Nordeuropa 2017 Teil 4 Lofoten - Kiruna

Sonntag 11. Juni

Zur Übersicht hier die Karte des Reiseberichts Teil 4

 Lofoten

Entsprechend gerädert holt uns um 6 Uhr der Wecker aus dem Halbschlaf, nach der doch eher unruhigen Nacht auf dem Stellplatz. Doch die Fähre auf die Lofoten fährt mit oder ohne uns, also raus aus den Federn. Entsorgen und ab zum Fährhafen, der nur um die Ecke liegt.

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Es sind nur wenige Womos, ein paar PW’s und 2 Cars mit Franzosen und Schweden, die mit uns auf die Lofoten reisen. Entsprechend gibt es ein Sprachen - Kauderwelsch auf Deck. Gut 3 Stunden dauert die Überfahrt bei ruhigem Seegang. Wir nehmen unser Frühstück aus dem Rucksack und freuen uns auf die Insellandschaft. Schon von weitem sieht man die steilen, noch schneebedeckten Bergspitzen aus dem Meer ragen, die so charakteristisch sind für das Bild der Lofoten. Die Wolkendecke verzieht sich auch langsam, es soll ja die nächsten 2 Tage Top Wetter geben.

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Und schwupps, wirft uns die Fähre raus auf die Insel, hier seid ihr, schaut euch an, was das Herz begehrt, all die Lobeshymnen auf eine rauhe, unvergessliche, eindrückliche Insellandschaft. Fast alle fahren Richtung Süden, nach Å. Der Name kommt von den ersten Besuchern der Inselgruppe. Sie waren so erstaunt ab der Schönheit, dass sie ein «Aaah» von sich gaben, und schon war der Namen geboren.
In Å besuchen wir das Lofoten Torrfiskmuseum. 50 Kr Eintritt, inkl. Kaffee und Biskuit, aber nur 1 Stück, hat er uns ausdrücklich mit auf den Rundgang gegeben. Da er selber recht gut Deutsch spricht hat er die Museumsführung mit all den alten Arbeitsgeräten der Fischer auch auf Deutsch übersetzt. Super, auch der über 30-jährige Film der Dorschfischerei hat nichts von seiner Eindrücklichkeit verloren, wie es zu und her geht, wenn ab Januar bei Sturm und Schnee gefischt wird. Nur sind die Arbeitsgeräte heute moderner und die Schiffe weniger zahlreich, dafür wesentlich grösser. Alles zum Thema Stockfisch im Link (unterstrichene Wörter führen beim Anklicken automatisch zu den Websites)

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Bei den Biskuits kann Marianne nicht auf Eins zählen, leider beisst der Fisch nicht mehr zu, bei den unehrlichen Schleckmäulern, als «Dank» bekam sie vom Führer noch das Fischbuch geschenkt. Da haben wir Männer keine Chance gegen den Charme von Frauen.

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In der weltbesten Bakeri in Å geniessen wir noch einen Kanelbuller, bevor wir unsere Eroberungsfahrt nordwärts starten.

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Kaum ein paar Kilometer unter den Rädern, Fotostopp, die ersten Eindrücke werden mit der Kamera geschossen. Die Fischerhütten in Sorvägen, sogenannte Rorbuer, Leknes mit der Fähre, sowie der Djupfjorden sind die Sujets.

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Und schon einer der Höhepunkte einer Lofotenreise, Reine ist in Sicht. Parplatz suchen und Verpflegung in einem der kleinen, heimeligen «Beizchen» geniessen. Zwar eine italienische Pizza, aber auf Norwegisch zubereitet! Wie die Einheimischen den dauernden, penetranten Fischgeruch der zum Tocknen aufgehängten Dorsche, den Stockfischen, aushalten, ist mir ein Rätsel. Aber wir halten ja den Käsegeruch auch aus, nur um ein Beispiel zu nennen.

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Unser Nachtlager schlagen wir auf dem Camping in Ramberg, dem Ramberg Gjestegård auf. Viele Wanderer und Radfahrer zelten hier mit einfachsten Einrichtungen. Ein etwas komisches Gefühl, wir mit unserer Top eingerichteten Einzimmerwohnung, 5m neben den Zelten die gerade knapp Platz bieten für 1 oder 2 Personen. Neben uns nächtigt ein Velofahrer mit seinem Hund, ob der Hund oder der Mann geschnarcht haben, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen!

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Montag 12. Juni

Da die Sonne nicht unter dem Horizont verschwindet, erleben wir die erste, echte Mitternachtssonne. Bis um halb zwei schreibe ich in meinem Womo unseren Reisebericht weiter, die Sonne ist bereits wieder am steigen, als ich mich auch noch aufs Ohr lege und friedlich dahinträume.
Wir starten unseren heutigen «Rollertag», und schon nach 2 km lockt das erste Motiv. Karibikstrand auf den Lofoten? Träume ich noch nach eher knappen 5 Stunden Schlaf? Nein, aber ich hab die Badehosen nicht dabei, aber sieht es nicht traumhaft aus?

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Stahlblauer Himmel, blaues Meer, Urlaubsstimmung in Perfektion, so geniessen wir die Weiterfahrt.

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Bald erreichen wir das ursprünglich erhaltene Fischerdörfchen Nusfjord. Heute als Museumsdorf mit Übernachtungsmöglichkeit in den renovierten Fischerhütten, den Rorbuer’s, in Funktion. Hier ein paar Eindrücke unseres Rundgangs.

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Wir treffen ein Paar aus Lörrach an, das auf der Rückreise vom Nordkapp ist. Sie berichten von Schneestürmen, Schneepflügen, die die Nordkappreisenden befreien mussten, Hiobsbotschaften pur für unsere Weiterreise. Schneeketten, oder unser Ziel ändern? Ja, das ist Wetter in diesen Breitengraden, wir geniessen 25° Grad und ein paar Kilometer nördlich schneit es. Auf der Webcam ist tatsächlich am 25. Mai Neuschnee ersichtlich im Nordkapp, aber bis im Juli sieht das wieder anders aus, Kopf hoch, wir schaffen das schon.
Weiterfahrt nach Vikten, wo ein Glaskünstler sein Brot verdient. Leider haben wir auf dem Töff keinen Platz für Marianne’s geplante Einkäufe, und niemand sorgt um diese Zeit sonst für Umsatz, Pech.

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Im Lofotenzenter in Leknes gibt’s Mittagsverpflegung. Walfisch mit Spätzli und Hamburger mit Gratin für den weniger experimentierfreudigen Schreiberling. Wir umrunden die Vestvagoy-Insel via Valberg Richtung Gimsoya im Gegenuhrzeigersinn. Auf der Strasse 815 sind wir fast alleine unterwegs.

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Wir sind noch nicht müde weitere Landschaftsschönheiten zu geniessen. Die Haifischflosse in Hov zum Beispiel oder noch einen Abstecher nach Eggum, wo ein Kriegsbunker zu sehen ist, der uns überall auf der Norwegen-Reise an die Machtgelüste Hitlers erinnert. Ja, sind es doch über 70 Jahre her seit Kriegsende, aber die Norweger sorgen dafür, dass die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, und das soll auch so bleiben, Freiheit ohne Krieg für alle, ein Wunschziel.

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Auf dem Camping geniessen wir einen weiteren Traumabend, der uns erst weit nach Mitternacht schlafen und träumen lässt.

 

Dienstag 13. Juni

Heute kein Apero bei unserer Elfi-Runde. Spontan lade ich alle zu uns auf die Lofoten ein. Leider fast nur Absagen, einer aber ist mit dem Velo schon unterwegs! Sicherheitshalber stellen wir den «Weissen» in den Kühlschrank.
Hurigruten Tag! Nachdem alles verpackt ist, starten wir Richtung Svolvaer. Leider gibt es so viele faszinierende Fotosujet’s, dass wir etwas unter Zeitdruck kommen. Aber seht selber, es hat sich einfach gelohnt ab und zu ein Päuschen einzuschalten.

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Kurz vor dem Ort zweigen wir auf den Camping ØrsvågværØrsvågvær ab. Zackig Roller abladen, um 12.30 Uhr fährt der Bus nach Stokmarknes. Busstation suchen, eine 20x30cm grosse Tafel weist uns darauf hin, dass hier vermutlich der Bus abfährt. Da sich weitere deutschsprechende Touristen das gleiche Reiseziel ausgesucht haben, muss es der gesuchte Ort sind. Wir treffen noch eine Schweizer-Reiseleiterin an, die mit Schweden im Norden unterwegs ist, und sichtlich Freude hat wieder mal «Schwiizer-Ditsch» zu parlieren. Pünktlich fährt der Bus, wir erreichen die Fähre nach Melbu, und schon sehen wir das Schiff dem Hafen zusteuern.

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Die «Nordnorge» ist für die nächsten gut 3 Stunden unser Fortbewegungsmittel. Es ist einmalig auf der Hurtigruten, dass normale Touris sich unter die Kreuzfahrtgäste mischen und ihnen die Stühle auf den Deck’s streitig machen. Zuerst müssen wir unter einer Brücke durch, da wird einem bewusst warum die so hoch gebaut werden, die Brücken natürlich, nicht die Schiffe, oder halt beides!

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Die Durchfahrt des Raftsundes mit dem Abstecher in den Trollfjord dürfen wir auf der Fahrt zurück nach Svolvaer erleben. Traumhaft ist nur der Vorname, ich kann die Eindrücke gar nicht alle aufschreiben, einfach phänomenal schön mit diesem Kaiserwetter, würden die Österreicher sagen.

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Der Höhepunkt unserer aller auf dem Schiff Reisenden folgt als nächstes. Die Einfahrt in den Trollfjord. 60m ist die Zufahrt nur, da heisst es vorsichtig manövrieren. 1000 m ragen die fast senkrechten Felswände empor. Dann heisst es drehen an Ort und wieder raus. Da bleibt einem vor Staunen der Mund offen und man vergisst fast das Atmen, uncroyable würden die Franzosen sagen.

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Eine spezielle Stimmung breitet sich aus, der Wind nimmt leicht zu, die Leute verkriechen sich in alle möglichen Ecken. Es gilt zu verarbeiten was wir für Eindrücke aus dem Fjord mitgenommen haben. Mein Blick sieht südlich Nebel aufziehen, der angekündigte Wetterumschwung naht.

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Heute geschlossene Küche, so fahren wir zum Nachtessen nach Henningsvaer. Wäre noch einen längeren Besuch wert, doch jetzt wollen wir etwas feines zum z’Nacht. Im Restaurant Fiskekrogen speisen wir königlich, Fischsuppe als Vorspeise und Dorsch zum Hauptgang, war super lecker, die Reise wert.

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Nun noch ein kleines Verdauungs – Spaziergängchen und vielleicht noch was Süsses zum Abgewöhnen mit Kaffee? Ja, wo sind wir denn hier, man sieht noch knapp bis zum nächsten Haus! Der Nebel kam schneller als wir es erwartet haben, so bleibt uns nichts anderes übrig als uns den Heimweg zu suchen, was wir auch problemlos schaffen.

 

Mittwoch 14. Juni

Nebelgrau präsentiert sich der Morgen, da drehen wir uns noch zwei Mal um und schlafen ein paar Runden weiter. Wir durften die letzten Tage und Wochen so viel erleben, heute ist mal wirklich Ruhetag und Geniessen angesagt. Später strömt aus dem Backofen verführerischer Duft einer Wähe, oh wie freue ich mich auf’s Nachtessen oder wann immer wir uns über den Leckerbissen stürzen.

 

Donnerstag 15. Juni

Der Wetterbericht meldet für die Lofoteninseln die nächsten Tage eher durchzogene Verhältnisse, so entscheiden wir uns für die Weiterfahrt Richtung Narvik. Wir werden gegen Ende Juli nochmals auf die Inselgruppen zurückkehren, wenn Manuela und Sebastian zu Besuch kommen.
In Svolvaer tätigen wir Einkäufe und spazieren noch etwas dem Hafen entlang. Da es doch eher zügig windet ziehen wir uns bald ins Womo zurück und setzen unsere Fahrt fort. Auf dem Rastplatz in Sildpollneset am Austnesfjorden gibt es Frühstück, also da es schon Mittag ist, eigentlich Mittagessen. Die Zeit ist nicht unser Begleiter, so wird nach Lust und Laune und Magenknurren gespiesen. Also nicht dass ihr jetzt alle glaubt Marianne schaue nicht gut zu mir, nein, im Gegenteil, die Küche ist nach wie vor in Topform. Vor 2 Tagen passierten wir diese Strecke schon mit dem Bus, da sah es farblich mit dem Himmelblau noch leicht anders aus. Hat aber auch seinen Reiz, nur immer wolkenlos ist doch auch langweilig, oder?

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Vorbei an Fjorden, Wasserfällen, durch Tunnels, über Brücken, die Fahrt ist sehr abwechslungsreich als uns wieder mal eine Tafel «Kjettingplas» auf drohenden Wintereinbruch erinnert.

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Nein, Schnee haben wir noch nicht gesehen auf der Strasse, aber so eine kleine ruppige Steigung auf 300 m über Meer kann im Winter schnell zur Rutschpartie werden. Die Talfahrt endet am Tjeldsundet, an deren Ende wir über die Hängebrücke wieder mit dem Festland Kontakt aufnehmen. Es sind keine Schwarz-Weiss Bilder, aber mit Wolken und Nebel sind die Kontraste mal anders als die letzten Tage und dank modernster Fotoausrüstung lässt sich das Wetter auch ein wenig überlisten.

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Auf dem Festland hat es deutlich weniger Kurven, so steuern wir zügig Narvik zu. Schon von weitem sehen wir die riesigen Türme der Hängebrücke, die uns über den Fjord bringen soll. Doch kurz davor weisst uns das Navi den Fjord entlang und nicht über die Brücke. Klar, sie ist erst im 2018 fertig gebaut, wie ich mich selber beim Blick zurück überzeugen kann. Hier kann noch niemand hinüber fahren. Höchstens einen Geissbock, wie die Urner ihn dem Teufel schenkten, als er ihnen die Schöllenen-Brücke baute, kannst du über die Seile balancieren lassen. Auf der Norwegenwebsite Narvik kannst Du den Baufortschritt selber beobachten. Imposant wie so eine Brücke gebaut wird.

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Wir halten Kriegsrat. Narvik oder über die Berge nach Kiruna. Nach einigem für und wider entscheiden wir uns für die Berge, wir nehmen Abschied von Norwegen für einige Zeit und sagen Hello Schweden, we ar back. Bei der Überquerung der Bergkette erleidet Marianne fast einen Schock. Schnee und gefrorene Seen, Bruno wohin führst du mich?

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Spannend, auf der Norwegen Seite liegt verhältnissmässig viel Schnee, während auf gleicher Höhe in Schweden schon fast alles weggeputzt ist von Wind und Sonne. Schweden liegt halt wie das Tessin im eher wettergeschützten Teil, die Wolken stauen sich auf der anderen Seite. Bei der Riksgränsen, Skigebiet noch in Betrieb, sind wieder die Grenzgänger am Einkaufen. Wir steuern entlang der Erzbahnlinie dem Torne-Träsk, einem der doch grösseren Seen Schwedens, Kiruna zu. Während fast 100 km begegnen wir ein paar Lastwagen und 2-3 PW’s, so lässt es sich gemütlich ohne Stress fahren. Bevor wir den Ripan Camp ansteuern schiesse ich noch ein paar Fotos bei der noch scheinenden Abendsonne. Wir haben die Wolkendecke von Norwegen, die sich Schweden zubewegt wieder überholt und geniessen die Abendstimmung.

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Als erstes in Kiruna erblicke ich das komplett ausgebaute Skigebiet! Der zweite, eindrücklichere Blick, schweift über das riesige Erz-Abbaugebiet, das die Stadt am Leben erhaltet. Hier gibt es keine Arbeitslosen, entweder man arbeitet in dieser doch eher öden und kargen Gegend oder man sucht das Weite, respektive den Süden. Man stelle sich einmal vor, im Winter 2 Monate ohne Sonne und mit ein paar Stunden Dämmerlicht leben, das ist nicht für alle Leute.

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So geniessen wir noch die Mitternachtssonne, die sich kurz hinter dem Skigebiet verabschiedet und uns nach Mitternacht wieder begrüsst. Man wird einfach nicht müde bei immerwährendem Tageslicht.
Das war der Lofotenteil, im nächsten Abschnitt durchqueren wir Schweden, dann Finnland Richtung Nordkapp!