Teil 5 Finnische Seenplatte

 

Reise Nordeuropa ab Ostern bis Herbst 2022, Teil 5 Finnische Seenplatte

Sonntag 12. Juni  Lahti – Lappeenranta

Nach ruhiger Nacht auf dem öffentlichen Parkplatz haben wir unsere sieben Sachen schnell gepackt. Die 150 km Fahrt via Kouvola nach Lappeenranta bei perfekten Strassen verläuft problemlos, Tempomat, Autopilot, zurücklehnen und warten bis es …., kracht! Natürlich nicht, steuern muss der Fahrer selber, aber mit so wenig Verkehr kann jedermann ein paar Stunden stresslos fahren. Einen von der Stadt offiziell für Womos und Wohnwagen markierter Parkplatz direkt am See gelegen, nahe der Stadt, so perfekt kriegt man es nicht jeden Tag auf dem Teller serviert.

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Apropos Teller, heute Abend wird es Egli-Filets geben. Da über Mittag der Wind anzog und ein paar Regentropfen fallen, haben wir erstmals das notwendige Glück und fangen 4 schöne Egli. Wobei wir nicht ganz richtig ist, Marianne hat da primär zugeschlagen. Bald verschieben sich die Wolken und machen der Sonne Platz, wir erkunden die alte Stadtfestung, wobei uns vor allem das Kahvila Majurska interessierte. Warum? Kaffee und Kuchen, was denn sonst!

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Mit dem Rad streifen wir entlang der Promenade, es läuft was, der Sommer ist in Finnland angekommen. Eine Finnin präsentiert mit Stolz ihre karelische Tracht, Sandburgenfestival, grosser Bootshafen und eine Band spielt finnischen Rock.

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Ein ganz besonderes Bauwerk ist der Saimaakanal als Verbindung von Lappeenranta nach Wyborg. Fast 43km lang, Höhendifferenz 76m und 8 Schleusen dienten früher vor allem dem Holztransport, heute könnte der Kanal auch touristisch genutzt werden, wenn, ja wenn nicht militärischer Spezialeinsatz in der Ukraine wäre.

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Montag 13. Juni  Lappeenranta – Ristiina

Primär gilt es zuerst die Fischausrüstung aufzubessern und WC/Abwasser zu entsorgen. Beides klappt bestens, bei der ABC Tankstelle finden wir eine perfekte Entsorgungsstelle, kostenlos. Frühstück um 12 Uhr, ja die Zeit läuft auch hier im Norden. Dann tauchen wir in die Saimaa, auf Deutsch finnische Seenplatte ein. Wasser, Wald, Strassen über Dämme von Insel zu Insel, eine traumhaft schöne Gegend bei diesem Wetter. Während ich ein kleines Softeis verspeise wirft Marianne die Rute raus und schon packt ein strammer Hecht den Köder. Leider nur bis fast ans Ufer, aber Kompliment an die Fischerin von Finnland.

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In Ristiina parken wir bei einer der zahlreichen Badeplätze. Bei rund 15° «warmem» Wasser baden hier die echten Wasserratten, nichts für uns, wir frieren schon beim Zuschauen. Plötzlich hören wir Donnergrollen, tatsächlich zieht ein kleines Gewitter auf und schon präsentiert sich ein herrlicher Regenbogen am Himmel.

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Dienstag 14. Juni  Ristiina - Puumala

Zum Frühstück fahren wir ein paar Kilometer nach Mikkeli, wo wir im Hafengelände einen Parkplatz finden. Nach dem Kaffee streifen wir durch das Städtchen. Im Winterkrieg 1939 war Mikkeli Standort des Hauptquartiers von Marschall Carl Gustaf Emil Mannerheim. Eine Statue auf Pferd haben wir bereits in Helsinki gesehen, hier wurde seine Person vor dem Quartier verewigt. Buntes Markttreiben in der Stadt, unglaublich was da alles am selben Stand angeboten wird, Socken, Gemüse, Gewürz, Messer, usw.

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Die Domkirche mit dem 64m hohen Glockenturm überragt alles in der Stadt. Nach dem Krieg, als Wyborg den Russen abgetreten werden musste, entstand hier das neue Bistumszentrum. Das von Josef Stenbäck aus rotem Backstein erbaute einschiffige Gotteshaus stellt eines der stilreinsten Beispiele neugotischer Architektur in Finnland dar. Da es Platz für viele Kirchenbesucher hat, werden auch entsprechend grosszügige Geldsammelsäcke benötigt!

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Auf dem Rückweg laufen wir über die Geleise des Hauptbahnhofs, nicht gerade Hochbetrieb, etwa 1 Zug pro Stunde plus ein paar Güterzüge fahren ein und aus.

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Nun starten wir die Weiterfahrt in die Saimaa. Wald und Wasser wechseln sich in bunter Reihenfolge ab, da schalten wir auch mal einen Zwischenhalt ein und betrachten das Ganze von oben. Der See, eben Saimaa genannt, ist mit einer Fläche von über 4000km2 der viertgrösste See Europas.

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In Puumala überspannt eine grosse Brücke das Gewässer. Man hat sogar einen Turm mit Lift und Treppenhaus hinauf gebaut. Leider ist das Treppenhaus abgesperrt, so können wir unsere tägliche Fitnesslektion nicht durchführen. Man nennt den Ort auch Gibraltar des Nordens, der Ort ragt wie eine Nase in den See hinein und die Durchfahrt ist wirklich eng.

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Unser Nachtlager schlagen wir ein paar Kilometer weiter am Ufer auf. Die Ruhe am Gewässer könnte schon fast beunruhigend wirken, einfach fantastisch und einzigartig, kein Flugzeug, keine Fahrzeuge, nur Vögel und Insekten hört man piepsen oder summen. Mit der eigenen Ruhe ist dann aber bald vorbei, Marianne sucht ihre Brille. Such mal eine Brille ohne Brille! Zum Glück finden meine Adleraugen nach über einer Stunde hektischen Suchens das Nasenvelo meines Innendienstes auf einem Holzbalken in der Nähe, wo wir noch etwas fischen und plaudern waren.

 

Mittwoch 15. Juni

Anstelle des geplanten Inselhüpfens mit dem Roller zwingt uns das Regenwetter unter dem schützenden Dach des Wohnmobils zu bleiben. Wir unternehmen trotzdem eine kleine Wanderung und entscheiden uns im Verlauf des Nachmittags nach Imatra zu fahren. So umrunden wir den Saima fast komplett. Wir parkieren am Fluss und laufen die gut 2 km bis zum Kraftwerk zu Fuss. Eigentlich ist die Hauptattraktion, die Öffnung der Schleusen nur im Juli und August abends ab 18 Uhr für jeweils eine halbe Stunde zu erleben. Da vermutlich Revisionsarbeiten anstehen fliesst das Wasser schon seit 3 Wochen die Imatrankoski-Stromschnelle herunter. Und wie! Wir erleben ein eindrückliches Naturschauspiel, beim Gedanken sich da mit einem Boot oder sonst was ähnlichem durch die Fluten 500m talwärts zu stürzen, bekomme ich Hühnerhaut. Die Stadt bietet sonst nicht viel, aktuell bleiben die russischen Touristen aus, wir erleben fast eine Geisterstadt.

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Zum Schlafen fahren wir ein Stück weiter zum See. Der Schotterplatz gemäss Beschrieb wurde inzwischen geteert, wir parkieren mit Hilfe der Keile recht gut ausbalanciert.

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Donnerstag 16. Juni  Imatra – Sulkava

Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Heute vor 65 Jahren durfte ich das Licht der Welt erblicken. Ja, und heute erreicht der Aussendienstmitarbeiter von Marianne das Pensionsalter! Bis zum Ende der Reise habe ich noch einen leistungsbezogenen, befristeten Arbeitsvertrag erhalten, basierend auf dem von der Gewerkschaft für Wohnmobilangestellte ausgehandelten Mindestlohn von Kost und Logis sowie je nach Stimmung der Chefetage ein bescheidenes Sackgeld.
So verrichte ich weiterhin die mir aufgetragenen Arbeiten mit Freude. Das Entsorgen an der ABC Tankstelle in Imatra funktioniert nach gütiger Unterstützung einer deutschsprechenden Angestellten perfekt. Als Dank verzichten wir heute auf das Frühstück und gehen gleich zum Mittagessen über, das Buffet zieht Marianne magisch an, da habe ich keine Argumente mehr. Irgendwie reizt es mich bis an die russische Grenze zu fahren, so ändern wir kurzfristig die Route. Unterwegs kommen wir bei einem Soldatenfriedhof vorbei, es sind alles Inschriften von gefallenen Soldaten im Winterkrieg 1940. Man mag die täglichen Meldungen vom Krieg in der Ukraine bald nicht mehr hören. Macht es wirklich noch Sinn täglich hunderte von Menschenleben zu opfern? In der Natur und im Leben muss man es manchmal akzeptieren, dass der Stärkere und Mächtigere das Sagen hat. Es wird ein neuer Grenzverlauf geben, da ändern auch die Durchhalteparolen von Präsident Selenskyi nichts daran.

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200m von der russischen Grenze entfern parkieren wir in friedlicher Absicht unser Wohnmobil. Entsprechende Schilder weisen klar und sogar auf Deutsch darauf hin, bis hierher und nicht weiter.

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Zu besichtigen gibt es einen Skulpturenpark in Parikkala, direkt an der Hauptstrasse gelegen mit Blick auf Russische Birken. Veijo Rönkkönen hat hier sein Lebenswerk mit über 500 Figuren verwirklicht. Diese Kunstform war seine Art mit der Aussenwelt in Kontakt zu treten. Er lud die Welt zu sich in den Garten ein, von dem er sich nie weit entfernte.

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Meine geplante Route Richtung Savonlinna, natürlich nicht auf der Hauptstrasse, entpuppt sich bald als Rallyfahrt über Schotterpisten. Eine gelinde gesagt etwas unglücklich Wahl, das muss korrigiert werden. Wir nehmen eine militärische Abkürzung und fahren etwa 50km Umweg, dafür geteerte Strassen. Unser Tagesziel, ein Parkplatz am ehemaligen Fährhafen, erreichen wir nun problemlos. Die Brücke ist erst etwa seit 2 Jahren fertig, das Womonavi weist mich noch auf die Fähre! So feiern wir Geburtstag, wenn auch ohne Kuchen, aber mit Kerzenlicht, AHV-Teenager, was willst du mehr!

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Freitag 17. Juni  Sulkava – Savonlinna

Bei bedecktem Himmel und kurzen Regenschauern eilt es nicht mit der Weiterfahrt. Am Bootssteg erleben wir wie ein Traktor zum Holzen verschifft wird, und bald auf dem See zu seinem Bestimmungsort tuckert.

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Holz gibt es im Land in Hülle und Fülle und ist ein wichtiger Erwerbszweig, wie die riesige Holzbeige zeigt. Das Rohmaterial wartet hier auf den Weitertransport per Schiff. Immer wieder sehen wir kleine bewaldete Inseln, wenn sie etwas grösser sind, dann auch meistens bewohnt, wenigstens übers Weekend.

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Unsere nächste Station ist Savonlinna, wir beziehen unseren Stellplatz auf dem grosszügigen Areal des Sun Camping Vouhimäki. Unsere erste Radtour führt uns Richtung Stadt ans Wasser, natürlich mit Angelausrüstung. Leider ist uns kein Erfolg beschert, die Fische sprechen kein Schweizerdeutsch und verstehen unsere Angeltechnik nicht! Abends um halb elf zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen und lassen auf dem Camp die Bäume «brennen».

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Samstag 18. Juni  Savonlinna

Zur Abwechslung zeigt sich heute Morgen die Sonne, da packen wir Fotoausrüstung und Sonnenbrille und düsen mit dem Roller stadtwärts. Die Burg Olavinlinna, erbaut 1475, ist die am besten erhaltene Mittelalterburg in Nordeuropa. Zu dieser Zeit unter schwedischer Regentschaft diente sie vor allem dem Schutz der neu ausgehandelten Grenze gegen den Nachbarn aus dem Osten. Rechtzeitig zum 500 Jahr Jubiläum wurden die Gebäude renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Immer im Juli findet das Opernfestival statt, da ist der Innenhof mit einer Regenplane abgedeckt. 12 Euro Eintritt für eine Innenbesichtigung der Opernbühne ist es uns nicht wert, wir betrachten alles von aussen.

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Mitten in der Stadt hat es markierte Rollerparkplätze, das nenn ich Service. Die feinen Düfte am Markt lassen es uns merken, dass wir ja ohne Frühstück von dannen gezogen sind. Verpflegung ist angesagt, da scheiden sich die Geister, von Kaffee und Sandwich oder gebratenen Fisch, unsere Wünsche liegen diametral auseinander! Man trifft sich in der Mitte bei Gemüsewähe und Käsetoast, gestärkt ziehen wir weiter über die vielen Brücken, die die Stadtteile miteinander verbinden.

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Im Crepe Cafe Lettukahvila Kalliolinna, in Original und als Vogelhäuschen zu besichtigen, lassen wir uns von den charmanten Damen mit feinsten Crêpes verzaubern.

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Nach solch festlichem Genuss fahre ich wie in Trance zum Camping zurück, die Regenwolken sehen schon bedrohlich aus und bald regnet es auf unser Womodach. Anstelle Grillwetter ist Raclett auf dem Programm, wir haben ja auch nicht 36°, sondern bloss die Hälfte!

 

Sonntag 19. Juni  Savonlinna

Donnergrollen weckt uns aus dem Tiefschlaf. Gewitter in Finnland, das haben wir bis jetzt noch nicht erlebt. Eigentlich soll am Nachmittag die Sonne scheinen, doch wir warten vergeblich, nein es folgen weitere Regenschauer. So verbringen wir den Tag mit Spielen, Musik hören, TV usw.

 

 

Montag 20. Juni  Savonlinna – Punkaharju – Varkaus

Wieder mal heisst es packen, wobei das leicht übertrieben ist. Der Aussendienst versorgt die Keile, die wir fürs Ausnivellieren benötigt haben, der Innendienst versorgt alles, reinigt das Innenleben des Womos und setzt sich alsbald ans Steuer. Den Campingplatz können wir empfehlen, etwas weit weg vom Stadtzentrum, es haben ja nicht alle Räder oder Roller zur Verfügung.

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Wir parkieren ausserhalb bei einem grossen Einkaufszentrum, decken uns mit Esswaren für die nächsten 5 Tage ein, und los geht die Rollerfahrt nach Kerimäki. Hier steht die grösste christliche Holzkirche der Welt. 45m lang, 42m breit und 27m hoch, wahrlich eine stattliche Grösse! Bietet Platz für 3000 Sitz- und 2000 Stehplätze. Über die Grösse wurde viel geschrieben. Da der Architekt Granstedt Engländer war, vermutet man, dass die gezeichneten Fussmasse als Metermasse verwechselt wurden. Wird zwar heftig dementiert, wer gibt schon gerne Fehler zu, wenn man aber die Treppenstufen mit 35cm hohen Tritten anschaut, also ich weiss nicht wer jetzt recht hat! Gebaut wurde die Kirche vor allem von Bauern und ihren Frauen, je nach Einkommen musste entsprechend Frondienst geleistet werden.

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Das nächste Naturspektakel lässt nicht lang auf sich warten, es liegt in Punkaharju. Wobei es nicht unbedingt spektakulär zum Anschauen ist, aber doch einzigartig was die Gletscher vor 10'000 Jahren am Ende der Eiszeit vollbracht haben. Die Strasse führt beidseits dem Wasser entlang, hier wurde nichts künstlich aufgeschüttet. Leider weht ein heftiger Wind, die Drohne kriegt keine Starterlaubnis, schade aber vernünftig, man erinnere sich an ein Abenteuer vor ein paar Wochen!

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Die Fahrt nach Varkaus, bei inzwischen herrlich blauem Himmel nach doch einigen Schlechtwettertagen, lässt uns eine gratis Fahrt mit der staatlichen Fähre erleben. 1 Auto und 1 Wohnmobil mit Anhänger bringt der Käpten sicher auf die andere Seite.

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Am Zielort in Varkaus parkieren wir direkt am See inkl. perfekter Angelgelegenheit. Doch lieber ein Steak im Magen als hungrig am Ufer zu stehen, die Fische beissen einfach nicht wie wir das gerne hätten. Der Ausblick auf das holzverarbeitende Industrieareal entschädigt für den Aufwand dauernd Köder rauszuwerfen, zu später Abendstunde geht dann noch eine Entenmutter mit ihren 10 Jungen in den Ausgang, wiederum ein traumhaftes Bild im rot gefärbten Abendhimmel.

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Dienstag 21. Juni  Varkaus – Kuopio

Zur Abwechslung hat es mal in der Nacht geregnet, wir dürfen mit Sonnenschein den längsten Tag des Jahres starten. Immerhin 20h und 15 Minuten scheint hier die Sonne, wenn nicht ab und zu ein paar Wolken davorstehen. Neben dem neuen Kanal mit Schleuse, kann auch der alte Kanal noch besichtigt werden. Auch ein Museum zeigt die Entstehung der Kanäle, wir verzichten auf Grund des schönen Wetters draussen.

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Zurück beim Womo ist die Teppichwaschanlage in Betrieb. Zuerst meinten wir es sei zum Fische ausnehmen, inzwischen wurden wir eines Besseren belehrt, hier reinigt Herr und Frau Finnländer ihre Hausteppiche. Solche Anlagen haben wir schon ein paar Dutzend gesehen, nicht zum Fische putzen, Marianne!

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Auf der Weiterreise nach Kuopio schalten wir noch einen Zwischenhalt in Leppävirta, genau bei den Schleusen Konnuksentie ein. Eine grosse Tafel weist schon 5 km vor dem Ziel aufs Fischen hin. Subito packen wir unsere Ausrüstung ohne links und rechts zu schauen, im Laufschritt ans Wasser. Eine Stunde später, immerhin ein 15cm Egli hat sich an unsere Angel verirrt, erblicken wir eine komische Tafel mit Spezialgebiet und Gebührentabelle fürs Fischen. Wow, wir sind in einem privaten Revier gelandet, nun aber schleunigst zurück und weg von hier, das könnte teuer werden, wenn wir erwischt werden ohne die zusätzlichen 15 Euro pro Person bezahlt zu haben.

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Nochmals eine gelbe Gratisfähre, diesmal stark frequentiert, und schon fahren wir in Kuopio ein.

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Parkplatz zum Übernachten mitten im Wald, gut 300m vom Puijo-Aussichtsturm mit Restaurant entfernt. Kostet zwar 8 Euro pro Person, die 75m Höhe mit dem Lift zu bewältigen, dafür ist die Aussicht auf die Seenplatte und die unendliche Weite mit Wald und Wasser wirklich einzigartig. Muss man gesehen haben, wenn man schon hier in der Nähe vorbeifährt.

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Mittwoch 22. Juni  Kuopio - Varistaipale

Von unserem Waldübernachtungsplatz sind es bloss ein paar Kilometer bis ins Stadtzentrum von Kuopio. Extra grosse Parkplätze gibt es für uns, man muss sie nur finden und nicht auf der falschen Seite suchen. Freuden und Leiden eines Navigationsgerät, wenn man die Koordinaten eines Parkplatzes eingibt und es 4 Einfahrten zum Parkplatz hat und man vor lauter Bäumen den Wald, äh den Parkplatz nicht sieht. Wieder mal steht eine Kauppahalli auf dem Tagesprogramm inkl. Frühstücksverpflegung.

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Gegenüber der Markthalle steht das imposante Rathaus der Stadtregierung. Dazwischen liegt der Marktplatz, wo ein buntes Treiben herrscht und unter anderem Kinder ihre nicht mehr benötigten Spielsachen feilbieten. Vermutlich hätten wir unser Grosskind Valentin nicht mehr von hier weggebracht!

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Im naheliegenden Einkaufszentrum kann ich meine Website der letzten Tage hochladen, Marianne in der Zwischenzeit Telefonate mit der Schweiz führen, doch schon bald zieht es uns weiter. Nächster Stopp beim Kloster Lintula, das mich durch seine Einfachheit und die Ruhe beeindruckt. Eine Wohlfühloase und Kraftort, unabhängig der Glaubensrichtung. Das einzige orthodoxe Nonnenkloster wurde 1895 in heut russischen Teil Kareliens gegründet. Im Winterkrieg 1939/40 flohen die Frauen und konnten am heutigen Standort ihre Wirkungsstätte neu aufbauen. Das Merkmal der orthodoxen Kirchen sind die Ikonen verbunden mit Verzierungen und goldfarbenen Teilen. Extremer Gegensatz zu den Evangelisch-Lutherischen Kirchen, die wir auch schon einige besucht haben. Auch Kaffee wir in einer wunderbaren Gaststube serviert.

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Unser Nachtlager richten wir beim Parkplatz der Schleusen des Varistaipale Kanals ein. In 4 Stufen werden hier ca. 14m Höhenunterschied ausgeglichen, wir sehen nur ein kleines Transportboot, das diese Hürde überwindet. Unser Hauptziel ist das Fischen am Kanal und am angrenzenden See. 3x dürft ihr raten, wie viele Fische wir gefangen haben während rund 5 Stunden sportlicher Aktivität. Natürlich keine bis zum Teller, immerhin einen kleinen Hecht an der Angel und 3-4 kleine Eglis, so hungern wir und leben von Resten von gestern.

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Donnerstag 23. Juni  Varistaipale – Joensuu

Nach unruhigem Schlaf, logisch wenn mich die halbe Nacht Fische verfolgen, starten wir zur letzten Etappe der finnischen Seenplatte. Nur ein paar Kilometer und schon stehen wir vor dem Kloster Uusi Valamo. In unmittelbarer Nähe zu den Frauen steht hier das einzige orthodoxe Männerkloster Finnlands. Wir werden gleich von 3 Parkplatzanweisern zu unserem Womoparkplatz dirigiert, da scheint es heute Besuch zu geben. Die Ursprünge des Klosters datieren vom 8. Jahrhundert am Ladogasee im heutigen Russland. Auch dieses Kloster musste kriegsbedingt ein neues Zuhause suchen. Das Kloster hat sich zu einem Pilgerzentrum entwickelt, hier herrscht nicht die gleiche Ruhe wie gestern. Auch hier prägen zahlreiche Ikonen das Bild, eine davon ist der kostbarste geistliche Schatz der orthodoxen Kirche Finnlands, die wundertätige Ikone der Gottesmutter von Konevitsa.

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Eine knappe Stunde Fahrt und wir stehen schon am Eingang des Campingplatzes Linnunlahti in Joensuu. Hier bleiben wir die nächsten 3 Tage, denn es ist Mittsommerfeier angesagt, da wollen wir dabei sein. Über all das und die weiteren Reiseerlebnisse berichten wir im Teil 6 Joensuu – Lulea.