgen, aber die Natur wird schon wissen wieso sie das so eingerichtet hat.

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Die Fahrt bis Grong verläuft eintönig und bietet wenig Spektakuläres. Dem einten Flusslauf nach hinauf und dem anderen Fluss entlang herunter, teilweise neue Strasse, ab und zu wieder holprig, je nach Lust und Laune. Aber es wird der ganzen E6 entlang überall gebaut und verbreitert. In ein paar Jahren fährst Du im Lehnstuhl ans Nordkapp! Wenn nur die vielen Kilometer nicht wären. Landschaftlich eher flau, da passen ein paar Blumen die Verabschiedung oder den Willkommensgruss «Nord-Norge» bestens in die Berichterstattung. Natürlich wieder mit Kiosk und allem sonstigen Klimbims, für die Übernachtung auf dem Teerplatz könnte man noch 150 Kr bezahlen für nichts ausser dem Strassenlärm, Ende der Durchsage.

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So fahren wir in Grong ein, suchen unseren Übernachtungsplatz und spazieren noch durch das Dörfchen. Es läuft gerade eine Sportveranstaltung, Triatlon, aber ich sehe nirgends einen See zum Schwimmen. Vielleicht habe ich da was falsch verstanden. Mit dem Velo in die Badi, schwimmen und zu Fuss nach Hause, weil sie mir das Velo gestohlen haben!

 

Samstag 5. August

Der Tag, an dem die Familienchronik neu geschrieben werden muss! Doch alles der Reihe nach. Auf Grund der Wettervorhersage (heftige Regenfälle Region Stavanger / Bergen) entscheiden wir uns noch etwas in Mittelnorwegen zu verweilen und die Reise südwärts vorerst nur westlich zu absolvieren. Bei schönstem Wetter erreichen wir bald Namsos, hier kreuzt sich unsere Reiseroute, anfangs Juni durchquerten wir den Ort bereits. Im Coop wird die Website aktualisiert und ausgiebig gefrühstückt, für die kommenden Taten müssen wir gestärkt sein. Mein Reiseziel für heute ist noch ein Geheimnis, Marianne wird ans Meer entführt. Noch ein paar Kilometer südlich und dann die Abzweigung auf die 715, die uns durch ein romantisches Tal bergwärts führt. Alle paar hundert Meter werden Fiskekart verkauft, wenn die Lachsfischerei jeweils im Juni losgeht, wird hier der grosse Rummel sein. Jetzt kurven wir seelenruhig und fast alleine die Strasse hoch, vorbei an Seen, wo die Lachse ihren Laich abgelegt haben.

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Die «Pass-Strasse» führt nur auf etwa 350 m hoch, dann kurven wir schon wieder herunter. Der Steinsfossen wird uns als Sehenswürdigkeit angepriesen, nach der Schneeschmelze aber nur ein klägliches Rinnsal. Dafür sehen wir die Lachstreppe, die bei Hochwasser den Fischen den Aufstieg in ihre Laichgebiete ermöglicht.

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In Osen erreichen wir wieder Meereshöhe, ein wunderschön gelegener Campingplatz sowie die abgerundeten Berge, die sich im Wasser spiegeln, ergeben ein prächtiges Bild bei diesem Wetter.

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Wir erreichen unser Tagesziel, den Parkplatz bei der Brücke in Steinsdalen. Ideale Verhältnisse zum Angeln, die Ebbe/Flut Strömung durch den engen Eingang in den Fjord treibt viele Nahrungsmittel für die Fische mit, darum ist dies ein guter Platz für unser Hobby. Wir erhalten von einem Münchner den Tipp nicht unter der Brücke zu fischen, sondern am Felsen dahinter, dort soll es grosse Fische geben. Gesagt, getan, der Pfeil auf dem Bild zeigt die Stelle an, wo sich bald historisches ereignen soll.

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Mit Sack und Pack klettern wir von der Strasse die Felsnase herunter, ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen. Kurz ausrutschen, und du landest im Wasser unten. Wenn unsere Kinder das sehen würden, Kopfschütteln, sie werden nur noch älter, aber nicht gescheiter. Aber in meinem Blut spüre ich es deutlich, es wird grosses geschehen. So werfen wir fleissig unsere Köder aus, aber bis jetzt beissen nur ganz kleine Fische, die wir gleich wieder ins Meer werfen. Doch dann, Marianne schreit, «Bruno, komm sofort, ich glaub da ist was Grosses an meiner Angel»! Tatsächlich, als ich den Fisch kurz vor dem Ufer erblicke, erreicht mein Puls neue Höchstwerte. Marianne übergibt mir die Rute, sie kann den Fisch nicht halten, der ist zu gross und zu schwer. Sie macht sofort das Netz zum Raufziehen bereit, während ich versuche den Fisch langsam bis ganz ans Ufer einzuziehen. Doch das Riesending gibt sich nicht geschlagen, die Kurbel ist zu schwach, ich versuche ihn hochzuziehen. Päng, die Rute bricht! Geistesgegenwärtig packe ich den vorderen, abgebrochenen Teil und gemeinsam mit dem Netz ziehen wir den Fisch die Felswand hoch. Wow, geschafft, Marianne hat einen fast 70 cm langen Pollack gefangen, mir bleibt die Spucke weg, einfach unglaublich!

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Da zählt meine Makrele nichts mehr, die ich wenig später fange. Der Ehrgeiz packt mich, bis abends um 10 Uhr werfe ich die Rute raus, aber nichts geht mehr. Unglaublich, man wird richtig süchtig und kann fast nicht mehr aufhören, immer wenn wieder einer kurz am Köder zupft, glaubst du, jetzt kommt der grosse Fang. Es ist wie beim Roulett, doch die Wenigsten gewinnen. Spät abends, bei prächtiger Abendstimmung, verspeisen wir einen Teil des frisch gefangenen Fischs. Bald falle ich todmüde ins Bett, über 8 Stunden stand ich auf dem Felsen, ich glaub mich knutscht ein Elch, die spinnen doch, die Römer (Fischer)!

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Sonntag 6. August

Notdürftig repariere ich die Rute von Marianne, so zur Not geht das noch ganz ordentlich, wenn auch nur noch mit halber Rutenlänge. Wir verabschieden uns von den Nachbarn, die bleiben noch ein paar Tage und füllen ihre Fischvorräte auf, das Muster haben wir ihnen ja präsentiert! Nun ziehen die Reisevögel endlich südwärts, Kristiansund ist unser nächstes Ziel. Die Fahrt führt uns wieder durch einsame Gegenden wie aus dem Bilderbuch, wir fühlen uns fast wie zu Hause, Wiesen, Wälder, Berge, Seen, prächtige Landschaft.

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Da wir Trondheim quasi links liegen lassen, setzen wir mit der Fähre über den Trondheimsfjorden. Dunkle Wolken ziehen auf, die Sonne verschwindet langsam, noch schnell ein paar Eindrücke der Landschaft knipsen.

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Auf dem Parkplatz bei der blauen Brücke, so hat es uns der Münchner Nachbar heute Morgen mit auf die Reise gegeben, dort kannst du gut übernachten und fischen von der Brücke. Da stehen wir nun also, aber fischen, das mögen wir nicht mehr, der Reisetag hinterlässt seine Spuren, «guet Nacht am Nüni»!

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Montag 7. August

Während unsere italienischen Womonachbarn schon früh am Morgen die Fischerruten auspacken, zieht es uns unter die Leute, wir wollen in die Stadt, Kristansund ist unser Ziel. Früher war die Inselstadt nur über Fähren erreichbar, heute führen zwei Tunnels unter dem Meer durch. Einkaufszentrum gesucht, nicht zu übersehen, zig Geschäfte reihen sich auf der Zufahrtsstrasse aneinander, eines bald grösser als das andere. Für uns ideal, guter Internetempfang, so können wir die Website aktualisieren und auf alle WhatsApp antworten, was immer auch «viel» Zeit beansprucht.
Der Übernachtungsplatz am Hafen hat noch Platz, am Abend ist er aber restlos gefüllt mit Fahrzeugen aller Art, spannend immer wieder neue Leute anzutreffen, Schweizer sind aber ein rares Produkt hier im Norden, oder wir sind nicht an den gleichen Plätzen wie unsere Landsleute.
Sonnenbrille, Jacke, Regenschirm, Fotoapparat, Handy, haben wir alles? Stadtbesichtigung ist angesagt, schon längere Zeit ist verflossen als wir so viele Autos und Leute auf so engem Raum angetroffen haben. Im Süden dunkle Wolken, im Norden blauer Himmel, wir sind genau am Rand des Tiefdruckgebietes, dass dem Süden so viel Regen bringt.

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Wir spazieren dem Hafen entlang Richtung Zentrum, vorbei am Schiffsbaumuseum. Zur Blütezeit produzierten hier drei Werften hölzerne Fischerboote am Laufmeter. Der Torskfisk wurde vor allem von den Italienern gefangen und in die Heimat exportiert. Manch einer wurde hier heimisch, böse Zungen behaupten es gäbe nirgends mehr Kinder mit schwarzen Chruselhaaren als hier in Kristiansund! Ja, immer kann man ja auch nicht nur fischen, das sehe ich ja selber in unseren Ferien, etwas Abwechslung ist da schon angesagt!

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Im Zentrum herrscht reger Betrieb, viele Einkaufsmöglichkeiten und Ausflüge auf dem Wasser werden angeboten. Leider sind wir für den Inselausflug nach Grip zu spät, das einzige Schiff fuhr schon morgens um zehn Uhr los. Es macht aber richtig Spass wieder mal die Stadtluft zu schnuppern und durch die Läden zu streifen. Am Ufer bestaunen wir das über 100-jährige Ausflugsboot.

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Als nächstes besuchen wir die Kirklandet Kirche, erbaut 1964. Zu dieser Zeit eine sehr gewagt moderne Konstruktion, symbolisieren soll es einen Kristall. Im Innern eher düster, speziell sind die farbigen Gläser, die weit in die Höhe beim Altar reichen. Persönlich gefällt mir die Kirche nicht, zu Speziell, erinnert eher an einen Hotelbau, aber die Geschmäcker sind verschieden, soll auch seinen Platz haben.

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Wir spazieren noch auf den Varden Aussichtsturm, leider nimmt die Bewölkung zu, so kürzen wir die Runde ab. Wir sehen die alte Wasserversorgung der Stadt. Die Angelfelsen sehen wir von weitem, lassen wir es für heute sein und lassen den Fischen die Ruhe.
Auch die Verpflegungsmöglichkeit in der Stadt ist international, Pizza, Kebab, Chinesisch, Türkisch, auch die Leute die wir antreffen, sind aus verschiedenen Kontinenten, der Flüchtlingsstrom aus Afrika lässt grüssen. So schlendern wir zum Womo zurück und verspeisen zur Abwechslung mal Tortellini und hören das 26. Älplerwunschkonzert live aus dem Urnerboden. Es lebe unsere Heimat, äs Griässli iserne Ürnerfrindä! Halt, fast vergessen, die Hurtigruten war ja auch noch zu Besuch! Manuela und Sebastian, erkennt ihr euer Schiff wieder?

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Dienstag 8. August

Der Blick aus dem Fenster verheisst nichts Gutes, grauer Himmel, keine Sonnenstrahlen. So lassen wir es gemütlich angehen. Kaum den Motor gestartet tauchen wir im Tunnel für 6 km unter Meereshöhe, irgendwie ein mulmiges Gefühl. Ende Tunnel wird einkassiert, eine überaus fröhliche Angestellte verlangt den Obolus für den Tunnel und frägt noch wo wir schon überall waren und wünscht weiterhin gute Reise. Unglaublich, so motiviert und mit Freuden den Job zu erledigen, und das vermutlich schon seit dem frühen Morgen, Hut ab. Die Fahrt führt uns den Atlantikweg über Brücken und kleine Inseln, in verschiedenen Fachmagazinen als die schönste Strasse Europas bezeichnet.

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Der Wetterbericht verspricht im Verlaufe des Tages Sonnenschein, so satteln wir wieder mal unsere Räder nach der ersten Passage und fahren mit 2-Rädern den gleichen Weg zurück. Mein Ziel wäre es noch ein paar schöne Bilder der Route zu schiessen. Doch anstelle Sonnenschein beginnt es zu Regnen. Wir überbrücken die Wartezeit mit unserem Hobby, aber auch das will heute nicht gelingen und als der Regen stärker wird, setzen wir unsere Fahrt fort. Eigentlich wollen wir die Rosenstadt Molde besuchen, aber schon setzt der nächste Regenguss ein. Also wieder abtauchen unter den Meeresspiegel und auf die Fähre Richtung Åndalsnes.

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Während wir um den Isfjord kurven verlässt gerade ein Kreuzfahrtschiff den Hafen. Die Passagiere besuchten vermutlich die Trollstiegen, eine der eindrücklichsten Passagen Norwegens. Wir übernachten auf dem Parkplatz mit ein paar anderen Womos, morgen geht es weiter Richtung Oslo.

 

Mittwoch 9. August

Blauer Himmel, aufstehen, wer weiss was heute noch für Wetterkapriolen zu erwarten sind gemäss Wetterbericht. So schlendern wir noch etwas durch Åndalsnes durch, knipsen ein paar Bilder und lassen uns vom Cappuccino im neu erbauten Besucherzentrum inspirieren. Die kleine Tochter der Gerantin hilft beim Einkassieren und hat grosse Freude am Trinkgeld, das wir in die Kasse werfen. Sie bedankt sich artig, welch ein doppelter Sonnenschein heute Morgen.

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Nun aber starten wir unsere Fahrt das enge Romsdal hinauf. Im Besucherzentrum der Trollveggen bestaunen wir die fast senkrechten, 1000m hohen Felswände, ein wahres Kletter- und Wanderparadies. Hat auch schon ein paar Menschenleben gekostet, daran erinnert eine Gedenktafel.
Ein paar Kilometer später, die Strasse steigt zügig bergan, weisst uns ein Wegweiser auf das nächste Naturschauspiel hin. Der Slettafossen des Raumaflusses bei Verma lockt die Menschenmassen an. 2 Cars, PW’s und Womos bestaunen und fotografieren die Wassermassen, die sich stiebend durch die Schlucht zwängen.

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Bjorli, das Winterskigebiet, ist das nächste Etappenziel. Nach so vielen Höhenmeter gönnen wir unserem motorisierten Untersatz eine Pause und dem Fahrer im heimelig gestalteten Café was aus der Dessertvitrine. Mich würde es noch interessieren ob die Masten am Rande der Skipiste für die Beleuchtung oder für die Beschneiung sind, werde ich mal recherchieren. Gemäss Prospekten hat es immer einen Meter Schnee auf den Pisten. Auf jeden Fall zählen wir weit über tausend Ferienhäuschen, ideal für Sommer- und Wintersport.

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Von nun an geht’s bergab! Und zwar sprichwörtlich, die Strasse führt bis Oslo wieder auf Meereshöhe und das Wetter verschlechtert sich zusehends. Ab Otta spielt unser Navi verrückt, es kennt die neue Strasse, auf der wir fahren, noch nicht. Dafür die Gebühreneinrichtung, die wir heute sicher über 10 Mal durchfahren. Die Norweger machen das clever, du hast nur wenig Alternativen zu den neuen Strassen, also zahle ich die Maut eigentlich noch so gerne, dafür habe ich super Reisebedingungen. Da frägst du nicht mehr, ob der Preis gerechtfertigt ist, aber heute habe ich über 30 Franken Gebühren bezahlt, und das innert 5 Stunden! Wir Schweizer streiten uns um die Vignette wegen 40 Franken für ein ganzes Jahr. Gotthardtunnel ausbauen und Maut verlangen. Wenn die Ferienreisenden nicht bezahlen wollen können sie ja die Schweiz meiden! So haben wir weniger Stau, weniger Luftverschmutzung und weniger Dreck, den die Autofahrer liegen lassen. Wetten, die bezahlen alle die Maut für den Tunnel, Ziel ist es doch so schnell wie möglich in den Süden zu gelangen.
Wenn ich von schlechtem Wetter spreche so meine ich das auch. Wir sehen fast nichts mehr von der Landschaft, Lillehammer ist grau in grau und je näher Richtung Oslo giesst es wie aus Kübeln. Ein veritabler Gewitterregen begleitet uns etwa 2 Stunden lang. Nur die LKW-Fahrer scheint das nichts zu kümmern, die donnern mit allem was aus den Motoren herauszuholen ist, an uns vorbei. Mensch, sind die lebensmüde! Also, so was habe ich noch nie erlebt. In Oslo, wo die Autobahn mehrspurig ist, überholen sie mich rechts und links und fahren einem direkt wieder vor die Nase, die spinnen, die «Römer», respektive die Brummifahrer.
Endlich erreichen wir den anvisierten Stellplatz am Hafengelände von Holmestrand. 150 Kronen, dafür sauberes WC mit Dusche. Eine Frau von der Gemeinde führt Kontrolle durch, ob alle bezahlt haben. Wahrlich, ein spezieller Tag, der sich zu Ende neigt, solche Wetterkapriolen haben wir schon lange nicht mehr erlebt, von der Fahrt gar nicht zu sprechen.

 

Donnerstag 10. August

 Das Abenteuer Oslo bei Regen überstanden, am Morgen lacht die Sonne durchs Fenster. Hafenmauer, Wasser, was liegt da näher als die Fischerrute auszupacken und das Mittagessen zu fangen. Fische haben wir zu hunderten gesehen, doch nur so 10 cm grosse. Also einpacken und Kaffee trinken in Holmestrand.

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Wir geniessen die warmen Sonnenstrahlen und machen uns dann auf den Weg nach Arendal. Unterwegs füllen wir noch die leere Gasflasche bei einer LPG Station auf. Funktioniert auch ohne Adapter problemlos. Plötzlich stockt der Verkehr, Stau! Das gibt es doch nicht, haben wir seit fast 3 Monaten nicht mehr erlebt. Baustelle in Larvik, der Tunnel und die Brücke werden neu gebaut, der ganze Verkehr zwängt sich durch die Stadt. Über eine Stunde brauchen wir für die nächsten paar Kilometer, das gibt Verspätung beim Nachtessen. Als wir dann endlich bei Henning auftauchen ist der Grill bereit, herzliche Begrüssung und wir lassen uns verwöhnen von den Koch- und Grillkünsten des Gastgebers. Aus der Schweiz kam die eindeutige Meldung, keinen Fisch, den haben sie in den letzten Wochen selber gefangen und in entsprechend grossen Mengen verspeist. Gut gemacht, Elin, es hat hervorragend geschmeckt.
So sitzen wir vor dem Gartenhäuschen und geniessen die Abendsonne. Henning zeigt uns Fotos von der Nepalreise, die er mit der Tochter zusammen unternommen hat. Er gerät richtig ins Schwärmen und berichtet, dass er in 2 Jahren mit seinem Sohn eine längere Reise in seine Traumregion unternehmen möchte. So vergehen die Stunden. Es gibt noch ein urchiges Ürnerkafi und zum Dessert Crêpes, zubereitet mit der letzten Wärme der Grillkohlen. Nur die Anwesenden können von den kleineren Problemen erzählen, und alles muss nicht getratscht werden!

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Freitag 11. August

Der Hausmeister muss früh aufstehen und arbeiten gehen, wir können ausschlafen. Doch bei so schönem Wetter packen wir und suchen in Arendal am Hafengelände einen Parkplatz, was so um 9 Uhr gut möglich ist. Kaum geparkt, spricht Marianne mit 2 fremden Männern. Up, dürfen wir hier nicht parkieren, da wir ja gleich 2 Parkplätze beanspruchen? Nein, es sind 2 Monteure der Schindler Aufzüge, sie haben uns angesprochen wegen dem Schweizer Nummernschild. So ergibt ein Wort das andere. Wir erzählen von unserem Schwager Heinz, dank ihm funktionieren in Arosa die Lifte jederzeit einwandfrei. Da nimmt der einte Monteur sein elektronisches Rapportgerät hervor, sucht den Namen Heinz Rey, und schon knipst er ein Foto von uns, Marianne schreibt ein paar Worte und wir senden Heinz ein internes Schindler-Mail. Der wird staunen! Muss ich jetzt nach Arendal Servicearbeiten ausführen? Kaffe? Ja gerne, so laden wir die beiden Monteure ein, selbstverständlich verraten wir dem Chef nicht, dass wir seine Arbeiter versäumen. Was wir so die 3 Monate gemacht haben? Da gibt es viel zu erzählen und schon ist eine Stunde vorbei. Jetzt aber an die Arbeit! Wir flanieren noch dem Hafengelände entlang, entdecken eine Backeri, und so ist es auch für uns an der Zeit den Weg nach Langesund zum Fährhafen unter die Räder zu nehmen. Tatsächlich hat es wieder ziemlich Stau, doch dieses Mal haben wir entsprechend Reserven eingeplant. Beim Einchecken müssen wir nur den Namen nennen, keine Papiere, nichts, ja wenn so Persönlichkeiten wie wir aufkreuzen! Pünktlich legt die Fähre ab, auf Wiedersehen Norwegen, es kommt Wehmut auf. Über 2 Monate war Skandinavien unsere zweite Heimat, die uns doch mehr ans Herz gewachsen ist als wir wahrhaben wollen. Auf dem Schiff sage ich spontan, Marianne, jeder von uns hat drei Vorschläge für die Ferien Sommer 2018. Meine 3 Vorschläge: 1. Südnorwegen, 2. Lofoten, 3. Nordnorwegen. Marianne studiert noch nach ihren Vorschlägen, deshalb helfe ich ihr ein wenig nach. Ihre Vorschläge: 1. Nordkorea, 2. Sardinien im August, 3. Saharawüste. Bei der internen Abstimmung machen meine 3 Vorschläge überraschend am meisten Punkte, also, somit ist klar, wir werden nächstes Jahr unsere Ferien in Norwegen verbringen. Das nenne ich echte Demokratie!

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Wegen den heftigen Winden erreichen wir Hirtshals mit 15 Minuten Verspätung. Nachtlager auf dem Campingplatz beziehen und den Abend bei einem Glas Roten ausklingen lassen, der letzten Flasche unseres Wohnmobilweinkellers notabene. Die nächsten Tage sind «Ferien» angesagt, schliesslich wollen wir erholt zu Hause eintreffen!

 

Samstag 12. August

Dem hausinternen Wetterfrosch wurde fristlos gekündet, die letzten Trefferquoten liegen weit unter dem Durchschnitt. Anstelle leichter Bewölkung mit leichter Regentendenz gegen Abend nieselt es bereits seit dem frühen Morgen. Schade, war ein lieber Kerl, wir werden ihn vermissen. Da wir ja nur noch 2 Wochen unterwegs sind lassen wir uns von nun an überraschen, was das Wetter mit uns plant. Ferien sind ja heute angesagt, mir ist aber bereits um 10 Uhr die Lust am Faulenzen vergangen. So erledige ich allen Bürokram, aktualisiere die Website mit unseren Kochevents, suche Rezepte so lange bis der Magen knurrt und Marianne sich meiner erbarmt. Sie hat heute Waschtag!
Gegen Abend guckt die doch noch die Sonne vorbei, habe ich da bei meinen Prognosen was verwechselt? Bis nach Hirtshals sind es nur ein paar Kilometer mit den Rädern, mit Rückenwind eh fast gratis. Als erstes erblicken wir den alten Leuchtturm, wo in den verschiedenen Gebäuden auch ein Steinmuseum zu besichtigen ist.

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Von oben bietet sich uns ein herrlicher Rundblick, allerdings bereitet das Treppensteigen einige Mühe, werde das Ganze mit meinem Konditionstrainer besprechen, da stimmt was nicht mit meinem Trainingsaufbau. Sogar die Technik des Leuchtturms ist ersichtlich, haben wir noch nie so gesehen.

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Mitten im Städtchen, die letzten Sonnenstrahlen leuchten noch vor der nächsten Wolkenfront, sehen wir die Fjordline in den Hafen einfahren. Welch ein mächtiges Schiff, wenn man die kleinen Boote nebenan anschaut. Auch das Wahrzeichen, die Treppenverbindung vom Hafen zum Zentrum, knipsen wir noch bevor die Sonne verschwindet.

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Überall duftet es so herrlich aus den Küchen, da schaffe ich es mit Marianne nicht mehr auf den Campingplatz in die Hausküche. Wir speisen im Familienrestaurant wie ganz normale Touristen, Pizza und Steak an Pfeffersauce, dazu einen «Radler». Den erhalten wir erst nach detaillierter Erklärung, die Antwort des Kellners, das trinken wir hier nicht. Wenigstens gab es kein Röhrchen dazu wie in Norwegen. Kleiner Trost, ein Holländerpaar bestellte auch das Gleiche, also sind wir keine Exoten hier in Dänemark.
Nachdem einem kurzen Regenschauer meldet sich der Wind und bläst die Wolken weg. In der Abendstimmung sehen wir die Fähre Richtung Norwegen verschwinden und auch auf dem Campingplatz sagen wir dem Tag tschüss, bis morgen, Sonnenschein oder Regenwolke, wir lassen uns überraschen.

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Sonntag 13. August

Seekrank im Wohnmobil? Kein Scherz, die ganze Nacht schüttelt der Wind unser Gefährt dermassen durch, dass ich fast kein Auge zugetan habe. Hier in Dänemark gibt es keine Berge die den Wind aufhalten. Der Wind hat auch seine guten Seiten, die Wolken sind weg, wir brechen zu unserer Rollertour auf. Hirtshals – Skagen – Frederikshavn – Hjorring, das ist unsere geplante Rundreise ab Campingplatz. Unser erster Stopp machen wir irgendwo an einem Strand in der Tannis Bucht. Wir staunen nicht schlecht dass die Autos am Strand, direkt am Meeresufer nachfahren bis zu ihrem Platz wo sie die Sonne geniessen oder baden gehen. Unglaublich wie bequem die Leute geworden sind! Herrlich sandig-salzige Meeresluft bläst uns entgegen und über die Dünen, aber uns wäre es zu kalt für ins Wasser. Weicheier, wir geben es zu!

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Weiterfahrt nach Skagen. Unglaublich, so viele Autos überholen uns oder kommen entgegen, dabei fahren wir ja fast an das Ende der Welt, dort wo die beiden Meere Kattegat und Skagerrat zusammentreffen. Am Parkplatz angekommen ist auch mir klar warum, wir sind nicht die Einzigen die diese Sehenswürdigkeit bewundern wollen. Im Jahr über 1 Million Besucher, heute sahen wir mehr Leute am Strand als am letzten Fussballmatch in Aarau. Kein Wunder, es läuft nicht rund und heute noch das Debakel im Cup, ausgeschieden gegen 1. Liga Club Echallens, schämt euch! Welcher Kopf rollt als nächster? Ist bereits der 3. Trainer innert 3 Monaten im Köcher der Verantwortlichen? Ja, so schlecht hat Urs Bachmann seinen Job halt auch nicht gemacht wie es die Medien geschrieben haben. Jetzt sind die Psychologen gefordert, Kopf hoch Jungs.
Für die weniger gängigen Leute fährt ein Traktor mit Wagen an die Dünenspitze, natürlich nicht gratis. Wir laufen die 3 km Weg durch den Sand wie die meisten anderen auch, es ist eine richtige Völkerwanderung.

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Der Flecken Skagen ist gemütlich, lädt zum Verweilen ein. Marianne stillt das kleine Hüngerchen zwischendurch mit einer Fischsuppe, da kann ich sie nicht alleine lassen und bestelle mir einen Hamburger, etwas typisch Dänisches inkl. Bierchen. Macht echt Spass hier der flanierenden Menschenmenge zuzuschauen, aber die Sonne senkt sich langsam dem Horizont entgegen, also weiter auf unserer Rundreise.

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In Frederikshavn suchen wir den Palmenstrand, den wir vor 10 Jahren schon bestaunt haben. Palmen hier im Norden. Tatsächlich, es sind mittlerweile sogar noch einige dazugekommen. Der Ort selber ist im Vergleich zu Skagen leblos, keine Touristen die flanieren. Ein Norwegerpaar spricht uns an, ob wir Winter haben. Klar, in unserem Töfftenü sehen wir nicht wie Einheimische aus. Immer wieder ergeben sich so spontane Kontakte und allen Leuten erzählen wir von den Riesenfischen, die wir gefangen haben und wie uns das Land gefällt.

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Bei weiterhin zügigem Wind kehren wir auf den Campingplatz zurück, versorgen alles, morgen geht es weiter, der dänischen Küste entlang.

 

Montag 14. August

Morgenstund hat Gold im Mund, so reisen wir in fröhlicher Stimmung südwärts. Die Nebenstrassen sind auch in Dänemark gut ausgebaut, so kommen wir zügig voran. Unsere Fahrt führt uns durch Getreidefelder, und Getreidefelder, und Getreidefelder. Ah, sogar eine Steigung von 20 Meter gilt es zu bewältigen! Ja, hier sind die Berge eben und die Hügel flach. In Fjerritslev machen wir Pause, Marianne braucht ihren Mittagssalat, sie ist gerade auf Diät wegen dem Übergewicht im Wohnmobil. Ich schlendere durch das Örtchen und finde einen Planetenweg, der mit der Sonne hier beginnt. Typisch sind auch die Backsteinhäuser, welch Gegensatz zu den Holzhäuser in Norwegen.

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In Thisted, einem schmucken Städtchen am Limfjorden, halte ich Mittagsrast, allerdings ohne Salat. Nein, keine Superdiät, aber ich geniesse das Lachsbrötchen ohne Grünzeug. Während wir gemütlich unseren biologischen Cappuccino für sechs Franken, das Stück, wohlverstanden, geniessen, läutet bei Marianne das Telefon. Edith ist am Draht, wir treffen uns heute Abend auf dem Camping in Thyboron. Super dass es klappt, sie reisen nordwärts, wir südwärts, so trifft man sich doch automatisch, oder? Ein letzter Blick auf das Rathaus, zurück zum Womo und weiter geht die Fahrt Richtung Treffpunkt ohne nennenswerte Steigungen!

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Noch die Fähre über den Kanal und wir treffen sogar als Erste auf dem Camping ein. Wir geniessen den gemütlichen Abend, unsere Fischvorräte reduzieren sich, wenn auch nicht alle Liebhaber dieser Ernährung sind. Bei einem guten Tropfen vergehen die Stunden schnell, als Abschluss noch ein richtiges Kaffe fertig und ab in die Klappe, die Frauen sind müde. Wobei, ich schlafe bereits als Marianne noch einen heroischen Kampf mit 2 Mücken und einer Fliege führt, wie ich am anderen Morgen erfahre.

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Dienstag 15. August

Ja, wie die Zeit vergeht. Ich meine nicht nur unsere Reisezeit seit Mitte Mai, sondern wenn 3 Frauen zusammen am z’mörgele sind und sich viel zu erzählen haben. So wird es Mittag, wir müssen den Campingplatz räumen, sonst kostet es Nachzahlung. Also verschieben wir uns ein paar Kilometer weiter nach Lemvig, wo wir noch gemütlich am runden Tisch einen «Radler» trinken bis er eckig ist. Zeit für Städtchenbummel bleibt auch noch, am Hafen gibt es frische Fische, da gibt es für die eine Hälfte kein Halten mehr. Gut so, die andere Hälfte hat dafür freien Ausgang zum Fotos schiessen.

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Doch bald heisst es trotzdem Abschied nehmen. Unser «Hund» in der Garage erhält auch noch ein kleines Abschiedsgeschenk, er wird sich sicher freuen, momentan schläft er. Nein keine Angst, wir kommen nicht mit einem lebenden Vierbeiner zurück, aber da wir einige Erlebnisse mit Hunden hatten, haben wir jetzt halt fiktiv auch einen, nur muss er in der Garage des Womos hausen.
Wir wünschen Edith weiterhin gute Fahrt, sie reist nordwärts Richtung Schweden und Tanja gute Rückkehr ins Südtirol, war echt lässig mit Euch die kurze Zeit zu verbringen.
Dem Meer entlang ziehen wir südwärts. Wenn ich ehrlich bin, mir fehlen die Berge, Dänemark ist mir zu flach. Du siehst ja nur ein paar hundert Meter weit, überall entweder Wasser, vor allem Getreidefelder, die jetzt intensiv geerntet werden, und ab und zu Kühe, die weiden. Sind wir zu anspruchsvoll? Nein, wir sind Norwegen oder Schweiz geprägt, uns da hat es Berge und Täler und richtige Flüsse. Der Wind weht hier so stark, dass man am Meer die Strohdachhäuser hinter den Dünen verstecken muss, sonst wäre bald alles verweht.

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Es zieht ein Gewitter auf und wir entschliessen uns bis zum Campingplatz in Ribe zu fahren. Morgen soll die Sonne scheinen, dann werden wir einen Ausflug ans Meer unternehmen und die Badehosen in Betrieb nehmen, vielleicht! Zu einem gemütlichen Fussballabend gehören Tore, leider hat YB ins Eigene getroffen und so unverdient 0:1 verloren. Aber sie haben wenigstens gekämpft bis zum Umfallen, FC Aarau, nehmt euch ein Vorbild daran.

 


Mittwoch 16. August

Pack die Badehose ein, nimm das kleine Schwesterlein ......, so lautet ein Schlager aus alten Tagen. Wir packen noch Sonnencreme und Fotoapparat sowie ein Flasche Mineralwasser ein und ab geht die Fahrt nach Rømø. Die Insel ist mit einem 1940 gebauten Damm mit dem Festland verbunden. Pro Tag fahren an einem schönen Sommertag 10'000 Fahrzeuge auf die Insel. Du kannst den Strand eigentlich gar nicht verpassen, ca. 15 km gerade aus, bei der Ampel durch die Dünen und, wow, wo sind wir da gelandet!

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Kilometerlanger Sandstrand in der Breite und Tiefe. Alle fräsen (30 km/h wären erlaubt) möglichst auf dem schnellsten Weg ans Meer. Velos, PW’s und Wohnmobile reihen sich an vorderster Front ein und geniessen die unendliche Weite des Meeres. Mobile WC Anlagen, Imbissstand gibt es nur 1 Stück sowie Drachenverkaufsstand. Und das Wichtigste, die Feuerwehr! Nein, nicht für Brände zum Löschen, sondern für im Sande steckengebliebene Fahrzeuge zu retten. Edith kann euch das genau im Detail beschreiben, Kostenpunkt ca. 40 Euro habe ich mir gemerkt. Der «Retter» lebt gut davon, er wiegt stattliche 150 kg inkl. Hund, also der Hund ist nur etwa 2 kg!

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Wir sünnelen und staunen ob der Menschenmenge, die sich aber gut verteilt, so hat jeder mindestens 20m Abstand vom Nächsten, der Strand ist so riesig. Viele üben das Drachenfliegen oder versuchen sich mit dem Wasser anzufreunden. Also ich war bis zu den Knöcheln im Wasser, Marianne etwas weniger, sonst wären wir «erfroren». Nein, bei 16 Grad Wassertemperatur bringen mich keine 10 Pferde ins Wasser. Plagen dich Hunger oder sonstige Gelüste, die Verpflegung lässt nichts zu wünschen übrig. Currywurst, Bier und feinstes Eis, es lebe der Sommer, der Mond ist ja gerade am Abnehmen. Wir kreuzen mit dem Roller nochmals den Strand entlang von oben nach unten, sehen noch eine «Rettung», dann kreuzen wir weiter. In Havneby sehen wir die Fähre, die Sonnenhungrige oder Harley – Damen auf Sylt bringt.

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Wir müssen aber zurück zum Camping in Ribe und spüren den Fahrtwind beim gemütlichen Fahren auf den Nebenstrassen, wo wir nur Mähdrescher und Traktoren an der Arbeit sehen. Wie wäre es mit einem kleinen Häuschen am Meer? Können wir liefern inkl. Künstler. Dem Damm entlang sehen wir plötzlich kein Wasser mehr, Ebbe hat eingesetzt. Spannend, weit hinaus könnte man wandern oder wenigstens sich die Schuhe nass machen. Wir bleiben im Trockenen, ist eh Naturschutzgebiet, betreten verboten lesen wir.

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Donnerstag 17. August

Kurzes Frühstück und los geht die Stadtbesichtigung in Ribe. Die älteste Stadt Dänemarks, kurz nach 9 Uhr erst am Erwachen, versprüht einen natürlichen Charme. Wasser, gut erhaltene alte Gebäude, Domkirche, Strassencafés und natürlich etwas später viele Einkaufsläden, die auf Kunden warten.

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Im Rathaus ist Hochbetrieb, am 17.8.17 wollen viele Paare ihr Ja-Wort geben. Alle 30 Minuten ein neues Brautpaar, mal jünger, mal schon mit Kindern, mal aus verschiedenen Kulturen. Das gibt ein langer Tag für die Leute, schon am Morgen ab 9 Uhr feiern. Wir besuchen noch den Dom, der gerade von einer Horde Schulklassen gestürmt wird, Weiterbildung oder einfach Ausflug, sie führen sich aber artig auf.

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Doch bald ist Mittag, zurück auf den Campingplatz, packen und weiter Richtung Dagebüll im Nordfriesland. Am Empfang spreche ich aus lauter Gewohnheit Englisch und frage höflich nach einem freien Plätzchen. Als ich meine Campingkarte abgebe lacht die Frau hinter den Tresen und meint trocken, «kannste ruhig Deutsch met mer spreche, gell»! Ach ja, wir sind nach zig Wochen wieder im deutschsprachigen Raum eingetroffen. Lachend trotte ich in den Regen hinaus, den Schirm biegt es mir einfach rum, so bläst der Wind. Kann einem Nordeuropacamper doch die Laune nicht vermiesen! Gegen Abend lässt der Regen nach und wir bereiten die Wattenmeer-Ausflüge für morgen vor.
Halt, was lesen meine alten Augen auf der AZ-Online Website, Sandro Burki neuer Sportchef beim FC Aarau! Ponte fristlos entlassen. Ja, das kann passieren, hat unser Wetterfrosch auch erfahren, entweder Erfolg oder du bis raus aus dem Geschäft. Wenn das nur gut geht, Zeit dass wir nach Hause kehren und zum Rechten schauen auf dem Brügglifeld. Nicht ernst gemeint, aber die Saison können sie abhacken und das neue Stadion ist noch in weiter Ferne, schade, da wurde zu viel des Guten gewurstelt. Da fehlt es an der notwendigen Kompetenz der Führungscrew, aber Tore schiessen müssen halt trotzdem noch die Spieler, da nützt auch der beste Trainer an der Seitenlinie nichts.

 

Freitag 18. August

Wattenmeer, UNESCO Weltkulturerbe. Mit unseren Rädern fahren wir nach Schlüttsiel, wo die Fähre uns auf die Hallig Hooge mitnimmt. Hier erholen sich gestresste Manager oder Ruhesuchende. Die gut 100 Bewohner verdienen ihr Brot mit Landwirtschaft und vor allem dem Tourismus, mit dem Vermieten von Wohnungen oder den 100'000 Tagesbesuchern pro Jahr. Auch Kühe vom Festland dürfen hier ihre Sommerzeit geniessen, die Insel muss bewirtschaftet werden, sonst besteht die Gefahr, dass das Land bei Sturmfluten weggeschwemmt wird. Die Häuser liegen verteilt auf 10 Warften, das sind künstlich aufgeschüttete Hügel die vor Sturmfluten schützen, der Rest der Insel ist dann Land unter. Wir besichtigen einen Film wo wir die Gewalt einer solchen Sturmflut sehen, sehr beeindruckend, wenn rund um dein Haus die Wassermassen toben. Per Rad drehen wir eine Inselrunde bevor uns die Fähre bei Ebbe wieder ans Festland zurückführt. Ganz langsam muss sie in den Hafen einfahren, links und rechts ist kein Wasser mehr, die Sandbänke ermöglichen hier keine Schifffahrt mehr. Dieser Ausflug ist aus einer Idee von Marianne entstanden, sie hat das Buch «Barfus auf dem Sommerteich» über die Insel und das Leben von Katja Just gelesen.

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Samstag 19. August

Besuch der Insel Föhr, oder doch nicht? Morgens um 9 Uhr fegt ein Gewitter mit Hagel über unseren Campingplatz in Dagebüll. Doch schon bald ist der Spuk vorbei und los geht’s mit der Fähre, die bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Kurz vor Wyk, dem Zentrum der Insel wagt sich die Sonne schon wieder hinter den Wolken hervor.

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Im Städtchen herrscht Betrieb, viele Tagestouristen und noch viel mehr Feriengäste geniessen den Morgenkaffee mit was Feinem dazu, wir auch!

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Wir wollten doch eigentlich die Insel umrunden, oder? Also los, sonst kommt bestimmt der nächste Regenschauer. Doch wir haben es nicht so eilig, es ist so spannend überall die Landschaft zu bestaunen und den Leuten am Wasser zuzuschauen.

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So schaffen wir es doch nach Nieblum, immerhin etwa 5 km von den geplanten 50 km. Der Ort gefällt uns wegen den vielen Reetdachhäusern. Hier liessen sich früher die wohlhabenden Schiffskapitäne nieder. Auch der 600 Jahre alte «Friesendom» ist ein Schmuckstück und passt zum Ort. Uns gefällt der Fischladen noch fast besser, es ist Mittagszeit, Marianne hat ein «Loch» im Bauch! Und dann noch die Bäckerei mit Kaffee, leider meinte es die Verkäuferin mit meinem Familienstreuselkuchen etwas gar gut, zum Glück habe ich einen Korb als Gepäckträger, so haben wir Reiseproviant.

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Endlich fahren wir weiter, es zeigen sich dunkle Wolken am Himmel, doch das Gewitter geht südlich der Insel vorbei. Was versteckt sich da hinter dem Schutzdamm? Ah, das Meer mit Kitesurfern! Etwas später machen wir Rast in einem Strassencafé aber ohne Kaffee, wir brauchen etwas Flüssigeres. An der Wand steht ein guter Spruch geschrieben. «Kein Kuchen ist auch keine Lösung!» Das Angebot ist fantastisch, aber unsere Bäuche sind leider schon gefüllt. Ja, das hat man halt wenn man zu ungestüm bei der erst besten Gelegenheit zuschlägt. Die Weiterfahrt zeigt uns die Landschaft der Insel mit vielen Tieren, hier würden wir eine Woche Ferien machen, sagen wir beide spontan.

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Doch plötzlich ziehen schnell schwarze Wolken auf, es beginnt zu regnen. Kurz unterstehen, dann subito zurück nach Wyk, auf die Fähre und schon lassen wir einen wunderbaren Tag wieder Revue passieren. Wenn ich die mehr als dunklen Wolken aufziehen sehe, keine Minute zu spät, unsere Heimkehr.

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Sonntag 20. August

Hamburg, das Tor der Welt erwartet uns. Gewittrige Regengüsse begleiten uns auf den gut 200 km in die Stadt und auch der erste Stau wegen einer Baustelle lässt uns fast eine Stunde schleichen. Vorteil Wohnmobil, WC vorhanden und notfalls geht auch die Küche in Betrieb, was sich Marianne auch zu nutzen macht. Endlich Ausfahrt Hamburg, doch was nun folgt ist der helle Wahnsinn. Wegen einem Velorennen «irren» wir über 2 Stunden kreuz und quer durch die Stadt. Das Navi weist uns tapfer den Weg, doch immer wieder ist diese oder jene Strasse gesperrt. Also komplett zur Stadt raus, Umweg von fast 30 km über die Autobahn und den Hamburger Wohnmobilhafen von Süden her anpeilen. Zu guter Letzt fahren wir den Platz noch von der falschen Strassenseite an. Ich suche den Eingang, winke Marianne sie solle um die Ecke fahren und einbiegen, und reserviere einen der letzten Plätze. Doch wo bleibt meine Copilotin? Hart, nach über 3 Monaten sich so von mir zu verabschieden! Ein freundlicher Mercedes Fahrer bringt sie mir wohlbehalten zurück, bei von mir angezeigter Abbiegung war eine Verbotstafel.
Zwar schon gegen 5 Uhr, aber wir erkunden noch ein wenig die Stadt, lösen das 3-tages Ticket für Touristen und schon irren wir umher und suchen S- und U-Bahnstationen. Herzlich Willkommen, Schweizer Landeier! Wir finden dann etwas später den Eingang der Miniaturausstellung, für die wir morgen um 9 Uhr Tickets gekauft haben. Auf unserem weiteren Rundgang laufen wir an einem Strassentheater vorbei und entschliessen uns spontan das Stück «Jedermann» anzuschauen. Etwas kühl die Witterung, aber sehr gutes Theater. So suchen wir noch das Lichtspiel mit Musik im Planten und Blomen und der erste Tag endet spät nachts, kurz vor Mitternacht.

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Montag 21. August

Regenschirm, Jacke, Fotoapparat, was zum Trinken und los geht das Abendteuer Hamburg. Dank reservierter Tickets treten wir ohne Wartezeit ins Miniatur Wunderland ein. Muss man gesehen haben, echt super die verschiedenen Teile wie Amerika, Hamburg, Schweiz, Italien und, und, und. Gross und klein bestaunt was sich da alles bewegt und leuchtet.

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In der Kaffeerösterei gleich nebenan erhalten wir Power für die nächsten Besichtigungen. Elbphilharmonie und Speicherstadt sind noch auf dem Programm.

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Wir treffen Beate und Wolfgang wieder wie vor über 2 Monaten abgemacht. Sie zeigen uns in einer kleinen Rundfahrt viele spannende Ecken der Stadt. Dann laufen wir unter der Elbe durch im 1911 eröffneten Elbtunnel. Diente zu dieser Zeit den Hafenarbeitern als Weg zur Arbeit. Für 2 Euros kannst Du heute mit dem Auto rüber, zuerst mit dem Lift 15 m in die Tiefe und auf der anderen Seite wieder hoch.

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Und als Höhepunkt erweist uns die 345 m lange Queen Mary 2 die Referenz. Sie dreht eine Ehrenrunde im Hafenbecken bevor die Reise elbabwärts Richtung Meer beginnt. 3 Mal kurven wir mit dem öffentlichen Schiff um den Riesendampfer, in der ersten Reihe, super Idee, die wir da getroffen haben.

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Zurück zum Parkplatz, gemeinsames Nachtessen an der Elbe, Fahrt durch St. Pauli und wir werden direkt zum Stellplatz chauffiert. Lieben Dank ihr Beiden und alles Gute für die nächste Zeit, wir freuen uns auf einen Besuch in der Schweiz.

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Dienstag 22. August

Der Elbe entlang per Rad pedalen wir nach Blankenese, um 12 Uhr ist Mariannes Coiffeur-Termin. Nur ein paar Kilometer ausserhalb des Zentrums und schon hat man die Stadt-Ambiente hinter sich gelassen und ist mitten in der Natur. Am späten Nachmittag besuchen wir noch die Michaelskirche, promenieren im Park und suchen im Hafengelände ein Restaurant. Bei einem Italiener verspeist Marianne eine Riesenpizza, (so ein Riesenteil, hat keinen Platz in der Kamera, darum kein Bild) und für mich gibt es Pasta, basta. Am Abend Besuch im Vergnügungspark, dem Dom. 260 Schaustellbetriebe inkl. allen Verpflegungsständen, alle wirklich schön gestaltet, eine gemütliche Atmosphäre, passt für Jung und Alt. Zurück per Rad auf den Stellplatz, Nachthemdverteilung, die Letzte in Hamburg. Reeperbahn? Nee, nur schauen! Zum Abschluss ein paar Eindrücke aus der Touristenoptik von Hamburg.

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Mittwoch 23. – Samstag 26. August

Heimreise nach Oberentfelden. Wir schliessen den Kreis unserer grossen Reise. Ein wahrlich fantastisches Erlebnis mit unglaublich vielen Eindrücken. Ein herzliches Dankeschön allen die uns in irgendeiner Form unterstützt haben, den Nachbarn fürs hüten der Haustiere, unserer Familie und allen Freunden sowie dem Fanclub der Reiseberichte.
Zur Erinnerung, Freitag, 19. Januar 2018, Kochevent unter dem Motto Erlebnis Nordeuropa, wir zeigen die schönsten Bilder in einer Multivisionsshow und erzählen live von unseren Erlebnissen. Anmeldung auf unserer Website oder direkt bei uns möglich.
Als krönenden Abschluss präsentieren wir via Link auf Youtube den Lofotenfilm, aufgenommen mit der Drohne. Geniessen und zurücklehnen, herzlichen Dank Sebastian, super gemacht.