Teil 3 Brügge - Oberentfelden

Reise in die Beneluxländer

Freitag 16. Mai  Velotour Knokke-Heist – Zeebrugge

Da am Morgen auf dem Camp die Wetterverhältnisse gut erscheinen, starten wir bei leichter Bewölkung und fast 20° die Radtour ans Meer nach Knokke-Heist. Leider bläst der Wind laufend stärker und die Wolken verdichten sich, es fühlt sich wie im Winter an! In der Tourist-Info decken wir uns mit allen wichtigen Infos ein und erhalten den Tipp doch das Panamarenko-Ausstellung zu besichtigen. So lernen wir einen speziellen Menschen kennen, der sich für die Bewegungsabläufe der fliegenden Lebewesen interessierte und sich allerlei kuriose Kreationen zusammenbastelte um selber fliegen zu können wie zB die Insekten. Die Weiterfahrt nach Zeebrugge war eine kleine Herausforderung, zeitweise wehte der Wind so stark, dass wir fast ab dem Velo geblasen wurden. Wärmere Kleider? Hätten wir im Womo, so pedalten wir mit kräftigem Rückenwind zurück in die warmen 4 Wände unseres Gefährts.

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Samstag 17. Mai  Velotour Blankenberge – De Haan

Perfekt ausgerüstet in «Wintermontur» radeln wir Richtung Blankenberge an die Küste. Nur zaghaft zeigen sich ein paar rare Sonnenstrahlen, dafür pfeift der Wind um die Ohren, gut habe ich sie eingepackt, sonst hätte ich sie sicher am Abend nicht mehr!
Der Weg nach Blankenberge führt durch unbewohnte Landschaft, die bei Sonnenschein so richtig im saftigen Grün erstrahlen würde. Umso krasser der Gegensatz am Strand, hohe Wohneinheiten mit hunderten von Ferienwohnungen prägen die Skyline der Ferienresorts der Küstenorte. Leben im Winter hier 20'000 Bewohner, tummeln sich im Sommer 4x mehr Sonnenhungrige am Strand und in den zahlreichen Verpflegungsangeboten. Jetzt sind Möven und ein paar unentwegte Wasserratten die einzigen Strandbesucher. Marianne genehmigt sich eine Hummersuppe im Huisje van Majutte, einem als Museum ausgebauten ehemaligen Fischerwohnhaus, welche es sehr zahlreich gegeben hatte vor langer Zeit.

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So steuern wir der Küste entlang Richtung De Haan, ein krasser Gegensatz zu den anderen Küstenorten. Keine Hochhäuser, alles im Landhausstiel gebaut. Auch die Sonne begleitet uns, das gefällt nicht nur uns viel besser. Die Rückfahrt durch die Polderlandschaft im Abendlicht entschädigt für das Grau vom Morgen.

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Montag 19. Mai  Zuienkerke – Veurne

Nach einem Ruhetag gestern Sonntag starten wir Richtung De Panne, dem südlichen Endbahnhof des Küstentrams. Neben der Haltestelle parkieren wir auf dem P+R Parkplatz und lösen eine Tageskarte. Ziel sind diverse Stopps der Küste entlang um ein Paar Werke der Beaufort-Kunst-Trienale zu besichtigen. Seit 2003 werden alle 3 Jahre der belgischen Küste entlang Kunstwerke präsentiert, einige davon bleiben dann oder werden an bestimmte Orte versetzt. Die letzten Tage haben wir ein paar davon besucht mit entsprechenden Bildaufnahmen. Auf der Website Triennale Beaufort kann jedermann die einzelnen Werke anklicken und die dazugehörenden Texte lesen. Benötigt etwas Zeit ist aber sehr spannend die Objekte aus der Sicht des Künstlers zu betrachten und seine Idee dahinter zu spüren.

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Die Küstenlinie präsentiert sich überall gleich. Hohe Wohntürme und was uns vor allem beeindruckt, ein ellenlanger, breiter Sandstrand. Wir spazieren gut 2 km dem Meer entlang, einfach erholsam und beruhigend für gestresste Touristen oder Urlauber! Ostende ist das pulsierende Zentrum der Küste, wie schon erwähnt teilen sich da im Sommer 300'000 Urlauber die Sandquadratmeter. Anstelle Kasinobesuch investieren wir unsere Euros in Waffeln, gibt zwar keinen Gewinn, dafür Kalorien mit entsprechendem Bauchumfang! Wir fahren mit dem Tram zurück und mit dem Womo zum Übernachtungsplatz in Veurne. (Reservation online, Platz wählen, per Mail kommt Strichcode für Einfahrt und Code für Toilette) Zwecks Verdauung wäre es angebracht gewesen zu Fuss zurück zu laufen, aber ich hatte leider die falschen Schuhe am Morgen angezogen.

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Dienstag 20. Mai  Veurne – Ypern

Einkaufen, Diesel füllen in Veurne und schon steuern wir Diksmuide entgegen. Wir besichtigen das Friedenstor und den Ijzerturm mit integriertem Museum zum Geschehen des ersten Weltkrieges. Hier an der Ijzer und im ganzen Krieg verloren hunderttausende Soldaten sinnlos ihr Leben für 8km Geländegewinn in 4 Jahren Krieg! Leider lernen die grossen Herrscher dieser Welt nichts dazu, die Geschichte wiederholt sich laufend.
Mit diesen Gedanken bestaunen wir den Ausblick auf der Turmplattform in die Ebene Belgiens.

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In Ypern finden wir unseren Übernachtungsplatz auf dem Camping Jeugdstadion. Leider nur für 1 Nacht, eine grosse Gruppe reist morgen an. Zu Fuss in gut 10 Minuten in die Stadt mit Besichtigung des Grote Markt mit der grossen Tuchhallen und den traditionellen Gibelhäusern. Punkt 20 Uhr startet der Zapfenstreich zum Gedenken der Hunderttausend gefallenen Soldaten mit «The Last Post» am Menentor. Sehr eindrücklich die kurze Feier, seit 1928 übrigens jeden Tag, heute mit sicher über 500 Zuschauern. Gegen 15 Cars sind extra für diese Zeremonie angereist!

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Mittwoch 21. Mai  Ypern – Kortrijk

Da am Morgen der Himmel sich bedeckt zeigte und ev. sogar leichter Regen möglich wäre, entschieden wir uns auf die geplante Velotour den Kriegsschauplätzen etlang zu verzichten. So landen wir in Kortrijk, eigentlich nur zum Parkieren und nun stehen wir doch auf dem Stadtstellplatz mit aller notwendigen Infrastruktur für 15 Euro. Kleiner Tipp für zukünkftiganreisende Camper, mit dem Fahrzeug bis vor die Schranke fahren, sonst öffnet dieselbe nicht, auch wenn man es noch so verzweifelt versucht wie ich selbst.

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Nach ausgiebigem Frühstück, inzwischen zeigt sich sogar die Sonne, erkunden wir das Städtchen etwas ausgiebiger als auch schon. Beim Grote Markt präsentiert sich wie üblich das Stadthaus und als Besonderheit der freistehende Belfried.

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Per Rad erblicken wir später das Groeningentor und das entsprechend gleichlautende Monument. Die vergoldete Bronzefigur stellt die Magd von Flandern dar, die versucht den flämischen Löwen, der die Fesseln gesprengt hat, zurückzuhalten.

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In Kortrijk steht für uns einer der schönsten Begijnenhöfe Belgiens. 1238 gegründet wurden die Gebäude mehrmals zerstört, geplündert und besetzt. Über 30 Jahre dauerten die ganzen Restaurierungsarbeiten, heute stehen viele dieser Höfe unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes. 2013 starb die letzte Begine, 1630 sollen 136 Frauen hier gewohnt haben. Beginen sind keine Ordensschwestern, legen auch kein Gelübde ab und waren vor allem in der Pflege, Heimarbeit und Textilbereich und als Lehrerinnen tätig. Die Vorsteherin sorgte für Ordnung und wachte darüber, dass alle Beginen um 20 Uhr wieder zurück waren. Nur an der Kilbi erhielten alle für einmal unbeschränkten Ausgang! Der Orden wurde im 12 Jahrhundert und auch später von der Kirche nicht goutiert, die Aussage für heutige Verhältnisse undenkbar. Frauen seien nicht fähig kirchliche Werte zu vermitteln! Sind wir heute weiter als vor gut 700 Jahren?

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Ein besonderes Wahrzeichen sind die Broeltürme, hier wurde von den Handelsschiffen der Zoll eingefordert, der dannzumal mehr oder weniger knurrend bezahlt wurde. Zölle, da läutet es doch aktuell in den Ohren, oder nicht?

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Nach so viel Kultur knurren nicht wir sonder der Magen, ab nach «Hause» ins Womo in die Küche. Wir gönnen uns zwei Tournedos, 6 Euro das Stück für immerhin fast 300g! Für dieses Geld kriege ich im Brügglifeld beim FCA Match nicht mal eine Bratwurst.

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Donnerstag 22. Mai  Kortrijk – Tournai

Wir verlassen die Region Flandern und reisen ins französisch sprechende Tournai. Stellplatz neu erstellt ideal gelegen nahe der Stadt. 15 Euro inkl. Strom, Entsorgungsstelle gratis ausserhalb des Bezahlbereichs.

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Zu Fuss sind wir in ein paar Minuten mitten im Stadtzentrum. Der Grote Markt heisst hier Grand Place und ist Dreieckig angeordnet. Der 72m hohe Beffroi ist der älteste Glockenturm Belgiens. Ebenfalls zählen die Tuchhallen, Halles aux Draps zu den Sehenswürdigkeiten. Das bedeutendste kirchliche Bauwerk ist die aktuell in Renovation befindliche Liebfrauenkathedrale. Sie ist grösser als die Notre-Dame de Paris, unglaublich was da gebaut wurde. Was speziell auffällt sind die fünf Kirchturmspitzen, habe ich so noch nie gesehen.

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Die Schelde, ja die kennen wir doch von irgendwo? Stimmt, in Gent sind wir mit dem Boot darauf gefahren. Durch den kleinen Kanal hier in Tournai werden aber grosse Kähne durchgeschleust. Brücken werden angehoben und der Pont de Trous wurde abgerissen und neu mit einem grossen Bogen wieder aufgebaut, so können die Schiffe passieren.

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Ja, es reisst uns nicht gerade aus den Socken, Tournai, aber nach so vielen Stadtbesuchen sind wir auch ein bisschen verwöhnt von belgischen Sehenswürdigkeiten. Trotzdem oder gerade deswegen finden sich viele kleine Details die es zu besichtigen gibt, nur sind unsere Blicke langsam müde und hungrig, also heisst es verpflegen, am besten hier in der Stadt.

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Freitag 23. Mai  Tournai – Thieu

Nach kurzem Bäcker und Metzger Besuch in der Stadt starten wir Richtung Beloeil, Schlossbesichtigung ist geplant. Die Residenz ist als Versailles von Belgien bekannt, so freuen wir uns vor allem auch auf den Schlossgarten. Leider ist alles abgesperrt, Besichtigung nur Samstag und Sonntag am Nachmittag. Schade, so ziehen wir halt weiter.

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Da für morgen Samstag Regen angesagt ist entscheiden wir uns direkt auf den Parkplatz des Schiffaufzugs Strépy-Thieu zu fahren und uns dieses Bauwerk sowie die alten bestehenden Schleusen anzuschauen. Ein kluger Entscheid, wir werden abwechselnd von Sonne und Wolken begleitet. Wir werden morgen das Werk zusammen mit einer Nostalgieschiff-Fahrt durch eine der alten Schleusen besichtigen. Für heute sind wir den per Rad den alten Kanal abgefahren sowie dem neuen Kanal entlang zurück. Faszinierend was da früher und heute gebaut wurde.

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Samstag 24. Mai  Alte Schiffshebewerke Thieu

Für heute haben wir Tickets für eine Bootsfahrt durch das alte Schiffshebewerk Nr. 4 sowie den Museumsbesuch des neuen Aufzugs reserviert. Leider regnet es wie vorhergesagt, bei der Bootsfahrt blieb es zumindest fast trocken. Morgen werden wir noch eine Fahrt mit dem neuen Lift unternehmen.
Die Geschichte des alten Kanalbaus sowie die technischen Details könnt ihr in nachfolgendem Link nachlesen.

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Sonntag 25. Mai  Thieu – Godinne

Zum Abschluss unseres technischen Weekends haben wir noch Tickets für die Fahrt mit der «Badewanne» reserviert. Fast 74m hoch werden wir chauffiert mit einer Geschwindigkeit von 20cm in der Sekunde. 2 Motoren mit gut 500 kW Leistung, Stahlseile in jeder Menge von 8cm Durchmesser, und sogar Notausgängen in jeder der 27 Etagen, falls der Lift mal steckenbleiben würde. 400 Millionen Euro wurden in 20 Jahren Bauzeit investiert für gut 15 Schiffe im Tag, die Material über den Berg transportieren. 2002 wurde feierlich eröffnet, heute meiner Meinung nach mehr ein touristisches Ziel als wirtschaftlicher Nutzen.

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Nach so viel Technik steuern wir ostwärts nach Godinne, wo wir auf dem Campingplatz Les Arpents Verts 3 Nächte reserviert haben.

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Montag 26. Mai  Velotour nach Dinant

Kleine Anfrage an Petrus, regnet es heute? Antwort, im Prinzip nein, ausser es würde! So wagen wir es die gut 10 km mit den Rädern in Angriff zu nehmen und bleiben trocken bis am Abend. Dinant erlebte viel im Laufe der Jahrhunderte. Zuerst wurden hier die Römer sesshaft, dann verschiedene weitere Herrscher. Die Messingverarbeitung machte das Städtchen bekannt und wohlhabend. 1466 zerstörte Karl der Kühne Dinant, später im 1. Weltkrieg die kaiserliche deutsche Armee. Beim Massaker von Dinant wurden am 23. August 1914 674 Zivilisten ermordet sowie praktisch ¾ der Häuser zerstört. Erst 2001 bat die Bundesrepublik Deutschland bei den Nachkommen um Entschuldigung. Ein bisschen spät, oder soll man sagen lieber spät als nie? Krieg kennt immer wieder Greueltaten die mit dem Wort «es ist halt Krieg» gerechtfertigt werden.
Wir besichtigen die Zidadelle, die Festung über dem Städtchen sowie die bekannte Kirche Notre Dame. Kennt ihr Adolphe Sax? Nein, er ist der Erfinder des Saxophons, was man an fast jeder Ecke des Fleckens mit aufgestellten Saxophonen sieht. Ein Flecken der sich zu besuchen lohnt, kann empfohlen werden.

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Dienstag 27. Mai  Ausflug nach Namur

Mit dem Zug fahren wir bequem nach Namur, es ist Regen angesagt, und da die Eisenbahnwagons im Belgien gedeckt sind, ist das für heute das richtige Reisemittel. Gemäss unserer Reiseliteratur eine der Städte die man gesehen haben muss. Bin nach dem Besuch anderer Meinung. Die Zitadelle, gefällt uns Dinant besser. Kirchen, Rathaus, Grünplätze, Stadtplatz, nichts Spezielles, da fehlt der Charme. Wir treffen viele Randständige an, werden dauern angebettelt, nein, Namur hat uns leicht enttäuscht. Mit der im Mai 2021 neu eröffneten Gondelbahn schweben wir zur Festung hoch. Hier kann man die unterirdischen Festungsgänge anschauen, das Besucherzentrum Terra Nova und mit einem Touristenzug herumgondeln.

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Wichtige Repräsentanten der Stadt sind Djoseph und Francwès. Sie bewachen eines der Symbole der Stadt und gelten als Maskottchen der Bürger von Namur.

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Mittwoch 28. Mai  Godinne – Bouillon

Regen begleitet uns auf der Fahrt nach Bouillon, wir wählen die längere Strecke, dafür Autobahn. Ev. weint der Himmel, weil der FC Aarau gegen GC sang- und klanglos eingegangen ist. Zubi sprach von «Badi-Fussball», den die Aarauer gespielt haben!
Habe gestern noch den Bouillon City Pass + gekauft und Platz für die Lichtshow am Abend um ca. 22.15 Uhr reserviert. Inbegriffen Musemsbesuche für 15 Euro, die bieten was fürs Geld.
Die Burg gilt als eine der besterhaltendsten Gebäude mittelalterlicher Zeit, mit dem Bau wurde im 11. Jahrhundert begonnen. Die Besitzer wechselten aus kriegerischen oder finanziellen Gründen häufig, Gottfried der V. verpfändete sie damit er Geld für den 1. Kreuzzug nach Jerusalem erhielt.
Heute ein Touristenmagnet mit vielen Besuchern aus nah und fern. Mit unseren Rädern trampen wir noch zum Aussichtsturm hoch und staunen über den tollen Ausblick auf das Städtchen an der Semois und der Umgebung.

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Donnerstag 29. Mai  Bouillon – Oberentfelden

Heimfahrt über Luxemburg – Metz - Nancy – Basel nach Oberentfelden.