Teil 3 Åland - Finnland Süd bis Helsinki

 

Reise Nordeuropa ab Ostern bis Herbst 2022, Teil 3 Åland - Finnland Süd bis Helsinki

Montag 16. Mai  Kappelskär - Mariehamn

Nur gut 20 km Fahrt und schon treffen wir am Fährhafen in Kappelskär ein. Es ist noch nicht Hochsaison, so läuft das Einchecken und Einschiffen problemlos. Schon 5 Minuten vor 12 Uhr läuft die Fähre aus und wir blicken ein letztes Mal auf die Schären von Schweden zurück. Gut 2,5 h dauert die Überfahrt bei recht zügigem und vor allem kalten Nordwind, dafür haben wir Sonne pur, alles kannst du im Norden nicht haben.
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In Mariehamn beziehen wir Nachtlager beim Bootshafen mit Möglichkeit WC zu entsorgen und Wasser zu tanken. Der Platz ist kostenlos und liegt unmittelbar neben dem Stadtzentrum. Am Abend ist er ein Spielplatz für jung und junggebliebene mit ihren Autos und Töffs Runden zu drehen und etwas am Gaspedal zu drücken.

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Einkaufen ist angesagt und als Marianne die knusprigen Poulet-Schenkel erblickt gibt es kein Halten mehr! Meine Wenigkeit knabbert an einer kleinen Süssigkeit gegen die anhaltende Kalorienknappheit. Schwupps, und nur noch ein blanker Knochen bleibt übrig, die armen Vögel kriegen keinen Brosamen. Dafür können dieses Jahr zu Hause die Amseln sich mal wieder die Bäuche vollschlagen, unsere Heubeerenplantage wurde nicht zugedeckt.

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Wir drehen noch eine kleine Verdauungsrunde und sehen verschiedene Skulpturen und Objekte von kleinen oder grossen Künstlern und Berühmtheiten der Inselgruppe.

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Übrigens, Aland ist Finnisch, hier wird mit Euro bezahlt jedoch Schwedisch gesprochen, spannend was? Etwa 30'000 Leute bewohnen die Inselgruppe. 1921 wurde Aland infolge eines Entscheides des Völkerbundes als entmilitarisierte Zone Finnland zugeschlagen, verwaltet sich aber weitgehend autonom. Die Flaggen, die man überall sieht, erinnern an das 100 Jahr Jubiläum.

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Benannt wurde die Hauptstadt Mariehamn nach Maria Alexandrowna, der Gemahlin von Zar Alexanders II., der 1861 die Stadt gründete. Damals gehörten Finnland und Aland zum Russischen Kaiserreich. Hoffentlich wollen die Russen nicht auch noch Finnland wieder zurückerobern wegen dieser Geschichte! Wenn Putin meine Website liest, wenn er überhaupt lesen kann, nein, solche Gedanken haben jetzt keinen Platz.

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Dienstag 17. Mai  Bomarsund

Obwohl es nur etwa 8°C warm ist und weiterhin ein zügiger Wind weht, entschliessen wir uns mit dem Roller die heutige Erkundung unter die Räder zu nehmen. Beim Aussichtsturm am Färjsundet gibt es den ersten Stopp. Ab 1636 war dieser Weg die Postroute zwischen Stockholm und Turku. Anstelle der Brücke natürlich eine einfache Fähre, die den Sund überqueren half. Ein einfaches Schild weist zum Parkplatz für LKW, PW, Motos und Fahrräder hin. Etwas übertrieben, wenn ich den Platz anschaue möchte ich hier nicht mit dem Womo parkieren! Das Café hat leider nur Samstag / Sonntag geöffnet, doch den Turm können wir besteigen, obwohl es uns fast die Ohren wegwindet, wenn man nicht ein Stirnband angezogen hätte. Die Aussicht entschädigt für das Treppensteigen, gar nicht gewusst, dass die Insel noch kleine Hügel aufweist.

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Das eigentliche Highlight von heute ist die Besichtigung der Bomarsund Festung. 1809 wurden die Aland-Inseln zusammen mit Finnland Teil des Zarenreichs. Trotz britischer Proteste begann 1830 der Bau der Festung, die Russen wollten diesen strategisch wichtigen Punkt errichten. 1854 wurde die Festung, noch nicht einmal fertig gebaut, im Verlaufe des Krimkrieges zerstört. Über 2000 Russen gingen in Gefangenschaft. Wie sich die Geschichte doch immer wieder wiederholt, man ist einfach nicht zufrieden mit dem was man hat, man will immer mehr und noch mehr Macht!

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Der nördliche Festungsteil gibt einen herrlichen Ausblick auf Wasser und Wald. Trotz zeitweiliger Windböen starte ich die Drohne, ein paar Aufnahmen aus der Luft sind nicht zu verachten. Doch kurz nach dem Start in etwa 50m Höhe treibt die Drohne immer mehr Südwärts, der Wind ist zu stark! Mein Puls steigt in unermessliche Höhen, das darf doch nicht wahr sein, dass ich nun Sebastians Drohne hier beerdige irgendwo im Wald. Ich eile hinterher und versuche immer wieder das Flugobjekt in meine Richtung zu lotsen, doch das Teil fliegt eher noch weiter davon. Zum Glück lässt kurz der Wind etwas nach und mit Glück bringe ich das Gerät heil zu Boden. Wow, mir steckt der Schreck noch kräftig in den Gliedern und mein Puls beruhigt sich nur langsam. Für heute ist fertig geflogen!

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Nach dieser Aufregung wollen wir noch das Schloss Kastelhom besichtigen. Im Baka, einer Bäckerei wo noch mit viel Handarbeit vom Inhaber selber produziert wird, kriegen wir zwar keinen Kaffee, aber feinen Kanelbullar! Das Schloss besichtigen wir nur aus der Ferne, die Lust an alten Geschichten ist irgendwie verloren gegangen.

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Zurück in Mariehamn suchen wir das Jagd- und Fischgeschäft auf. Hier erfahren wir, dass bis Ende Mai nicht vom Ufer gefischt werden darf, wegen den Vögeln die irgendwo im Schilf brüten könnten. Die nette Verkäuferin gibt uns einen Prospekt mit Fischausflügen per Boot, das wäre gestattet, oder wir sollen fischen und uns nicht erwischen lassen. Da ich ja nicht gut Schwedisch verstehe habe ich ihre Aussage mal so interpretiert. Wir kaufen dann noch eine Ersatzrute für das defekte Teil wegen dem Missgeschick mit dem Pneu und freuen uns auf Finnland, dort gelten wieder andere Gesetze.

 

Mittwoch 18. Mai  Mariehahm - Geta

Wir verabschieden uns vorerst von Mariehamn, den nördlichen Inselteil gilt es zu erkunden.

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Erster Halt bei der St. Michaels Kirche in Finström, wir besichtigen die Mitte 14. Jahrhundert erbaute Steinkirche. Mehrere hunderte Jahre alte Gemälde und Skulpturen schmücken die Kirche, das Chorfenster stammt aus dem Jahre 1947 und ist der «Weltversöhnung» thematisiert.

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Dann führt die Strasse bei Geta den «Berg» hoch. Wir parkieren beim Soltuna Restaurant, immerhin 107m hoch gelegen, besteigen den Aussichtsturm und bewundern einmal mehr das Inselpanorama. Im Café ist gerade Altersnachmittag und sogar Minigolf und Felsengolf könnte man hier spielen.

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Mit unseren Rädern rasen wir den Berg hinunter und steuern auf einer Naturstrasse dem Meer zu. Hier erleben wir Natur pur, fast zu romantisch um wahr zu sein.

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Unser Nachtlager beziehen wir am Badestrand bei Hällö. Bis spät abends treiben wir etwas Verbotenes, was, das verraten wir natürlich nicht. Nein, nicht 9 Monate Lieferfrist, das Resultat wird morgen auf dem Teller serviert und hat den gleichen Namen wie einst ein Luzerner Bundesrat!

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Donnerstag 19. Mai  Dånö

Spontan entscheiden wir uns noch einen Tag hier am Badeplatz zu bleiben und erst morgen weiterzureisen. Damit nicht nur die Kaumuskulatur arbeiten muss, unternehmen wir einen Radausflug nach Dånö. Im Sommer gäbe es ein Museum zu besichtigen, präsentiert wird wie die Einheimischen früher lebten und mit welchen Geräten gearbeitet wurde. Das Dorf zählt vermutlich etwa 50 Häuser im Umkreis von 5 km, einen Dorfkern haben wir nicht erblickt. Nach dem Museum hört die Strasse einfach auf, ein paar Naturwege führen zu den Liegenschaften. Dafür erleben wir Natur pur. Knorrige Bäume, blaues Wasser und der spezielle, rote Rapakivi-Granit faszinieren uns.

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Freitag 20. Mai  Geta - Mariehamn

Da der Himmel heute bewölkt ist und auf morgen sonniges Wetter angesagt ist, entscheiden wir uns zurück zum Hafenplatz in Mariehamn zu fahren und einen Museumstag einzuschalten. Das Schifffahrtsmuseum zusammen mit dem Museumsschiff Pommern erreichen wir vom Stellplatz in kurzer Zeit. 10 Euro AHV Eintritt und für 2h sind wir beschäftigt mit Bestaunen der alten Schiffsausrüstungen. Unglaublich wie hart die Matrosen hier arbeiten mussten. Bei Wind und Regen und sogar bei Eis und Schnee mussten die Segel gehisst oder eingezogen werden. Eindrückliche Bilddokumente bezeugen diese Leistungen der Seeleute. Wenn ich dann noch die Kajüten anschaue, dann gefällt mir die Schlafstelle im Wohnmobil doch um einiges besser. Wobei der Captain es schon noch etwas bequemer hatte!

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Nun noch etwas raus an die frische Luft. Mit dem Roller erkunden wir die Umgebung und sehen überall verstreut Wohnhäuser in freier Natur. Hier gibt es keine Zäune und Grenzen zum Nachbarn, er ist eh weit genug weg. Wir verirren uns noch zu einem Aussichtsturm, etwas Treppensteigen schadet eh nie, bevor wir die Heimfahrt antreten und die Bordküche in Betrieb nehmen.

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Samstag 21. Mai  Eckerö

Ja, wenn es bis morgen um 3 Uhr dauert bis man die Augen schliesst und endliche einschlafen kann, dann bedeutet das meistens nichts Gutes. Tatsächlich waren Jungs und Girls mit Auto, Töff und Traktor bis in die Morgenstunden unterwegs. Pausenlos fuhren sie auf dem Hafenquai vor unserem Womo hin und her, laute Musik, Gejohle und heulende Pneus. So wird entschieden, wir suchen uns für heute Abend etwas ruhigeres. Nach dem Katerfrühstück so gegen 10 Uhr starten wir den Roller, wir wollen noch die Westküste, genauer Hammarland und Eckerö erkunden. Ganz nördlich von Hammarland, in Skarpnåtö, hört die geteerte Strasse mitten im Ort auf. Ein Museum findet man hier, nur aktuell noch strängt, was heisst geschlossen. Das sind noch die Originalhäuser aus dem frühen 17. Jahrhundert, natürlich mit neuem Farbanstrich!

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Richtung Eckerö, beim Überqueren einer Brücke, schauen wir 2 Jungs beim Fischen zu. Ich erblicke mein Ferienhaus, mit Meeranschluss, ideal gelegen zum Fischen und Faulenzen!

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In Berghamn wird gerade die Fähre nach Grisslehamn mit Fahrzeugen gefüllt. Es ist die kürzeste Verbindung zum Festland nach Schweden.

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In Käringsund steht in Jagd- und Fischmuseum, wir haben die alten Fischerhütten besichtigt und auf der schönen Terrasse des Restaurants etwas Flüssiges zu uns genommen. Auch einen grossen Campingplatz erblicken wir, da wird im Sommer Betrieb herrschen.

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Vor der Rückfahrt besichtigen wir noch das Post- und Zollgebäude. Es wurde 1828 von Carl Ludwig Engel entworfen und sollte die Macht der damaligen Zarenherrschaft sichtbar präsentieren. Es wurde etwa 4x grösser als notwendig gebaut, aber so an Meerlage wollte man allen imponieren, was für feine Herren hier zu befehlen haben.

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Wir wollen ja die nächste Nacht etwas mehr Ruhe, so packen wir unsere Siebensachen und verschieben uns zum Badeplatz in Norrby Lemland, richten uns häuslich ein und sind gespannt ob der FCAarau heute in die Superliga aufsteigt!

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Sonntag 22. Mai  Fähre Långnäs – Naantali

Leider hat es nicht geklappt mit dem Aufstieg, dafür freute sich Winterthur, die Dank der Niederlage der Aarauer nun direkter Aufsteiger sind. Persönlich bin ich schon ein wenig enttäuscht, aber wenn ich an die Hooligans aus Basel, Bern, Zürich und von wo auch immer sie kommen, denke, die wir zum Besuch im Brügglifeld gehabt hätten, da freue ich mich auf gemütliche Spiele ohne solche Randalierer.
Die Fähre macht hier in Långnäs einen Zwischenstopp auf der Fahrt von Kappelskär nach Naantali. Ein Schaffhauser Womo verlässt als einziges Fahrzeug das Schiff, entsprechend zügig heisst es hinein in den Riesenschlund zu fahren.
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Auf der ganzen Fahrt haben wir das Gefühl wir sehen immer nur Schäreninseln. Richtung Finnland zu sind sie wieder mehr bewaldet als in Aland. Wie in einem Labyrinth kurven die Schiffe um die Inseln, hoffe der Käptn findet in diesem Wirrwarr den Weg. Vermutlich helfen auch die Weiss-Rot-Weiss gezeichneten Riesenschilder wohin der Weg führt.

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Kurz vor halb 6 wird es unruhig auf dem Schiff. Aha, das Buffett der Finnline ist eröffnet. Wir schlagen uns die Bäuche voll, Marianne mit 2 Mal Dessert, ich dafür 2 Mal Kartoffelstock. Die Überfahrt kostet gut 100 Franken, grosses Womo mit Anhänger und 2 Personen Essen, nenne ich kostengünstig. Nach 5 Stunden kurzweiliger Reise erreichen wir Naantali. Die Häfen gleichen sich irgendwie, überall Industrie und LKW Terminals für all die Güter die transportiert werden.

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Wir erreichen den Übernachtungsplatz, grosser Parkplatz am Rand des Naherholungsgebietes.

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Per Rad erkunde ich kurz die Umgebung und erlebe gerade wie sich wieder eine Fähre den Weg aus Turku pflügt durch die enge Bucht hinaus in die Schären.

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Montag 23. Mai  Turku

Wieder mal mit den eigenen Rädern steuern wir Turku zu. Die Stadt war früher immer wieder Schauplatz kriegerischer Aktivitäten. Schweden, Russen, Dänen, immer wieder wurde geplündert und geraubt, war es doch über Jahrhunderte die wichtigste Handelsstadt Finnlands. Heute leben hier knapp 200'000 Einwohner. Zeuge dieser frühen Zeit Turkus ist die Burg, etwa um 1280 gebaut. Es ist das grösste erhaltene mittelalterliche Gebäude Finnlands.

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Was fällt in einer Stadt immer als erstes auf? Die hohen Kirchtürme! Während die Michaelskirche nicht zugänglich ist, können wir den Dom besichtigen. Der Sitz des Erzbischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands ist das Wahrzeichen der Stadt. Wie alle Kirchen wurde er immer wieder an- und umgebaut und nach dem verheerenden Stadtbrand von 1827 instand gestellt werden. Das Kircheninnere zeigt uns die Einfachheit der Luther Kirchen, hier wird nicht geprozt.

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Wie Stockholm besitzt auch Turku eine Markthalle, hier kauft man Lebensmittel frisch ab Theke. Die andere Hälfte der Halle wird von Verpflegungsständen dominiert. Das Apothekermuseum und das Freilichtmuseum haben leider geschlossen. So bummeln wir etwas durch die Stadt und sehen das Turku Art Museum sowie das erste Toilettenhaus, wo Alkohol ausgeschenkt wird. Heute natürlich nur noch als Restaurant in Betrieb!

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Wir fahren noch den Ufern des Flusses entlang, hier lässt sich das Leben geniessen. Alte Schiffe als Restaurant umgebaut, das Segelschiff Suomen Joutsen als Museum zu besichtigen und Künstler die sich hier verewigt haben.

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Zurück bei unserer fahrbaren Wohnung entscheiden wir uns noch bis Uusikaupunki zu fahren. Unser Übernachtungsplatz für heute liegt direkt am Wasser, da liegt es auf der Hand, dass man noch etwas den Fischen nachjagt.

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Dienstag 24. Mai  Uusikaupunki – Rauma

Schönes Wetter, fast 20 Grad, wir starten den Roller für den Ausflug nach Rauma und planen noch eine weiter Nacht hier am Hafengelände von Uusikaupunki zu bleiben. Zuerst besichtigen wir 4 alte Windmühlen, die hier als Museumsstücke aufgestellt wurden, bevor wir die Strecke nordwärts unter die Räder nehmen.

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Vanha Rauma, auf Deutsch Alt-Rauma, ist seit 1991 UNESCO-Weltkulturerbe. Etwa 600 Holzhäuser auf einer Fläche von 28 Hektaren, alle verschieden farbig verziert, bilden ein belebtes Wohn- und Geschäftsviertel. Glücklicherweise blieben die Gebäude seit 1682 von Feuer verschont, weshalb sie alle noch im alten Stil erhalten sind.

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Im Kontion kahvila oder einfach Kontio Café stärken wir uns mit Cappuccino und einem Omenakori, heisst Apfelkörbchen mit Vanillesauce. Ihr seht, Finnisch ist keine einfache Sprache, aber mit Google Übersetzter klappt alles bestens.

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Zum Abschluss noch die Besichtigung der Kirche des Heiligen Kreuzes. Vor etwa 500 Jahren erbauten die Franziskaner hier die erste Kirche, die im laufe der Jahre umgebaut und erweitert wurde. Die Kirche ist reich an feiner Handwerkkunst, man staunt einfach was früher mit den zu dieser Zeit technischen Möglichkeiten hergestellt wurde.

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Ja, und die 3 Damen getrauen sich bis heute nicht den Froschkönig zu küssen, so warten sie halt bis auf weiteres auf den Prinzen, und wenn sie nicht erfroren sind, wie heisst es doch so schön in den Märchenbüchern ……

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Mittwoch 25. Mai  Pori – Reposaari

Eigentlich wollen wir gerade losfahren, da parkiert ein Nidwaldner Hymer in der Nähe von uns. Bald ergibt sich ein Wort das Andere und schon sitzen wir zusammen mit Marlies und Kurt gemütlich im Womo und plaudern bis in den Nachmittag hinein. Ja, wir sind nicht auf der Flucht, so sind wir flexibel in unserer Zeitgestaltung. Unterwegs noch Einkäufe erledigen, WC-Kassette entsorgen und nach gut einer Stunde erreichen wir den Parkplatz in Reposaari. Romantischer könnte so ein Übernachtungsplatz direkt am Meer nicht sein, doch Marianne hat das Fischen im Kopf, nichts mit Sonnenuntergang in trauter Zweisamkeit geniessen. Fische haben keine gebissen, so zehren wir von unseren Reserven aus dem Kühlschrank.
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Donnerstag 26. Mai (Auffahrt)  Pori

Wir besuchen vor unserer Fahrt in die Stadt den bekannten Fischladen in Merimesta. Der Ansturm hält sich in Grenzen, die Auswahl an Fischen auch. Wenig Leute, wenig Fische! In Pori finden wir den Parkplatz für unsere Übernachtung problemlos, er ist so gross, mitten im Erholungsgebiet für Jung und Alt, da kann man ihn gar nicht verfehlen.
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Über uns blauer Himmel, gegen das Landesinnere Regenwolken, trotzdem starten wir unsere Radtour zum Erkunden der Stadt.

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Im Gemisch von Sonne und Wolken präsentiert sich am Ufer des Kokemäenjoki die von Eila Hiltunen gefertigte Stahlskulptur «Polyfonia». Sie wurde 1987 aufgestellt und präsentiert sich direkt an der Jazz Street, das Highlight an Kultur jeweils im Juli.

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Am gegenüberliegenden Ufer erblicken wir einen ehemaligen Industriekomplex, der mittlerweile viele Geschäfte und Verwaltungen beheimatet.

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Ein Bild vom Rathaus der Stadt darf natürlich auch nicht fehlen. Die Vegetation hat gegenüber unseren Breitengraden noch Rückstand, im Sommer würde sonst der Garten mit Springbrunnen in Blütenpracht dastehen.

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Die Kirche, eine der grössten in Finnland, wurde vor etwa 150 Jahren erbaut. Bekannt auch für den einzigartigen Kirchturm aus Gusseisen mit einer Höhe von 72m.

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In der Stadt gibt es natürlich auch Café und Süssigkeiten. Der Verkehr führt zwar mitten durch die Stadt, selbst Riesenlaster durchqueren die City. Teils haben die Gefährte sogar 2 Anhänger gekoppelt. Mitten in der Fussgängerzone habe ich sie dann endlich getroffen, über 30 Jahre hat sie hier auf mich gewartet. Und als ich endlich da bin, würdigt sie mich keines Blickes!

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Der Fluss soll sehr fischreich sein, also probieren wir bis spät in die Nacht unser Glück. Details sind nicht verraten, aber mehr als ein wenig den Magen verrückt machen lässt sich mit unseren Fängen nicht! Wenigstens entschädigt der Blick auf die Abendstimmung um Mitternacht den Zeitvertreib am Fluss.

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Freitag 27. Mai  Pori – Vammala

Nach so einem «arbeitsintensiven» Abend am Wasser schlafen wir doch etwas länger als üblich am Morgen. Der Himmel zeigt sich stark bewölkt, die Sonne zeigt sich nicht, nach vielen Tagen mit meistens Sonnenschein ein für uns ungewohntes Bild. Wir wollen zwei spezielle Kirchen besichtigen. Zuerst die Sankt Olafs Kirche in Tyrvää, die 1997 durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern abbrannte. Mit Unterstützung des Volkes durch Freiwilligenarbeit wurde die Kirche wieder aufgebaut. Auch bekannte finnische Künstler übernahmen dann die Innenausstattung, neue Bilder und Skulpturen wurden wieder gemalt und fabriziert.

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Als nächstes besichtigen wir die St. Anna Kirche in Sastamala. Mit dem Bau der Kirche wurde anfangs 14. Jahrhundert begonnen, mit sehr langer Bauzeit. Die Steine wurden über den See, vom Berg Pirunvuori, hergebracht. Der Kirchboden bekam einen Merulius Pilz, deshalb wurde er entfernt und seither läuft man auf dem Erdboden. Benützt wird die Kirche nur noch für Beerdigungen von Personen die ein Familiengrab auf dem Kirchenfriedhof besitzen. Wir treffen noch einen finnischen Radfahrer, der uns diese Erklärungen auf Deutsch übersetzt. Die Sprache erlernte er bei einem Aufenthalt in der Schweiz und natürlich in der Schule. Seine Lieblingsfische seien die Felchen, die es im See gibt. Leider nur mit Boot fangbar!

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Der Platz liegt ruhig und idyllisch am See, wir entscheiden uns hier zu übernachten. Später gesellen sich noch 2 Norwegische Womos zu uns.

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Samstag 28. Mai  Vammala – Mathilda

Wir stellen das Reiseprogramm etwas um und fahren südwärts um nächste Woche zuerst Helsinki zu besichtigen. Unterwegs erledigen wir bei einer ABC Tankstelle die komplette Entsorgung und Wasserfüllung. Tipp für zukünftige Finnland Womoreisende, im App von Park4nigth finden sich viele Entsorgungsstellen und gute Übernachtungsplätze. Auf schnurgerader Strasse, Tempo 80 eingestellt, fahren wir eine halbe Stunde durch Felder und Wälder. Ab und zu überholt uns ein PW, ohne Hektik. Ja, das ist die unendliche Weite eines Landes, das strahlt Ruhe aus, die auch auf die Menschen übertragen wird. In Mathilda finden wir bei der Marina einen schönen Stellplatz mit guter Infrastruktur, ideal zum Fischen auf dem Bootssteg. Ich bevorzuge das CL Finale Liverpool – Real, mit Sieg der Spanier, Marianne wirft derweil 2h Köder aus, ohne Erfolg.

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Sonntag 29. Mai  Mathilda – Ekenäs/Tammisaari

Wir lassen den Sonntagmorgen gemütlich angehen, Marianne backt nach langem betteln meinerseits endlich eine Wähe, ich schreibe Reisebericht! Das Resultat ist hervorragend, Extraklasse!

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Kurze Fahrt südwärts nach Ekenäs (Schwedisch) oder auf Finnisch Tammisaari. Hier in dieser Gegend sprechen noch viele Leute schwedisch, sind aber überzeugte Finnen. Nach ein paar Umwegen wegen einer Baustelle finden wir den gesuchten Übernachtungsplatz am Meer.

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Unser Nachmittagsspaziergang durch das Städtchen führt uns nach Backens udde, dem alten Stadtteil mit über 100 Jahre alten Häusern. Ein AI Auto parkiert vor uns, Marianne spricht die Frau an und wir erfahren was ein Appenzeller Auto hier zu suchen hat. Ihr Vater war Finne von hier und die Mutter Schweizerin, nun pendelt sie zwischen Frankreich, Appenzell und Ekenäs hin und her, immer dort wo es gerade am Wärmsten ist. Wir dürfen sogar in ihren Garten hinein und so schwatzen wir fast ein Stündchen mit ihr.

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Wir streifen noch durch die Gassen, finden das Café Gamla Stan und verweilen etwas in den Gartensitzplätzen. In der Kirche wird gerade für ein Konzert vorbereitet und am Hafen spricht uns ein Captain zur See mit perfektem Deutsch an, warum wir uns nach Ekenäs verirrt haben.

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Bald ist Fussballzeit, die letzte Entscheidung in der Schweizer Meisterschaft steht an, Luzern gewinnt gegen Schaffhausen 2:0 und bleibt somit in der höchsten Spielklasse. Nachtessen, Wähenessen, Festessen!
Morgen geht's weiter nach Helsingfors, oder auf Finnisch Helsinki. Unsere Erlebnisse könnt ihr im Teil 4 Helsinki - Finnische Seenplatte mitverfolgen.