Teil 4 Zagora - Marrakesch

Zagora mit Wüste Erg Chegaga bis Marrakesch

Samstag 22. November  Merzouga – M’Hamid – Tagounite

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Wir starten ohne unseren Anhänger zur Wüstentour, welche morgen Sonntag startet. In Tamegroute besichtigen wir die Töpferwerkstatt und Ausstellung von Mohamed. Wobei Werkstatt oder Produktionsräume überhaupt nicht zutreffen. Im Freien und in primitivsten Behausungen werden die verschiedenen Lehmgefässe hergestellt, mit einem Gemisch angestrichen und anschliessend im Ofen gebrannt. Sieben Familien haben hier ihre Arbeitsplätze und ihr Einkommen aufgebaut seit ein paar Generationen. Die Arbeiter vor Ort möchten Geld für ein Foto, denke dass sie unter dem „gewerkschaftlichen“ Mindestlohn arbeiten dürfen oder müssen. Echt krass was hier abläuft!

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Da es erst gut Mittag ist entscheiden wir uns bis M’Hamid zu fahren, sozusagen ans „Ende der Welt“! Schon bei der Anfahrt nur Steppe soweit das Auge reicht. Kein Wasser, kein Wachstum. Seit über einem Jahr hat es genau 1h geregnet.

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In M’Hamid wollen uns alle eine Wüstentour mit ihren 4x4 Fahrzeugen verkaufen. Wir aber wollen nur einen Kaffeehalt einschalten. Anschliessend kleine Dorfwanderung der Einkaufsmeile entlang. Man merkt hier, dass man am Ende der Zivilisation angekommen ist, keine Ordnung, überall ein Flickwerk, Ölwechsel einfach auf den staubigen Boden usw. Plötzlich fehlt von Marianne jede Spur! Früher musste mich Marianne einfach in der nächsten Bäckerei suchen, jetzt ist es gerade umgekehrt. Sie „flirtet“ mit einem Bäckersmann, was sofort von mir mit amtlichen Dokumenten festgehalten wird.

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Eine Brücke überquert den Wadi Drâa, führt aber nur bei extremen Regenfällen Wasser wie letztes Jahr im September. Vor hundert und mehr Jahren floss das Wasser von den Bergen bis ins Meer, heute versickert es im Sand oder wird zur Bewässerung der Oasen und für den Tourismus gebraucht.

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Rückfahrt zum Campingplatz Les Palmerais in Tagounite, wo uns morgen Omar zum Wüstenausflug abholen wird.

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Sonntag / Montag 23./24 November  Wüstentripp Erg Chegaga

In Agzd haben wir auf etwas spezielle Art und Weise die 2-Tages Wüstenfahrt in die Erg Chegaga besucht. 5‘000 Dh, etwa 440 SFr, haben wir bar im Laden bezahlt, dafür haben wir eine Quittung und Reisebeschreibung erhalten. Der Cousin Omar (hier sind glaube ich alle miteinander irgendwie verwandt) wird uns durch die Wüste fahren, Start Sonntag 10 Uhr beim Camping Les Palmerais in Tagounite. Am Samstag Abend telefonierte Omar Hassan, dem Campingwart hier, es werde 11 Uhr. Tatsächlich starten wir erst kurz vor 12 Uhr, der schöne Palmengarten und die Bewirtung durch Hassan verkürzt uns die Wartezeit.

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Doch dann starten wir unser Abenteuer, dank Polarsteps alles fein säuberlich dokumentiert wo wir die 2 Tage überall gefahren sind.

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Im Vergleich zur Erg Chebbi fällt uns auf, dass alles irgendwie endlos weit, karg und wirklich Steppe und Wüste ist. Bald erreichen wir das Mittagscamp und werden vom „Koch“ von Omar bestens verpflegt. Die ton in ton gefärbten Wüstenvögel hoffen natürlich auf ein Häppchen, das uns vom Tisch fällt.

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Die Weiterfahrt schüttelt uns nach all den Regeln eines Off-Road Tripps herum. Ein Strauss schaut da verwundert wer sich hierher verirrt hat. Alle par hundert Meter schafft es ein Baum der Trockenheit zu trotzen, vermutlich tiefe Wurzeln bis zum Grundwasser.

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Nächster Stopp bei einer Oase, wo immer etwas Wasser aus der Bodenquelle hervorströmt. Da Wachsen natürlich tatsächlich ein paar Palmen und sogar ein Campingplatz ist eingerichtet. Nur für wüstentaugliche Fahrzeuge erreichbar. Unweit von der Oase treffen wir auf einen See hier in der Wüste, da bleibt uns nur das Staunen! Bald erreichen wir unser Nachtlager, Omars Camp hier in der Erg Chegaga Wüste.

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Zum Nachtessen werden wir mit Tajine verwöhnt. Die wohlgenährte Hausmaus zeigt sich auch. „Ob wir Angst hätten“, fragt Omars Küchenjunge. „Nein, nein“, sagt Marianne, „kein Problem!“ Als die Maus dann neben Marianne unter unserem Tisch verschwindet, spüre ich ein kleines Zittern neben mir. Sie löst das Problem elegant. Einfach ein kleines Stück Brot auf den Boden werfen, schwupps und die Maus ist mit dem Brotstück ins Nachtlager verschwunden! Die Abendstimmung mit Sonnenuntergang und dem unglaublichen Sternenhimmel werden wir sicher nicht so schnell vergessen. Es ist ein einmaliges Erlebnis bei absoluter Ruhe das erleben zu dürfen.

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Nach kalter Nacht und gestärkt mit Frühstücks-Omelette starten wir die Heimreise durch karge Steppe. Eine Karawane mit Lastdromedaren und Wüstenwanderern kommt uns entgegen. Auch ein Erlebnis jeden Abend das eigene Zelt aufzustellen und so das Wüstenfeeling zu erleben. Auch eine Dromedarmama mit einem etwa 3-4 Tage alten Jungen bekommen wir noch zu sehen.

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Omar lädt uns spontan zu Mariannes Geburtstag privat zu sich nach Hause in Zagora. Ein wunderschönes Erlebnis, sogar mit Geburtstagstorte. Seine Frau Nora gebar vor 16 Tagen die 6. Tochter, das Geburtstagskind durfte sie sogar auf die Arme nehmen. Auf verständlichen Wunsch der Familie veröffentlichen wir keine Fotos vom Anlass. Herzlichen Dank Omar und der ganzen Familie, wir wünschen Euch nur das Beste für die Zukunft.

Dienstag 25. November  Wanderung auf den Djabal Zagora

Nach 2 Tagen Jeep sitzen starten wir eine kleine Wanderung auf den Hausberg von Zagora, den Djabal Zagora. Immerhin 974 m hoch, das heisst gut 250 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Der tolle Ausblick entschädigt für die Müh, schwitzen war fast nicht möglich, die Luft ist zu trocken.

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Zurück in Zagora genehmigen wir uns was Flüssiges, Marianne sah auf dem Weg zurück dauernd ein Panache, Fata Morgana lässt grüssen! Auch das Timbuktu Schild wird noch geknipst, erinnert an die Karawanen, die in 52 Tagen von Timbuktu (Mali) nach Zagora ihre Handelswaren transportierten. Wir springen über unseren Schatten und kaufen in der Markthalle offenes Rindfleisch und lassen es durch den Fleischwolf drehen. Heute gibt’s Lasagne! Sollten in den nächsten Tagen keine Reiseberichte mehr folgen, dann hat’s uns bös erwischt, lass dich überraschen.

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Mittwoch 26. November  Zagora – Tissint

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Wir verlassen Zagora Richtung Tata auf gut ausgebauter Strasse. Wenig Verkehr, wüstenähnliche Landschaft, fast unheimlich die Leere. Ein einzelner Baum im Niemandsland, der verdient etwas Aufmerksamkeit, also kurzer Fotostopp.

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Vor Foum-Zguid erblicken wir grüne Farbtupfer, dank Bewässerung gedeihen hier Kürbise, Kartoffeln oder Grünfutter für die Tiere. Der Ort bietet nichts Spezielles, ab hier starten auch viele Touren in die Erg Chegaga. Highlight ist das Tor, wenn man von der Wüste zurückkommt.

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Diverse Baustellen erfordern vorsichtiges Fahren, meistens ist der Grund weggeschwemmte Brücken vom Unwetter September 2024. Einfach fast nicht vorstellbar welche Kraft das Wasser hier entwickelt hat.

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Weiterfahrt durch endlose Steppe mit vereinzelten Bäumen bestückt. Dromedare haben wenigstens etwas Nahrung von den grünen Bäumen. Bei der Überquerung des Oued Tissint staunen wir, es fliesst Wasser im Fluss!

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Wir entscheiden unseren Übernachtungsplatz direkt am Canyon des Tissint-Flusses zu beziehen mit wunderbarem Ausblick zum Flusslauf mit Palmen und Gärten. Ein selbstbeförderter Touristenführer verlangt fürs übernachten 20 Dh, also knapp 2.-. Es ist mir schlicht zu ärgerlich 100 m umzuparkieren, wo wir gratis übernachten könnten! Die Leute leben hier ja von den Touristen und nicht von den Geizkrägen.

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Donnerstag 27. November  Tissint – Tata

Die Nacht am Abgrund zum Oued Tissint war grossmehrheitlich ruhig, nur ab und zu verirrten sich ein paar Strassenhunde zu uns und verlangten durch lautes Bellen was zu fressen. Die gut 70 km bis Tata auf guter Strasse verlaufen eher eintönig. Nach ein paar Kilometern öffnet sich der Canyon und präsentiert im lehmig-sandigen Boden eine bizzare Wüstenlandschaft.

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Die Strasse steigt langsam an, bis Tata gilt es gut 200 Höhenmeter zu überwinden. Immer wieder verschiedene Felsformationen in unterschiedlichen Farben. Ziegen suchen im trockenen Boden nach Futter, ein hartes Leben. Die Fahrt dem Jbel Bani entlang ist abwechslungsreich, wenn auch wegen anhaltender Trockenheit vielleicht etwas eintönig. Die Bergkette liegt am Trockenfluss des Oued Drâa entlang und ist die letzte Erhebung vor der algerischen Grenze.

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Im Camping Les Palmiers (immer wieder die gleichen Namen für die Plätze, logo wenn es immer wieder Palmen hat!) halten sich schon einige Dauergäste auf, die hier überwintern.

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Freitag 28. November  Tata

Auf Grund eines dringenden Coiffeurtermins schalten wir heute einen Ruhetag ein. Nebenbei kann ich noch Curlingspiele im TV schauen, da es im normalen Programm ausgestrahlt wird. Livestreams beim SRF Sport App sind im Ausland nicht empfangbar, angeblich aus rechtlichen Gründen! PS; wenn ich die Daten über Swisscom laden würde, Kosten etwa 20.- im Tag, könnte man SRF Sport App sehen, da ich mich über das Schweizer Netz einlogge. Versteht ihr den zarten Wink? Für mich eine Diskriminierung der Auslandschweizer oder Reisenden, ein Grund mehr die Serafe-Gebühren abzuschaffen für mich! Wir haben Holafly für 3 Monate gebucht und hatten bis heute fast überall, sogar in der Wüste, guten Empfang. Kosten für uns zusammen für 90 Tage 220.-, können wir nur empfehlen. Wieso können solche Anbieter so günstige Angebot machen und Swisscom nicht? Kann mir das jemand erklären, bin mit bald 70 leider etwas schwierig von Begriff!

 

Samstag 29. November  Tata – Icht

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Die Weiterfahrt zum südlichsten Punkt unserer Reise führt durch wüstenähnliche, eher flache Gegend. Mehrere Kilometer begleitet uns ein Steinhügel mit Sandverwehungen.

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In Akka ist Tankstellenhalt und Kaffeepause angesagt. Ein einsamer Ort in karger Landschaft, vereinzelt sehen wir bewässerte Felder, vermutlich Zucchini-Plantage. Wasser wird vom Grund heraufgepumpt, so lange es noch hat.

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Wenn es im Womo während der Fahrt zu Knurren beginnt, dann ist es kein Motorenproblem, dann hat meine Reisebegleiterin Hunger. Das ist in Oua-Belli der Fall, sofort wird ein passender Platz gesucht und verpflegt. Eine neue Brücke überspannt den Fluss, der vermutlich auch im September 24 Hochwasser führte.

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Marianne läuft über die Brücke zum Ort hinein, ich schaue noch etwas Curling und räume zusammen. Der Strasse entlang sehe ich sie nirgends, also halte ich nach etwas nach dem Dorfzentrum. Marianne hat sich im kleinen Marktgetümmel unsichtbar für mich gemacht, zum Glück kann ich sie per Whats-App anrufen und wir finden wieder zusammen! Noch gut 40 km bis Icht, wo wir auf dem Camping Borj Biramane unsere „Zelte“ aufschlagen. Gepflegter Platz, wir reservieren fürs Nachtessen eine Tajine mit Poulets, schon lange nicht mehr gegessen.

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Sonntag 30. November  Besichtigung unterirdische Siedlung Icht

Ein zügiger Nordwind pfeift uns um die Ohren, nördlich des grossen Atlasgebirges regnet und schneit es, südlich davon erleben wir bei bester Sicht und blauem Himmel einen schönen Morgen mit Sonnenlicht.

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Wir haben für 50 Dh pro Person Jamal als Führer für die Besichtigung der alten Siedlung Icht reserviert an der Reservation des Campingplatzes. Auf unseren Wunsch erklärt er alles Wichtige über den Translater vom Arabischen ins Deutsch. Ein toller Service, herzlichen Dank Jamal. Wir wandern dem Flusslauf entlang zum Dorf und stehen schon bald vor dem Eingang in den unterirdischen Teil des alten Dorfes. Hier lebten vor allem die Tiere und gewisse Vorräte, die in der Kühle des Untergrunds gelagert wurden. Das Kreuz an den Kellertüren soll böse Geister verscheuchen. So alle 20-30m gibt es einen Licht- und Lüftungsschacht, Fenster haben die Häuser ansonsten nicht, man will die Wärme nicht ins Haus lassen.

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Wir besichtigen die Wohnung seines Grossvaters, in der Jamal selber noch gelebt hat. Im Sommer wird es hier über 50 Grad heiss, nachts haben sie jeweils auf der Terrasse am Boden geschlafen. Die Küche ist doch topmodern eingerichtet, oder?

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In Icht, in unmittelbarer Nähe des Campingplatzes, fliesst Wasser aus einer Quelle, die in einem unterirdischen Kanal und im Flussbett mit Betonröhren ins Dorf geführt wird. Das Dorf war immer bekannt für seinen Wasserreichtum, deshalb gab es immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen oder Belagerungen. Das Wasser wird auch in den Oasengärten für die Landwirtschaft genutzt. Mittels Schiebern wird das Wasser nach einem genauen Zeitplan in die Gärten verteilt. Ein Betonkanal führt es auch über den Fluss auf die andere Talseite.

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Vom ersten Dorf sieht man nur noch Mauerreste. Ausserhalb, dem Fluss entlang, wurden früher Grabstellen eingerichtet. Man fand aber keine Knochen von Menschen, vermutlich hat man die Schätze im Grab versteckt. Die Gräber galten als sicher, da man im Islam keine Gräber betritt. Der Weg zurück dem ausgetrockneten Oued entlang treffen wir nach 3h wieder auf dem Campingplatz ein. Herzlichen Dank für die interessante und eindrückliche Führung in die Vergangenheit von Icht.

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Montag 1. Dezember  Icht – Ait ou Said

Nach ein paar Tagen flacher, öder Wüstengegend zieht es uns wieder in die Berge des Anti Atlas Richtung Tafraoute. Schon nach ein paar Kilometern auf der R107 schalten wir einen längeren Stopp ein, es ist Souk (Markttag) in Tamanarte. Da kann ich Marianne nicht zurückhalten. Entsprechende Bilder sind auf Polarsteps zu sehen. Ich knipse derweil die Landschaft auf den ersten Kilometern dem Flusslauf entlang. Die breite des Bachbeets lässt erahnen dass es in der Enge der Schlucht nicht mehr so gut ausgebaute Strassen gibt.

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Je enger die Schlucht, desto mehr Flussüberquerungen auf provisorisch reparierter Strasse. Die Häuser sind am Hang gebaut, alte, zerfallene Lehmhäuser und neue Betonhäuser. Spannende Geschichte, was haben diese Leute für eine Zukunfsperspektive?

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Dann wird es langsam kritisch, Strasse komplett weggeschwemmt. Baustelle an Baustelle säumen unseren Weg. In Igmir steigt die Strasse steil an, zuerst noch Schotter, dann wenigstens geteert. Im Kriechtempo schleichen wir die Kurven hoch, ein kurzer Stopp mit Blick zurück, und bald haben wir es geschafft, die Höhe ist erreicht. Hörbares Aufschnaufen im Duett!

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Als Tages-Highlight ist eigentlich der Grand Canyon Marokkos angedacht. In Anbetracht dessen was wir schon gesehen und erlebt haben, sind die paar Meter Naturstrasse bis zum Aussichtspunkt nichts aussergewöhnliches mehr für uns. Die Sonne ist leider schon ziemlich tief, so knipse ich halt etwas mehr Schatten, aber eindrücklich ist es trotzdem.

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Als Übernachtungsplatz auf fast 1500müM suchen wir uns mangelnder Gelegenheit einen Hausplatz neben einem Neubau aus. Der alte Hausherr weist uns freundlich den Platz ein, wir bedanken uns mit Früchten für die Gastfreundschaft. Tolle, ruhige Abendstimmung mit zunehmendem Mond. Morgen geht’s mit Roller auf Schluchtenfahrt.

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Dienstag 2. Dezember  Rundfahrt Aid Mansour Tal

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Nach kühler Nacht starten wir eingepackt mit dem Roller Richtung Ait Mansour Tal. Wir fahren durch kleine Dörfer, die Leute winken uns fröhlich zu. Bei einem Stopp verkauft ein fahrbarer Trödlerladen allerlei Sachen für den täglichen Gebrauch. Die Leute zeigen uns immer wieder in welcher Richtung wir fahren sollen. Nein, da kommen wir her, zur Schlucht wollen wir. Nach ein paar Kilometern ist uns auch klar warum, alle Brücken wurden letzten September vom schlimmen Unwetter weggerissen. Wir müssen immer wieder über Notstrassen oder besser gesagt Schotterwegen die zerstörten Strassen umkurven.

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Kurz vor dem Abzweiger ins Mansour Tal erblicken wir spezielle Gesteinsformationen. Von weitem sieht es wie ein zusammengefalteter Karton aus.

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Das erste Teilstück der Schlucht zeigt uns ein verfallener Ortsteil, hier zu wohnen wäre purer Selbstmord. Nebenan wurden neue Häuser gebaut. Die Lehmhäuser sind nicht für ewig gebaut, bei Regen zerfallen sie regelrecht.

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Die Fahrt durch die Schlucht ist quasi wie ein Blindflug. Man fährt mitten durch die Palmenoase, sieht von den hoch aufragenden Bergen nichts, bis sich bei einem Parkplatz die Bäume lichten.

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Die Rückfahrt auf der schmalen Teerstrasse führt nochmals in die Höhe, der Blick zurück lässt die Schlucht noch gut sehen. Nur wenige Fahrzeuge begegnen uns, ein einziges Womo getraut sich hier durchzufahren. Wehe der muss einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen, dann viel Glück, oder zig Meter zurück bis zu einem kleinen Ausweichplatz.

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Roller verladen, Womo startklar, wir steuern den Campingplatz Granite Rose in Tafraoute an. Kurz vor dem Ziel dürfen wir auf neuer Strasse in den Ort einfahren, so quasi um zu sagen, wir könnten es schon, aber wir wollen grad nicht. Die Fahrt über den Tizi Amanouz Pass führte über eine sogenannte Single Road, das heisst, es hat eigentlich nur für ein Fahrzeug Platz. Ausweichen sehr vorsichtig, die Bruchkanten des Teerbelags sind scharfkantig, defekte Pneus lassen grüssen. Wir haben Glück, dem entgegenkommenden Linienbus können wir an einer einfachen Stelle ausweichen.

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Mittwoch 2. Dezember  Velotour zu den bemalten Felsen

Gut 20 km beträgt die Rundfahrt zu den bemalten Felsen, im französischen „Les Peintures“ genannt. 1984 entstand hier durch den belgischen Künstler Jean Vérame ein etwas spezielles Kunstwerk. 20t Farbe wurden in 2 Monaten vermalt. Seither einige Male nachgepinselt, letztmals 2018. Auch Hobbykünstler „verewigten“ sich hier. Seit 1 Jahr dürfen hier die Camper nicht mehr ihr Winterlager aufschlagen, sehr sinnvoll, denn ohne Entsorgungsmöglichkeiten landet alles im „Busch“. Auf dem Weg dahin fahren wir durch ein kleines Dörfchen mit einem „gepflegten“ Friedhof mittendrin.

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Die Rückfahrt über Aguard Oudad führt uns noch zum Chapeau Napoléon, einem Turmfelsen, der dem Hut von Napoléon ähneln soll. Ich sehe ihn nicht, aber gut vermarktet verhilft er zusammen mit den blauen Steinen als Touristenmagnet.

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Donnerstag 4. Dezember  Rundfahrt Ammelntal

Bei weiterhin traumhaftem Wetter starten wir die Fahrt ins Ammelntal mit der grandiosen Granitfelsenkulisse. Am Anfang des Tales bei einem Aussichtspunkt blickt man auf den Tête du Lion, mit etwas Fantasie erkennt man den Löwenkopf gut.

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Eine schmale, teilweise betonierte Strasse führt auf über 1400m nach Tagdichte. Bei der Tordurchfahrt blickt man geradeaus aufs Dorf. Wir staunen, dass nach der steilen Zufahrt im Talkessel sich so viele Häuser befinden. Die Rückfahrt bergab präsentiert einen schönen Blick aufs Bergpanorama des Anti-Atlas.

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Beim nächsten Abzweiger geht’s wieder bergauf Richtung Tanalt. Herrlicher Blick ins Ammelntal zurück.

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Die abwechslungsreiche Fahrt führt uns bergauf, bergab, mit „Mythenblick“ zwischendurch. Der Unterschied zur Schweiz, hier gibt es keine Bergbahnen die auf die Gipfel fahren. So ergeben sich bis zurück zum Campingplatz fast 100 km Fahrt mit vielen Eindrücken aus der schönen Bergwelt des Anti-Atlas Gebirges.

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Freitag 5. Dezember  Tafraoute – Aourir

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Wir verlassen die Bergwelt im Ammelntal und verabschieden uns von Omar, unserem sehr freundlichen und aufmerksamem Gastgeber und Koch. Unterwegs laden wir noch einen älteren Mann ein, der zum Souk nach Tirhmi will. Auf dem Col du Kerdous gibt es eine herrliche Aussicht nach Tiznit und tatsächlich erahnt man im Dunst den Blick aufs Meer.

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Pause in Tiznit, wo wir neben der Moschee das Freitagsgebet live miterleben. Nicht alle haben Platz, sogar mit einfachem Karton knien sie zum Gebet nieder und lauschen den Worten des Imam. Mit Hilfe des Google-Übersetzers verstehen wir den Text und bekommen so auch den Inhalt mit. Es war sehr eindrücklich das miterleben zu dürfen.

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Wir besuchen noch die Source bleu, die Quelle der heiligen Lalla Fatima. 

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Die Fahrt nach Agadir bis zum Campingplatz Aourir öffnet uns wieder eine ganz andere Welt von Marokko. Waren wir die letzten Wochen eher in einsam abgelegenen Gegenden, trifft uns das pulsierende Stadtleben mit voller Wucht. Links und rechts werden wir von Mopeds überholt, sehen den ersten Unfall (Blechschaden) und sind froh auf dem Camp angekommen zu sein. Sogar eine Busse hat der Schreibende eingefahren. 68 km/h anstelle sechzig, 150 Dirham durfte ich den freundlichen Radarpolizisten übergeben, weniger als meine Schachtel mit den feinen Guetzli gekostet hat!

 

Samstag 6. Dezember  Einladung bei Khalid

Khalid, den wir am Markt in Tamanarate kennen gelernt haben, hat uns heute bei seiner Familie zum Mittagessen eingeladen. Seine Mutter und seine Schwägerin haben für alle Couscous mit Gemüse und Poulet gekocht. Es war sehr spannend und eindrücklich einen Einblick ins Familienleben miterleben zu dürfen. Herzlichen Dank und alles Gute für die Zukunft, Khalid! (PS; Fotos habe ich aus persönlichen Gründen keine gemacht)

Sonntag 7. Dezember  Ruhetag

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„Was hast du heute den ganzen Tag gemacht“, fragt Marianne. „Nichts“, antworte ich. „Aber das hast du ja gestern schon gemacht“, meint sie. „Bin damit nicht ganz fertig geworden gestern“, antworte ich!

Am Abend ist gemeinsames Nachtessen mit Weibels im Camping Restaurant geplant. Als wir um halb sechs bestellen wollen bekommen wir als Antwort, Küche schliesst um 6 Uhr! Na ja, eigentlich haben wir ja reserviert, aber wenn die gute Küchenfee keine Arbeitslaune hat, dann verspeisen wir gemeinsam in unserem Womo ein Raclette, das ich wohlweislich eingekauft habe im Carrefour in Agadir.

Montag 8. Dezember  Ausflug Paradise Valley

Nach 2 Tagen mit leichter Bewölkung strahlen wir wieder zusammen mit der Sonne um die Wette! Helm auf und bergwärts Richtung Paradise Valley. Schon ein paar Kilometer später erster Stopp bei einem botanischen Garten. Schön gestaltet, mit alten Gartengeräten und Kleidern der Bauern, die hier früher lebten. Sogar für jede Familie gab es einen „Tresor“ in Form eines abschliessbaren Kasten. Hier wurden Getreide, Waffen oder Schriftstücke der Familien aufbewahrt.

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Das Tal erhielt den Namen von der Hippie Bewegung in den 70er Jahren. Die Strasse führt durch Schluchten, dann wieder in die Höhe, sehr abwechslungsreiche Fahrt, mit kurvenreichen Passfahrten. Originell vor allem die Tische und Stühle im Bachbett der Schlucht.

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Ziel der Fahrt sind die Wasserfälle in Imouzzer, da es seit langer Zeit nicht mehr geregnet hat, leider ohne Wasser. Die vielen Verkaufsstände mit Verpflegung im Angebot warten auf die Touristen. Entsprechend versuchen alle uns in ihre Lokalität zu locken, ohne Erfolg, ich habe unser Ziel schon ausgesucht. Entsprechend frustriert reagiert unser Wegbegleiter, doch ich habe ihn nicht um den Dienst gebeten, also sein Problem.

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Dienstag 9. Dezember  Aourir – Essaouira

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Da für morgen Mittwoch eher Wolken und etwas Regen angekündigt werden, entscheiden wir uns bereits heute Dienstag nordwärts der Küste entlang zum nächsten Camping Esprit Nature in der Nähe von Essaouira zu fahren. Die Atlantikküste bietet vor allem den sportlichen Wellenreitern abenteuerliche Erlebnisse. Wir erfreuen uns am schönen Ausblick aufs Meer, wo sich die Wellen dauernd überschlagen. Unseren westlichsten Punkt der Reise erreichen wir beim Leuchtturm am Cap Rhir.

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Im Cafe Momo’s in Imsouane machen wir Mittagsrast. Herrlicher Rundblick zu den Felsen und den sich überschlagenden Wellen, da könnte man noch stundenlang zuschauen. Fast hätten uns die Katzen den Fisch auf dem Teller wegstibitzt, als wir vor lauter Staunen etwas unachtsam wurden!

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So erreichen wir bald unser Nachtlager für die nächsten Tage. Einer der schönsten Plätze die wir bis jetzt in Marokko angetroffen haben. Leider ist die gut 4km lange Zufahrt eine Zumutung für Mensch und Fahrzeug, Holperpiste hoch 3!

 

Mittwoch 10. Dezember  Ausflug Essaouira

Nach über 2 Monaten erleben wir Regenschauer, nicht nur ein paar vereinzelte Tropfen. Der Blick aus dem Womofenster bestätigt meine Absicht, ich bleibe im Trockenen sitzen.

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So gegen 14 Uhr scheint plötzlich wieder die Sonne, also doch noch Roller einsatzbereit machen und los nach Essaouira. Beim Aussichtspunkt auf die Stadt warten 4 Dromedare auf mich, doch die eifrigen Führer verdienen nichts an mir. 20 Dirham dem Parkwächter und schon steuern wir auf das Bab Marrakesch zu. Überall könnte man was kaufen und essen, ein buntes Treiben auf den Hauptgassen innerhalb der Stadtmauer. Fisch, na ja, wenn ich den gesamten Eindruck der Fischhalle betrachte, glaub, ich verzichte. Der Uhrenturm präsentiert sich im perfekten Sonnenlicht, auch wenn kurze Zeit später ein kleiner Wolkenbruch niedergeht. Leicht durchnässt erreichen wir wieder den Campingplatz, war trotzdem ein tolles Kurzerlebnis.

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Donnerstag 11. Dezember  Berberkochanlass

Heute heisst es früh aus dem warmen Nest steigen, um 9 Uhr ist Treffpunkt beim Parkplatz Carrefour in Essaouira. Bei gefühlten Minustemperaturen starten wir mit dem Roller über die Holperpiste Richtung Stadt. Unsere Begleitperson Gea erwartet uns schon, sie wirkt nervös, da das Taxi noch nicht da ist. Wieso so aufgeregt, wir sind in Marokko, da klappt alles! Fahrt zum Markt nach Tidzi, wo wir Gemüse und Ziegenfleisch einkaufen. Bald erreichen wir unsere Gastfamilie, die uns bekocht, wir können ein wenig Gemüse schnipseln und vor allem zuschauen, wie einfach eine Berberfamilie draussen auf dem Feuer kocht. Es gibt Tajine, selbstgebackenes Brot, Tomaten-Gurkensalat und geröstetes Couscous. Alles fein zubereitet, wir lassen es uns schmecken.

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Zurück in Essaouira laufen wir ohne grosse Worte zu unserem Lieblingscafe, Cappuccino und Kuchen als krönender Abschluss des Tages! Noch ein kleiner Verdauungsspaziergang auf die Stadtmauer mit Blick auf das schäumende Meer, und schon ist Tag 54 in Marokko Geschichte.

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