Teil 2 Ptui - Pirot

 

Donnerstag 12. April  Ptui – Zagreb

Gestern Mittwoch um 15 Uhr war es soweit, Start zur Seabridge Reise KURS Albanien. Ein erstes Briefing, ein gegenseitiges Beschnuppern und Kennenlernen. Michi und Angela, unsere Reiseleiter erklärten die wichtigsten Regeln und Verhaltensweisen auf der Reise. Die Gruppe besteht aus halb Schweizern und halb Deutsche, eine kunterbunte lockere Wohnmobilfamilie, die sich auf spannende 4 Wochen freut.
Am Abend gabs das erste gemeinsame Essen, ein Buffet im Grand Hotel Primus, das zur Therme gehört. So lernten wir schon die ersten Mitglieder etwas näher kennen.

Start zur ersten Etappe am nächsten Morgen via Varaždin nach Zagreb. Unser Navi will uns wieder auf unmöglichen Nebenstrassen zum ersten Stopp führen. Die Ursache könnte sein, dass das Navi der Meinung ist, wir seien länger als 14m, diese Warnung habe ich kurz eingeblendet gesehen beim Passieren der vermeintlich gesperrten Strasse. Der anvisierte Parkplatz beim Einkaufszentrum ist besetzt, so fahren wir etwas ausserhalb der Stadt auf einen Parkplatz und starten mit den Velos die Besichtigung von Varaždin. Auch diese Stadt weist eine lange, teils kriegerische Vergangenheit auf. Zur Sicherung wurde eine Festung mit Wassergraben und Stadtmauern errichtet. Heute ist dort ein Museum beheimatet.

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Kirchen gibt es natürlich auch, zu erwähnen hier die Nikolauskirche. Ebenfalls zu besichtigen ist eine Jesuiten- und Franziskanerkirche. Für jede Glaubensrichtung etwas, so bleibt die Kirche im Dorf!

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Wir staunen ob der Gelassenheit der Kroaten, die sich schon früh zum Apero treffen und nicht die bei uns gegenwärtige Hektik ausstrahlen. Das steckt an und wir lassen die Zeit verstreichen und schlendern noch etwas durch die Gassen und Plätze.

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Für die Fahrt nach Zagreb wählen wir die gemütliche Landstrecke und treffen sogar auf die Regionalbahn. Hier erfolgt die Abfertigung noch persönlich vom Bahnhofsvorstand!

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So treffen wir gegen 17 Uhr im Camp Zagreb in Rakitje ein, richten uns kurz und bündig ein und schon offeriert die Rezeption einen Sliwowitz! Später werden wir von der Reiseleitung zum Bierchen und einer kalten Platte eingeladen, so macht das Gruppenreisen wirklich Spass.

 

Freitag 12. April  Zagreb

Willkommen in Kroatien!

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Punkt 9 Uhr starten wir per Bus auf die Stadtbesichtigung von Zagreb. Unterwegs steigt unser deutschsprachiger Führer zu und startet mit einem Infofeuerwerk sondergleichen. Ich glaube er hat die letzten 3 Tage zu Hause nicht mehr reden dürfen!
Beim Bahnhof steigen wir aus und erkunden nun per pedes die Stadt. Damit der berühmte Orientexpress hier halt macht musste ein Bahnhof mit nebenanliegendem 5 Sterne Hotel gebaut werden. Zagreb liess sich nicht lumpen und erinnert an glorreiche Reisezeiten. Wer hier aussteigt und Richtung Stadtzentrum läuft wird von der Statue des ersten Königs Tomislav empfangen. Dem mutigen Feldherrn gelang es die Stadt vor den Angriffen der Ungarn zu schützen.

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Gleich dahinter strahlt in der Morgensonne der restaurierte Kunstpavillon mit uns um die Wette.

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Ein paar Schritte und wir stehen mitten auf dem Ban-Jelačić-Platz, dem zentralen Treffpunkt von jung und alt. Der Brunnen soll der Stadt den Namen Zagreb gegeben haben, als ein Jüngling eine hübsche Frau gefragt haben soll, ob sie im Wasser gäbe. Za greb mir Wasser, oder ähnlich!

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Die Kathedrale ist von einem riesigen Baugerüst eingepackt. Die Schäden des Erdbebens vom 22. März 2020 werden in den nächsten 5-6 Jahren saniert, die beiden Türme werden komplett neu aufgebaut.

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Was wäre ein Besuch Zagrebs ohne wenigstens ein Blick von aussen auf die Markuskirche zu werfen mit seinem Ziegelwerk der Wappen. Dass nebenan noch die Regierung am beraten ist bemerkt der Aussenstehende nicht, regieren verursacht keinen Lärm, nur die Folgen davon!

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Noch ein Blick von der Terrasse der Oberstadt auf die Dächer, die eher nicht zum Stadtbild passenden Hochhäuser sind weit weg am Stadtrand aufgestellt worden.

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Die Gruppe wird im Stari Fijaker hervorragend verpflegt, das Dessert genehmigen wir uns im Vincek, der besten Bäckerei der Stadt. Heimreise mit dem Bus, Briefing der Gruppe für die nächsten 3 Tage und schon neigt sich ein ereignisreicher Tag dem Ende zu.

 

Samstag 13. April  Zagreb – Papuk Nationalpark

Schon früh reisen die ersten Womo vom Zagreb Camp, kleines Wettrennen wer zuerst am neuen Stellplatz eintrifft? Nein, wir nehmen es gemütlich, Frühstückshalt in Sisak und dann gemütlich über Land Richtung Grenze Herzegovina. Etwa gefühlt 90% der Häuser sind nicht fertig gebaut und davon die Hälfte nicht mehr bewohnbar. Der Krieg 1991 hat seine Spuren hinterlassen, Leute sind geflohen und nicht mehr zurückgekehrt und zweitens fehlt das Geld für die Fertigarbeiten an Fassade.
In Harvatska Kostajnica folgt der übliche «Radlerhalt» und mit der Drohne betrachten wir die Landschaft mal von oben. Welche Funktion das alte Riesenrad hat ist uns nicht bekannt, sieht aber lustig aus hier an diesem Ort.

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Der nächste Halt in Jasenovac stimmt mehr als nachdenklich. Das Konzentrationslager zu Nazizeiten im zweiten Weltkrieg erinnert an die Gräueltaten zu dieser Zeit. Unglaublich was hier Menschen Menschen angetan haben! Etwa 70 - 90'000 andersdenkende Personen wurden ermordet. Damit solche Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten wurde ein Mahnmal mit Museum errichtet.

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Die Weiterreise über Land mal Hügel rauf und dann wieder runter ist sehr abwechslungsreich und praktisch ohne viel Verkehr auf den Strassen. In Lipik dann noch die obligate Kaffee- / Kuchenpause mit Besichtigung von Feuerwehroldtimerfahrzeug.

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Es ist gut 17 Uhr als wir die letzten Kilometer kurz vor Velika fahren und im Licht der Abendsonne Weinberge und romantische Dörfer erblicken. Auf dem Camp Duboka raucht bereits das Grillfeuer, wir sind eines der letzten Womos die eintreffen. Stört uns nicht, wir sind nicht auf der Flucht, sondern zum Geniessen und Erleben unterwegs. So verbringen wir noch einen gemütlichen Abend in geselliger Runde am Grillfeuer mit feinen Salaten und entsprechender Beilage.

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Sonntag 14. April  Ausflug Dakovo

Pünktlich um halb Neun stand der Bus auf dem Camp und die muntere Reiseschar bestieg den Bus Richtung Frühstück zum Weingut der Familie Milanović in Trnava. Die Fahrt zeigt eindrücklich die fruchtbare Gegend Slawoniens, die Kornkammer Kroatiens. Nach einem kleinen Begrüssungs-Schnäpschen setzen wir uns an die Tische und verspeisen die vorbereiteten Fleisch- und Käseplatten sowie Eierspeisen. Alle sind hungrig, dauerte die Fahrt doch 90 Minuten, mit leerem Magen notabene!

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Gestärkt steht nun der Besuch von Dakovo auf dem Programm. Eine deutschsprechende Führerin erklärt kurz die Geschichte Kroatiens und dann vor allem alle Detailinfos zur St. Peters Kathedrale. Der Bau geschah im Auftrag von Bischof Josip Jurai Strossmayer und dauerte 16 Jahre (1866–1882). Die Kirche war eigentlich schon nach 6 Jahren gebaut, der Innenausbau mit unglaublich schönen Malereien und Fresken dauerte nochmals 10 Jahre. Es ist wirklich eine der schönsten Kathedralen die wir auf unseren Reisen besichtigt haben. Der detailgetreue Innenausbau hat sich gelohnt, das Studium all der Bilder vom alten und neuen Testament würde Stunden in Anspruch nehmen.

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Gegensätzlicher könnte eine Führung nicht sein, die kleine Museumskirche, früher Moschee, kommt einem wie im Swiss Miniatur Park vor, so gegensätzlich ist sie punkto Grösse.

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Bei Temperaturen gegen 30° ist nun eine Stärkung im Schatten in einem der zahlreichen Strassencafés angesagt, bevor wir noch das Lippizaner Gestüt «Ivandvor» in der Nähe besuchen. Beim Decken der Stute mit dem Hengst werden die beiden Tiere immer mit einer Holzwand dazwischen zum Beschnuppern aufgestellt. Wenn die Stute mit den Hufen an die Holzwand schlägt ist es ein klares Zeichen, sie will nichts vom Hengst, sie ist noch nicht so weit. Jetzt ist mir auch klar wieso ich ab und zu solche Geräusche aus den Wohnmobilen höre! Heute gibt’s nichts zu kuscheln und so!

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So fahren wir wieder zurück zum Frühstücksplatz. In der Zwischenzeit brutzelte das Schweinchen im Ofen vor dem Häuschen. Kleine Weinprobe und bald schon werden wir erstklassig verpflegt. Auf der wiederum 90-minütigen Heimfahrt hört man schon bald die ersten Schnarchgeräusche, der Tag war anstrengend.

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Montag 15. April  Wanderung Papuk Nationalpark

Wanderschuhe schnüren, Stöcke ausfahren, Rucksack packen und los geht’s in die «Berge», sprich in den Wald des Papuk Nationalparks. Gut 3 h dauert die Wanderung bis nach Jankovac, wo eine Verpflegungsmöglichkeit besteht. Wild romantisch einem kleinen Bächlein entlang und schon bald durch den mit blühendem Bärlauch übersäten Waldboden.

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Beim Restaurant in Jankovac treffen sich fast alle wieder. Heute ist wenig Betrieb, die Rangerin, die uns führt, erklärt dass gestern über 1000 Personen hier waren. Im See gäbe es Forellen, bei den herrschenden Temperaturen schwitzen ja sogar die Fische! Wir stärken uns mit Flüssigkeit und kleinen Snacks.

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Zurück werden wir mit 2 Kleinbussen geführt, einige wandern über den Berg zurück. Im Camp machen alle Siesta, bevor es um 17 Uhr mit dem Briefing für morgen weitergeht.

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Dienstag 16. April  Camp Papuk – Harkany (Ungarn)

Die Reise startet weiter Richtung Ungarn. Da wir nur gut 130km zu befahren haben, steuern wir zuerst das südlich gelegene Požega an. Kleinere Missverständnisse zwischen Copilot und Fahrerin lassen uns etwas ausserhalb einen Parkplatz finden, wir sind ja heute noch nichts gelaufen, bekomme ich auf etwaige Bemerkungen als Antwort. Die Stadt hat römischen Ursprung und wie alle Städte zahlreiche Herrscher im Laufe der Jahrhunderte. Beim neu gestalteten Dreifaltigkeitsplatz mit der Pestsäule und der Franziskanerkirche starten wir unseren Rundgang, Marianne bereits mit einem Croissant bestückt!

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Es gibt auch runde Ecken, und wenn sie dann noch so schön wie am Gerichtsgebäude verarbeitet wurden, zwingt es einen schon fast ein Foto zu schiessen.

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Die Kathedrale, gewidmet der Teresa von Avila, erbaut 1763 im Barock Stil, ist ein wahres Bijou in Požega. Im Untergeschoss ist ein kleiner Gebetsraum mit einer goldenen Monstranz aufgestellt. Eindrücklicher Ort der Ruhe und Besinnung.

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Weiterfahrt durch die Tiefebene Slavoniens nach Našice zur St. Martins Kirche. Erbaut ca. Mitte des 13. Jahrhunderts dank der Templer, Mitglieder eines ritterlichen Kirchenordens. Nebenan einer der etwa 50 Friedhöfe die wir heute erblickt haben. Die meisten Gräber geschmückt mit künstlichen Blumen, sieht neben den schwarzen Grabsteinen sehr freundlich aus.

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Im Ortszentrum angekommen fallen die ersten Regentropfen seit langer Zeit vom Himmel. So reicht es nur für einen kurzen Blick auf die Franziskanerkirche und das zum Hotel umgebaute Schloss.

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Nach einer kleinen Kaffee avec Stärkung starten wir auf direktem Weg Richtung Harkany. Der Grenzübergang nach Ungarn verläuft problemlos, da gar niemand am Zoll uns kontrolliert. Sicher werden wir aber via Kamera erfasst und kontrolliert. Der Campingplatz bei der Therme weist gut 50 Plätze auf und ist grosszügig angelegt. Der Regen tröpfelt auf unser Womodach und entstaubt den gröbsten Schmutz der letzten Tage.

 

 

Mittwoch 17. April  Ausflug Umgebung Harkany

Nach einigen Kirchenbesuchen wechselt das Programm heute diametral, Weine und Burgen sind das Thema, wobei Messweine auch wieder zur Kirche passen. Zum Frühstück lassen wir uns im Thermenhotel für 10.- verwöhnen, bevor wir um 11.30 Uhr mit 2 Kleinbussen zum Weingut von Erhard und Evelyne Heumann in Siklos starten. Wer sich nun einen traditionellen Weinkeller wie zB in der Toskana vorstellt liegt komplett falsch. Nüchterner Stahl- und Betonbau, teilweise an Containern angebaut, sieht eher improvisiert aus. Aber mit allen notwendigen Einrichtungen wie Stahltanks und sogar Eichenfässern versehen.

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Nun ja, die Besichtigung hätten wir es aus meiner Sicht sparen können und direkt zum Imbiss im nahegelegenen Restaurant übe. Dort gab’s zu einer kalten Platte 6 Weine aus dem Sortiment zu degustieren. Weiss- und Rosé ist eher nicht so unser Ding, 2 Rotweine aus dem günstigen Preissegment hauen uns auch nicht vom Sockel und der Eichenfass Rotwein kostet dann stolze 27.- pro Flasche. Sicher ein fairer Preis für gute Bio-Produktion.

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Der nächste Programmpunkt ist die Besichtigung der Burg von Siklos. Der deutschsprechende Führer zeigt uns die renovierten Räume wie Verlies, Folterkammer sowie diverse Ausstellungsräume über alte Rüstungen der Ritter. Die Folterungen dienten zur Erpressung eines Geständnisses und wurden teilweise mit grausamen Instrumenten ausgeführt. Entweder wurde die Straftat gestanden oder man starb an den zugefügten Verletzungen.

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Oben auf der Burg zeigt sich ein prächtiger Rundblick auf die Weingegend Ungarns. Heute bei zügigem Wind und gut 10°C, kleiner Temperaturschock nach den Hitzetagen. Zig tausend Weinbauern produzieren hier ihren Wein, bei uns in der Schweiz wenig bis gar nicht bekannt. Da es im Sommer bis 40°C warm wird, ein echtes Problem bezüglich Wasser und Weinsorte, die ideal für dieses Klima sind.

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Zum Abschluss, quasi wie das Dessert, nochmals Weinprobe beim Weingut Sauska in Villany. Kompletter Gegensatz zu Heumann, grosszügig und sehr modern eingerichtet. Sekt und Weisswein sowie ein sehr süsser Dessertwein wird uns vorgesetzt. Die Flaschenpreise liegen dafür auch etwas höher, die Weine sind eher nicht unser Geschmack. Spannend ist noch zu erwähnen dass Sauska teilweise die Süssweine in der Türkei mit den dortigen Reben produziert.

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In gemütlicher Stimmung werden wir wieder zurück zum Camping chauffiert und lassen den Abend im beheizten Womo ausklingen.

 

Donnerstag 18. April  Ausflug Pécs (Fünfkirchen)

Wiederum mit 2 Bussen starten wir zur Stadtbesichtigung nach Pécs. Unterwegs steigt unsere Stadtführerin zu. Der erste Halt ist bei der Porzellanmanufaktur Zsolnay, beheimatet im gleichnamigen Kulturviertel. Nebst Porzellan sind auch noch andere Handwerke beheimatet wie Bonbons und Schokoladenprodukte. Auf dem Rundgang sind diverse Kunstobjekte ausgestellt im Garten. Ein Sujet mit den 5 Kirchtürmen, welches der Stadt den Namen gab, ist auch mit Keramik an der Fassade angebracht.

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Vor dem Mittagessen ist noch die Besichtigung der Kathedrale St. Peter und Paul angesagt. Die jetzige Kirche im Neuromantischen Stil wurde 1891 fertig erstellt. Mit einem unglaublichen Reichtum wurde das Innere ausgestattet und gefertigt. Als Höhepunkt des Besuchs erleben wir ein kleines Kirchenkonzert auf der grossen Orgel, ein phantastisches Erlebniss.

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Nach der Verpflegungspause in der Nähe des Hauptplatzes mit der Seuchensäule besichtigen wir noch die Moschee, heute von beiden Religionen benutzte Kirche. Als die Osmanen (Türken) das Land überfallen und eingenommen hatten, wurden alle Kirchen umfunktioniert und erst nach der Rückeroberung durch die Habsburger wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgebaut.

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So neigt sich ein weiterer erlebnisreicher Tag dem Ende entgegen. Rückfahrt, Briefing für den nächsten Tag mit kleiner Schocknachricht. Seit 1. April müssen alle Wohnmobile über 3,5t auch auf den Hauptstrassen eine Maut begleichen. Michi, unser Reiseleiter, hat alles vorbereitet und so füllen wir auf der Website hu-go.hu die Reiseroute für morgen aus und lösen genau für diese Strecke eine Einzelmaut. Etwas kompliziert, aber der ungarische Regierungschef braucht Geld!

 

 

Freitag 19. April  Harkany – Szeged – Mako

Startschuss zur nächsten Etappe mit Wiedersehen der Donau. Wir befahren genau die Route die wir eingegeben haben und landen punktgenau am Fährhafen zwecks Überquerung des Flusses. Schreck lass nach, wenn ich dieses Vehikel nur schon anschaue, zweifle ich an der sicheren Überfahrt. Und dann noch die steile Rampe, wenn das nur gut geht. Vorsichtig fährt Marianne an Bord, es knirscht und knackt bei der Anhängerkupplung und beim Veloträger, aber keine gravierenden Schäden. In knapp 5 Minuten erreichen wir das andere Ufer und machen mal Verschnaufpause, sprich, jetzt wird gefrühstückt.

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Gestärkt starten wir die Weiterfahrt Richtung Szeged, immer schön mit 70 km/h, auch wenn uns laufend LKW’s überholen. Unterwegs sehen wir wie ein Womo von der Polizei kontrolliert wird, ja man ist orientiert, dass eine Reisekarawane ostwärts zieht. In Szeged finden wir mitten in der Stadt einen idealen Parkplatz längs zur Strasse, der empfohlene Platz am Fluss kann nicht mehr benutzt werden. Parkgebühr mit Kreditkarte bezahlen und schon starten wir mit der Besichtigung des wunderschönen Städtchens, dessen Namen mit dem Szegediner Gulasch eng verknüpft ist. Das Stadttor führt uns direkt zur Kathedrale, welch fantastischer Anblick dieses eindrücklichen Bauwerks.

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Bei der Überschwemmung durch die Theiss 1879 wurden fast 90% der Gebäude der Stadt zerstört. Der Stadtrat entschied, um Gott gnädig zu stimmen und sie von weiteren solchen Katastrophen zu beschützen, eine grosse Kirche zu bauen. Erst 1930 wurde das Bauwerk vollendet. 5000 Personen finden Platz, ob denn die Kirche noch gefüllt wird in der heutigen Zeit?

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Dem Flussufer entlang schlendern wir Richtung Zentrum und landen beim nationalen Mora Ferenc Museum. Was die da alles ausstellen bei dieser Grösse des Gebäudes? Heute wollen wir die Sonne geniessen und eigentlich uns nicht kulturell weiterbilden.

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Langsam wäre es Zeit für den Nachmittagstee. Bei uns eher KK, Kaffee und Kuchen! So steuern wir auf die Fussgängerzone zu und bestaunen die grosszügigen Grünanlagen sowie bei vielen Strassen die Baumreihen, die gepflanzt wurden. Wie überall erblicken wir kleinere und grössere Denkmale, die an berühmte Persönlichkeiten oder an die Stadtgeschichte erinnern.

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Marianne möchte noch in die Moschee zum Gebet, leider stehen wir vor verschlossenen Türen. Eine der grössten Kirchen hier mitten in der Stadt nebst der Kathedrale. Eindrücklich nur schon von aussen.

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Langsam werden die Beine müde, so suchen wir den Weg via Fluss zurück zum Womo. Immer wieder fallen uns schöne Gebäude oder Kunstwerke auf, da knipst der Reisefotograf noch das einte oder andere Sujet.

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Aber irgendwann mag auch er nicht mehr und setzt sich auf ein Bänklein. Seine Gesprächspartnerin mag es gerade auch ruhig und schaut eher gelangweilt in die Welt oder denkt über Gott und die Welt nach! Szeged, unser Kurzbesuch hat Lust auf mehr gemacht!

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Wir sind wieder mal das letzte Womo das im Campingplatz in Makó ankommt und sich noch einen Platz ergattert. Alle trinken schon gut gelaunt ein Gläschen Wein, da kommen wir ja gerade recht zum Briefing und anschliessenden kalten Plättchen, wiederum bestens organisiert vom Reiseleiterteam Michi und Angela.

 

Samstag 20. April  Makó – Timișoara – Hipodrom Herneacova in Recas

KURS Albanien = Kroatien – Ungarn – Rumänien – Serbien
So verlassen wir am frühen Morgen vor 8 Uhr das Camp und steuern direkt dem Grenzübergang nach Rumänien zu. Für die paar Kilometer noch die ungarische Strassengebühr elektronisch eingeben, ebenfalls die Maut für Rumänien. Hier können wir für 7.- 7 Tage alle Strassen befahren. Ist obligatorisch, egal ob man die Autobahn benutzt oder nur 3.Klass-Landstrassen.

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An der Grenze wird «hektisch» gearbeitet, sprich in aller Gemütlichkeit die Pässe, Fahrzeugausweis und grüne Versicherungskarte kontrolliert. Das alles wird am ersten Fenster des Zollgebäudes erledigt. Papiere zurück, Marianne gibt Gas, schon ertönt ein energisches «Stopp»! Was haben wir denn jetzt verbrochen? Einen halben Meter nach dem ersten Fenster sitzt der Rumänische Zollbeamte, der will unsere Pässe auch sehen! Alles klar, hier wird nicht Hand in Hand gearbeitet, der Kollege nebenan will alles nochmals prüfen.

Unsere ersten Kilometer im Banat, so heisst das fruchtbare Gebiet, lässt uns unendlich weite Flächen sehen. Landwirtschaft pur, sogar eine Eisenbahnlinie wird hier noch betrieben, wir sehen ein langsam fahrender Personentriebwagen entgegenkommen. Die Bahnübergänge sind ohne Schranken, aber es empfiehlt sich langsam darüber zu fahren, sehr holprige Angelegenheit. Auf dem Parkplatz bei IKEA ist Treffpunkt um 10 Uhr, inkl. eine Stunde Zeitverschiebung. Mit Taxi werden wir ins Stadtzentrum chauffiert. Alex, unser Stadtführer, startet mit uns die Besichtigung von Timișoara, auf Deutsch Temeswar oder Temeschwar.
Erste Station ist der Platz der Vereinigung, heute als Ehre für unseren Besuch mit zig Oldtimern bestückt.

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Temeswar war früher eine richtige Militärbastion, was sich an der Stadtfestung und den vielen militärischen Gebäuden zeigt. Heute sind noch Teile der Bastion erhalten und werden entsprechend gepflegt und geschützt.

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Alex versucht uns zu motivieren doch mal länger in die Stadt zu reisen, es gäbe noch so viel zu besichtigen. Er studierte auch Tourismus und möchte das Land Rumänien in ein besseres Licht setzen als wir es aus Schweizer Sicht betrachten. Sicher, die Romas, die in der Schweiz betteln, sind alles organisierte Banden, das gibt er ehrlich zu. Aber die Stadt und das ganze Land ist im Aufbruch. Timișoara war 2023 Kulturhauptstadt Europas. Wenn ich das nächste Mal tatsächlich wieder hier vorbeikomme nehme ich mein Werkzeug mit und mach mal Ordnung an der Fassade!

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Mittagspause, wir verteilen uns in den verschiedenen Restaurants, bevor es am Nachmittag zum zweiten Teil der Besichtigung los geht. Der Siegesplatz ist unser Ziel. Alex berichtet vom ganzen Umbruch 1989 mit dem Bürgerkrieg, als viele Menschen richtiggehend niedergemetzelt wurden. Selbst der Diktator Nicolae Ceaușescu wurde nach seiner Festnahme zum Tode verurteilt und zusammen mit seiner Frau erschossen. Gemäss Aussage von Alex wurde das Urteil so schnell umgesetzt, damit er nicht die Namen seiner Helfer und Helfershelfer verraten konnte und diese so ungeschoren davonkamen. In Erinnerung an den Bürgerkrieg wurde ein Mahnmal errichtet und die Namen der getöteten Bürger erfasst.

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Mit Blick zum Theater und der Kathedrale sowie diversen Gebäuden, die in Renovation sind oder schon restauriert wurden, kehren wir zurück zum Taxistand. Zurück zu IKEA und schon starten wir die restlichen Kilometer zum Stellplatz.

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Bei der Abzweigung zum Camp, mitten im Dorf Recaș, machen wir kurzen Einkaufsstopp, ich möchte morgen frisches Brot. Schnell erblicke ich ein feines Kornbrot, doch der nette Junge hinter der Theke will es mir nicht geben. Was ist denn da los? Aha, es muss zuerst noch in den Backofen! Ich habe Zeit und sehe so 20 Minuten dem emsigen Treiben beim Einkaufen zu. Endlich ist der Backvorgang beendet und ich kehre zurück ins Womo. Hier erwartet mich Marianne sehnlichst, sie hatte echt Angst, dass ich entführt worden sei oder ähnlich. Sogar angerufen hat sie mich! Da ist man mit gutem Willen am Einkaufen und schon wird man als vermisst gemeldet und plant die Reiseleitung zu organisieren. Im Camp sind die die meisten Womos schon in Reih und Glied aufgestellt, wir sind mal nicht die Letzten, da einige Copiloten nicht Karten lesen konnten, respektive nicht lesen wollten, wie die letzten Meter zu fahren sind, nämlich Schotterpiste!

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Sonntag 21. April  Recaș - Orșova 

Bei noch diffusem Sonnenlicht frühmorgens starten wir südwärts an die Donau nach Orșova. Ein letzter Blick in die weiten Ebenen Rumäniens und auf das Dorf Recaș mit dem bekannten gleichnamigen Weingut. Wir durften gestern die Weine zu einem Käseplättchen degustieren, haben allen sehr gemundet.

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Unterwegs kommen uns noch 3 gutgelaunte Gesellen mit Pferd und Wagen entgegen. Ja hier hat die Hektik noch nicht überall Oberhand genommen. Auch entlang der Landstrasse gäbe es noch Optimierungspotential, aber Rumänien ist erst seit 30 Jahren eine westliche Demokratie. Die EU hilft wo immer es möglich und sinnvoll ist.

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In Lugoj oder Lugosch unternehmen wir vor der Weiterfahrt in die Hügel und Berge noch einen Stadtspaziergang vor dem Frühstück. Dass es Sonntag ist bemerken wir höchstens an den Kirchengängern, es ist gerade Gottesdienst mit Lautsprecherübertragung auf den Vorplatz. Die Kirche ist auf den letzten Platz gefüllt. Nebst schön renovierten Gebäuden prägen auch alte sozialistische Bauten das Stadtbild.

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Nach gefüllten 1000 Kurven und einigen Höhenmetern via Reșita, Anina öffnet sich das Tal und wir sehen in Orsova die Donau, breit und als Stausee von über 150 km Länge. Morgen werden wir eine Bootstour unternehmen. So geniessen wir heute Abend das Seabridge-Essen, das hier auf dem Camping Mala von der Gastgeberfamilie gekocht wird.

  

Montag 22. April  Bootstour Donau

Verteilt auf 3 Boote starten wir flussaufwärts zu den Sehenswürdigkeiten der Donau entlang begleitet von unserem Reiseführer Alex, der extra mit dem Auto die 250 km südwärts gefahren ist.

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Erster Stopp ist bei der Tabula Traiana, im Jahre 100 nach Christus in Stein eingemeisselte Erinnerungstafel an den Bau der Donaustrasse von Kaiser Traian. 1972 wurde die Tafel mitsamt umliegendem Stein aus dem Felsen gehauen, da sonst dieses Kulturgut in den Fluten des Stausees untergegangen wäre.

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55m hoch ist die aus dem Felsen gehauene Skulptur des Dakerkönigs Decibal. In 10 Jahren wurde für über 1 Million Dollar gearbeitet, bis 2004 das Kunstwerk feierlich eröffnet und präsentiert wurde. Heute die Attraktion für all die Bootstouristen auf der Donau schlechthin. In Erinnerung der Draker an die grosse Gegenwehr gegen die Römer im Jahr 106 n.Chr.

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Das Kloster Mraconia wurde 1523 am Donauufer erbaut. Das Original liegt mittlerweile 25 m unter Wasserspiegel und wurde hier am Ufer neu erbaut.

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Hier an der engsten Stelle ist die Donau nur noch 200m breit, dafür gegen 80m tief hat sich das Wasser in den Felsen eingegraben. Vor dem Kraftwerksbau war die Passage für Schiffe gefährlich und wurde immer von erfahrenen Lotsen begleitet. Auch versuchten viele Menschen an dieser engen Stelle die Flucht aus dem diktatorischen Rumänien. Von der Höhle aus liessen sie sich ans Serbische Ufer treiben. Schiffe, die den Obolus für die Durchfahrt nicht bezahlen wollten, wurden bei der Durchfahrt beschossen und es liegen angeblich einige Wracks auf dem Grund des Flusses.

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Den Nachmittag geniessen wir bei über 20° an der Sonne, zuhause schneit es bis in tiefste Lagen!

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Dienstag 23. April  Orșova – Pirot (Serbien)

Und schon heisst es Abschied nehmen von Rumänien. Als ob der Himmel es spürt, just beim Grenzübergang beim Kraftwerk 1 Eisernes Tor öffnet er seine Schleusen. Wir fahren über die Mauern des Kraftwerks auf die andere Seite der Donau. Rumänien und Serbien teilen sich die gewaltige Energie des gestauten Wassers. 2280 MW Leistung bringen die 12 Kaplanturbinen zusammen ins Netz. Doppelt so viel das KKW Gösgen! Eine Doppelschleuse bringt die Schiffe 25m höher oder tiefer, je nach Fahrtrichtung. 1972 wurde das Werk eingeweiht nach 8 Jahren Plan- und Bauzeit.

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Frühstückspause an der Donau, leider mit getrübter Aussicht, aber nur was das Wetter betrifft. Es sind die letzten Blicke auf den Fluss, wir fahren Richtung Berge, oder wenigstens Hügel.

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Trotz Regenwetter entschliessen wir uns die Überreste der Kaiserlichen Palastanlage Felix Romuliana bei Zajecar zu besichtigen. 300 Jahre n.Ch liess Kaiser Galerius für seine Mutter Romula diese mächtige Palastanlage bauen. Später war es dann auch seine Altersresidenz. Liebe Kinder zu Hause, schaut euch mal an was man für seine Mutter so alles macht!

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Dann wurde die Strasse schmal und schlängelte sich auf über 1000m ü.M. hoch. Viel zu sehen gibt es nicht, ein kleiner Wasserfall zu besichtigen ist alles um sich die Beine etwas zu vertreten.

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Nach 260 km Fahrt erreichen wir den Übernachtungsplatz, ein etwas in die Jahre gekommenes Camp. Zur Blütezeit vor der Autobahn übernachteten hier viele Fernfahrer aus der Türkei und verhalfen zu guten Einnahmen, vor allem an der Bar! Weiterverfolgen könnt ihr den Bericht im Teil 3, hoffe wieder mit spannenden Erlebnissen und Bildern.