Teil 7 Lulea - Blattnicksele
Reise Nordeuropa ab Ostern bis Herbst 2022, Teil 7 Lulea - Blattnicksele
Dienstag 12. Juli Luleå
Nach dem «arbeitsintensiven» Putz- und Waschtag steht aktive Erholung an. Das bunte Campingleben auf dem fast komplett ausgebuchten Camping läuft trotz viel Betrieb ruhig und relaxt. Wir tätigen Einkäufe für unseren Besuch ab Morgen und lassen uns von der Sonne bräunen.
Mittwoch 13. Juli Luleå
Heute ist Reisetag für unseren Besuch. Alle sind etwas aufgeregt, hoffentlich klappt alles mit dem Fliegen, aktuell hört man von Verspätungen und vermissten Koffern. Wir holen unseren Anhänger vom Aussenparkplatz und machen den Roller reisefertig. Als erstes erkunden wir den Weg zum Flughafen und anschliessend fahren wir ins Stadtzentrum von Luleå. Uns gefallen die kleinen einfachen Städtchen, keine Hektik, die Leute schwatzen zusammen und freuen sich ab der Sonne und Wärme.
15.15 Uhr, pünktlich landet der Flieger aus Stockholm, herzliche Begrüssung, wir freuen uns auf die nächste Zeit mit Valentin, Sebastian und Manuela. Auto holen, Kindersitz fehlt, Auto wechseln, Koffern umladen, Kindersitz ummontieren, alles Kleinigkeiten. Stolz fahre ich mit dem Roller voraus, kenne den Weg ja wie meine Hosentasche, verfahre mich nur 2x, ja wenn man es als nicht notwendig erachtet das Navi einzuschalten! Marianne hat vorgekocht, so versorgen wir die hungrige Reisegesellschaft mit einheimischen Köstlichkeiten. Köttbullar mit Kartoffelstock und Gemüse, als Dessert haben wir Prinzessinnentorte gekauft und als Überraschung schon in ihrem Häuschen deponiert. Die Überraschung haben wir dann selber, die «fleissigen» Putzleute haben den Kühlschrank kurz vor unserer Ankunft noch schnell geleert! Unglaublich, aber wahr. An der Reception entschuldigt sich der Blondschopf, gibt uns den Liter Milch und eine gefrorene Schwedentorte als Ersatz. Na ja, er kann ja nichts dafür, hoffentlich haben die Campinghelfer wenigstens das Dessert verzehrt und nicht im Abfall landen lassen. Kleine Verdauungsrunde, Kaffee und Nussgipfel vom Gasser Beck aus Suhr und schon bald verziehen wir uns unter die Decken.
Donnerstag 14. Juli Luleå
Erlebnis Einkaufen in Schweden ist auf dem Tagesprogramm, entsprechend gespannt ist unser Besuch was wir präsentieren können. Für den Einkaufswagen zu füllen haben wir etwa die Dauer eines Fussballmatchs benötigt! Als Zugabe gab’s Hamburger und Frites für den Ladenmarathon. Ausflug ins Städtchen Luleå, hier herrscht Betrieb als ob Ausverkauf angesagt ist. Für unseren Begriff viele Leute flanieren auf der Einkaufsmeile, auch Lunapark und Spielplätze sind vorhanden. Die 3 Eisbrecher warten auf den Winter, kaum zu glauben, dass man dann übers Wasser laufen kann, wenn alles zugefroren ist.
Als Tagesmenü werden mitgebrachte Berchtold Bratwürste serviert, welch ein Festessen, wieder mal eine richtig feine Wurst aus Muhen. Mit den mitgebrachten Portionen können wir problemlos eine Filiale eröffnen hier im Norden!
Freitag 15. Juli Luleå
Die Luft ist draussen, nein nicht bei uns, sondern im linken Vorderrad des Mietautos. Via AVIS Vermietung erhalten wir die Adresse der Werkstatt. Dank des im Fahrzeug enthaltenden Reparaturset können wir mittels 12V Adapter am Zigarrenanzünder wieder aufpumpen und so zur Werkstatt fahren. Leider haben sie erst um 15.30 Uhr Zeit, aber immerhin kann repariert werden. So bleibt Zeit fürs «Lädele» oder für den jüngsten Spross an den Spielaktivitäten der Stadt mitzumachen, es ist Chilbibetrieb. Ich besichtige den Dom von Luleå, der nach dem Grossbrand 1887 neu erbaut wurde. Die Orgel wurde hier in Gammelstad gebaut, wiegt 25t und zählt 4585 Pfeifen, die sogar mit einem Computer gesteuert werden können. Das Altarbild versinnbildlicht Leben und Sterben, jung und alt, alle vereint am Kreuz.
Nach der Reparatur zieht es Grossdädi und Grosskind auf den Rummelplatz, die AHV muss auch irgendwie unter die Leute verteilt werden. Hat Spass gemacht, das Nachtessen gabs zum Glück erst nachher!
Samstag 16. Juli Luleå
Aktuell träumen wir etwas vom schönen Wetter in der Heimat, aber irgendwo muss es ja mal regnen oder eher bewölkt sein. So starten wir erst am Nachmittag die Besichtigung von Gammelstads Kirchstadt, seit 1996 UNESCO Weltkulturerbe.
Vor tausend Jahren stand dieser Flecken noch 10m unter Wasser, erst mit der noch andauernden Landhebung entstand der Kirchhügel. Mit der strengen Kirchbesuchspflicht waren die Bauern gezwungen sich eine Übernachtungsmöglichkeit bei der Kirche zu bauen. Doch auch für die Kaufleute hier am Umschlagplatz aller Güter wurden Übernachtungsplätze benötigt. So entstanden im Verlaufe des 17. Jahrhunderts diese kleinen Häuschen.
Diese Treffen übers Wochenende brachten den Leuten auch Annehmlichkeiten. Man musste dann zu Hause nicht arbeiten, traf Freunde und Bekannte aus anderen Dörfern, konnte Brauwerbung betreiben, Märkte und Gerichtsverhandlungen besuchen. Diese Traditionen werden im kleinen Rahmen auch heute noch aufrechterhalten. Gleich neben dem Kirchdorf besuchen wir das Freilichtmuseum Hägnan, eine Art Ballenberg hier in Schweden. Man staunt wie einfach und doch gut eingerichtet die Leute hier früher lebten. Die Betten sind nicht so kurz, weil die Leute so klein waren, nein, man schlief sitzend im Bett, wie die Frau uns erklärte!
Sonntag 17. Juli Luleå
Bei kühlem und zwischendurch regnerischem Wetter verbringen wir den Tag mit Essen, aktiver Erholung und Grosskind hüten und als krönender Abschluss ein Raclette mit echtem Schweizer Käse.
Montag 18. Juli Luleå – Överkalix
Nach einer Woche «Ferien» im First Camp heisst es packen, wir starten unsere gemeinsame Tour durch Nordschweden. Sogar das Womo erhält eine Reinigung innen und aussen. Am Kalixälven entscheiden wir uns spontan für Brunchhalt, wir haben Glück, der leichte Nieselregen verzieht sich und wir können draussen bleiben. Mit 450 km ist es der längste naturbelassene Fluss in Schweden, kein Kraftwerk behindert die Fische auf ihrer Laichwanderung.
Kurze Zeit später erreichen wir den Campingplatz in Överkalix, richten uns ein, suchen verzweifelt ein gemütliches Café und trinken dann eine schwarze Brühe in einem Kiosk, der vor allem von den vielen Wettmöglichkeiten lebt. Schon setzt Regen ein, was wagemutige Kajakfahrer nicht von einer Runde im ruhigen Kalixälven abhält. Für die ganze Reise haben wir alle Campingplätze und Hütten bereits reserviert. Wenn ich die vielen Wohnmobile und Wohnwagengespanne unterwegs und auf dem Camps sehe, können wir beruhigt reisen, wir haben einen Platz auf sicher.
Dienstag 19. Juli Överkalix - Gällivare
Nach einer Runde Minigolf, die Resultate sind auf Anfrage erhältlich, führt uns die Reise flussaufwärts dem Kalixälven entlang. Kurz vor unserem Mittagshalt überqueren wir wieder mal den nördlichen Polarkreis. Fast alle Touristen halten hier und knipsen ein Erinnerungsbild von diesem hässlichen Polarkreissignet.
Im Restaurant beim gleichnamigen Jockfall speisen wir hervorragend inkl. Schokokuchen. Fischer am Laufmeter kommen und gehen, der Fluss ist bekannt für seine Lachsfänge, da der 9m hohe Wasserfall eine natürliche Barriere für die Fische bildet. Vor dem überwinden der Höhendifferenz sammeln sie Kräfte und beissen entsprechend was sich so anbietet.
Auf jeden Fall haben wir mehr Fischer als Fische gesehen, nämlich genau einen haben wir im Wasser selber springen sehen. Die Weiterfahrt ist sehr abwechslungsreich wie das Wetter, mal Sonne, mal Regen, mal Wasser, mal Wald. Kleiner Pausenhalt unterwegs an einem kleinen Fluss, kleine Jungs müssen auch mal den Blüemli Wasser geben! Wir vertreiben die Mücken mit einem Rauchfeuer, hilft besser als Chemie.
So erreichen wir den Gällivare Camping, den wir inkl. Hütte reserviert haben. Bis vor ein paar Tagen konnte man auf dem Dundret Berg die Mitternachtssonne erleben, natürlich nur bei entsprechend guten Wetterbedingungen. Wir werden uns morgen mit dem Gipfelsturm beschäftigen, jetzt wird Nachtruhe eingeläutet.
Mittwoch 20. Juli Gällivare
Das nächste Skigebiet erklimmen wir mit dem Auto, den 823m hohen Dundret. Hier trainieren ab November bereits die Skiprofis und profitieren von idealen Bedingungen. Vom Gipfel kann hier etwa 1/7 der Landfläche Schwedens betrachtet werden. Von anfangs Juni bis mitte Juli erlebt man die Mitternachtssonne, wir bestaunen das Panorama vor allem auf das Bergbaugebiet Malmberget, neben Kiruno das bedeutendste Erzabbaugebiet Schwedens.
Weit hinten im Horizont sehe ich seit langer Zeit wieder mal einen schneebedeckten Gipfel. Ja, da merke ich schon ein wenig, dass ich den Blick auf die Berge vermisse. Ich glaube im August werden wir ein Norwegenphase einschalten mit etwas höheren Hügeln als die letzten 3 Monate. Auch das Fischen an den Fjorden können wir dort ohne Einschränkungen ausleben. Ja, liebes Rentier, da kannst du mich lange anschauen, so ist es und so machen wir das.
Die Stadt Gällivare selber reisst uns nicht vom Hocker, Kaffee Allemans hat Betriebsferien, Bäckerei Nyfiket gibt es nicht mehr, die wissen gar nicht welche Umsatzeinbusse sie haben. So besuchen wir das Heimatmuseum, welches über Mineralien und Samenkultur sowie den Bergbau ausstellt.
Den Heimweg nehme ich auf Schusters Rappen in Angriff, via Bahnhof mit vielen Gleisen für die Erztransporte, vorbei an der alten Kirche, am Fluss gelegenen Herrschaftshäuser, zurück auf den Campingplatz.
Donnerstag 21. Juli Gällivare – Jokkmokk
Kurz nach unserer Abfahrt setzt Regen ein, der uns bis zum Zwischenhalt in Porjus begleitet. Dort statten wir dem Souvenierladen Björn Thunborg einen Besuch ab. Der Kultladen wird heute vom Sohn des Gründers, Asbjörn geleitet, seine Mutter bietet im Infopavillon ein paar hundert Meter weiter Kaffee und Kuchen an.
Kurz nach Mittag treffen wir bereits in Jokkmokk ein und stärken uns am Buffet des Samenmuseums. Anschliessend besuchen wir das Museum und sind begeistert über die Präsentation, die das Leben und Wirken der Samen präsentiert.
Nach so viel Kultur beziehen wir für die nächsten 3 Tage den Arctic Camp in Jokkmokk. Dank Reservation klappt alles bestens und wir freuen uns auch dass wieder die Sonne scheint, allerdings nur bei knapp 20°, kein Vergleich zu den Hitzetagen bei uns in der Schweiz.
Freitag 22. Juli Jokkmokk
Bei wechselnder Bewölkung starten wir mit dem Roller nochmals talaufwärts, wir wollen bei besseren Wetterbedingungen nochmals ein paar Fotos knipsen. Beim Wasserkraftwerk Akkat am Lilla Luleälv wurden samische Sinnbilder für den Eingriff in die Natur aufgezeichnet inkl. Rentierkaravane. Normal wird alles Wasser über die Turbinen gelassen, Danke den Kraftwerksbetreibern für das Spektakel.
Nächster Stopp Harsprånget, die wasserlose Schlucht des Stora Luleälv. Die Betreibergesellschaft Vattenfall hat den Fluss mit 14 Kraftwerksstufen gezähmt, eine alte Aufnahme von 1868 zeigt welche Gewalt die Wassermassen vor der Regulierung gehabt haben.
In Porjus konnte vor Corona das Industriemuseum mit Kraftwerkanlage im Berg besichtigt werden. Leider werden bis auf weiteres keine solchen Führungen mehr angeboten, die Einheimischen munkeln, die Vattenfall optimiere nur noch den Gewinn und spare wo man nur könne. «Dank» der Staumauer wurde die ganze Ebene geflutet und auf einer Länge von 100km wird der Fluss zum Stora Lulevatten, passt auch gut in die Landschaft, wenn man das Vorher nicht kennt.
1988 wurde die 15m hohe und 400 t schwere Steinskulptur vom König eingeweiht als Symbol der Kraft. Will Künstler Bo Holmlund etwa die samischen Geister besänftigen, die durch den Eingriff in das Leben und die Kultur der Urbevölkerung des Nordens erzürnt wurden? Was schreiben in hundert Jahren unsere Nachkommen, wenn sie Bilder betrachten als es noch Gletscher gab in den Bergen?
Zurück in Jokkmokk stärken wir uns am Thaibuffet für 12 Euro, war super fein. Gestärkt streifen wir noch durch das Dorf, staunen über die Läden, die noch offen sind und sehen auch Ruinen, die auf den Abbruch oder Renovation warten. Wir besichtigen noch die alte und die neue Kirche, wobei die neue eigentlich die alte Kirche ist, da die alte Kirche 1972 abbrannte und neu gebaut wurde.
Mit dem Roller fahre ich noch in die Höhe zum Aussichtspunkt Storknabben, dem Hausberg von Jokkmokk. Nicht so imposant wie auf dem Dundret, aber wirklich schöne Aussicht auf den Luleälv, wie er so ruhig dahinfliesst.
Am Abend lässt Sebastian noch die Drohne steigen und fängt die wunderbare Abendstimmung am Luleälv ein.
Samstag 23. Juli Jokkmokk
Wir nützen das sonnige Wetter und starten zur Wanderung in den Muddus-Nationalpark. Gut 14km hin und zurück zu den Muddus-Wasserfällen führt der Weg einfach durch den Wald, nochmals durch den Wald, einfach immer nur Bäume, teils über 800 Jahre alte Bäume. Ab und zu ein Blick in die Schlucht auf den Muttosädno als Abwechslung. Wir begegnen nur einer Hand voll Wanderer, teils schwer bepackt mit Schlafsack und Verpflegung für ein paar Tage. Die Ruhe hier wirkt schon fast beängstigend, man hört nur die Blätter rascheln und ab und zu das Wasser rauschen. Ich glaube an den Lärmpegel in der Schweiz werde ich mich zuerst wieder gewöhnen müssen.
Im Vergleich zur kleinen Bärenrunde Wanderung in Finnland verläuft diese Route sehr eintönig immer nur im Wald. Hat dementsprechend auch wenig Leute unterwegs, ist nur für Wanderfreaks zu empfehlen die gerne Ruhe und Einsamkeit suchen.
Sonntag 24. Juli Jokkmokk
Den letzten Tag hier in Jokkmokk gehen wir ruhig an und unternehmen im Tagesverlauf einen Spaziergang um den kleinen See Talvatis. Unser Jüngster fräst mit dem Trotti die Wege entlang während wir Beeren sammeln. Auch ein Besuch des botanischen Gartens darf im Tagesprogamm nicht fehlen, bevor wir uns zum Abschluss mit Pizza und Pasta, oder wie Valentin im perfekten Luzernerdialekt sagt, «Teigware», verköstigen. Die Aufnahme vom See habe ich vor 3 Tagen gemacht, heute war der Himmel leider nicht so blau.
Montag 25. Juli Jokkmokk - Arvidsjaur
Bei der Weiterfahrt ist die Arbeit des Aussendienstmitarbeiters der Wohnmobilgemeinschaft wichtig und bedarf grosser Aufmerksamkeit. WC Kassette leeren und reinigen, Tische und Stühle versorgen, Stromkabel aufrollen, Anhänger beladen und zuverlässig am Zugfahrzeug ankoppeln, nur um ein paar der Arbeiten aufzuzählen. Bei solch garstigem Wetter wie heute braucht es zusätzlich Überwindung und Motivation draussen diese Tätigkeiten auszuführen, während die Innenministerin im trockenen auf dem Fahrersitz auf meine Anweisungen wartet, um die diversen Manöver wie Rückwarts fahren, Ankuppeln usw. auszuführen. Wenn ich dann beim Einsteigen noch bemerke, dass die Rückfahrkamera schon wieder nicht in Betrieb genommen wurde, dann führt das meinerseits zu stark erhöhten emotionalen Ausbrüchen, so wie eben heute wieder mal. Kurze Bemerkung, schweigen und runterfahren ist dann die beste Variante von diversen Möglichkeiten. Das Wetter wird ja auch nicht besser damit, so nehmen wir die 160km nach Arvidsjaur unter die Räder und überqueren wieder mal den Polarkreis, diesmal ohne Stopp. Vorbei am Skigebiet von Kåbdalis, hier wird der Schnee mit Blachen gesichert, machen wir beim Piteälven Frühstückspause, wäre so ein gemütliches Plätzchen, ja wäre, wenn es nicht Regnen würde, aber wir wollen nicht jammern, könnte ja schneien!
So erreichen wir nach 2 sehr holprigen Baustellen trotzdem recht zügig unseren Campingplatz Gielas in Arvidsjaur. Grosszügige Stellplatzfläche, gute Sanitäreinrichtung, ein neues Empfangsgebäude, kurzum, Preis/Leistung stimmt.
Dienstag 26. Juli Arvidsjaur
Ja, vor 34 Jahren erblickte unsere Tochter Manuela das Licht der Welt, entsprechend ist es heute ihr Tag, den wir zusammen feiern dürfen. Mittagslunch im StaloKrog by Restavent, Pensionärpreis 8.- inkl. Salat, Braten mit Kartoffelgratin sowie Getränke und Kaffee als Abschluss. War super fein, die Frauen haben den Kabissalat über alle Stricke gelobt. Anschliessend besuchten wir das Heimatmuseumeimatmuseum, weist an vielen Orten Ähnlichkeit auf, man staunt nur in welcher Einfachheit hier oben die Leute das Leben meisterten.
Geburtstagskuchen am See inkl. Spielplatz für unseren Jüngsten sowie ein feines Nachtessen runden den feierlichen Tag ab.
Mittwoch 27. Juli Arvidsjaur
Als wir gestern Mariannes Velo starten wollten, ging gar nichts mehr. Akku zeigt keine Anzeige, ev. komplett entladen? So bin ich den halben Tag beschäftigt mit Reparaturversuchen und telefonieren. Hr. Moser von Elfar nimmt das Telefon gar nicht ab, antwortet nicht auf unsere Comboxnachricht, Hr. Weishaupt vom gleichnamigen Geschäft in Zofingen erteilt uns kompetent und freundlich Auskunft, der Fall ist klar, Totalschaden der Batterie. Er organisiert eine Ersatzbatterie, mal schauen wie und wo wir diese hier in Schweden in Empfang nehmen können. So ist dieser Tag vorbei ohne irgendwelche weiteren Erlebnisse, das Wetter war auch dem Veloakku entsprechend, grau und trüb.
Donnerstag 28. Juli Arvidsjaur
Nach ein paar eher kühlen und wolkenverhangenen Tagen erwärmt uns die Sonne zwischendurch mal wieder. So packe ich meine Kamera und streife etwas durch den Flecken Arvidsjaur. Als erstes erblicke ich einen Hügel mit Skilift und abgeholzter Piste, ja da sind wir Schweizer schon etwas anderes gewohnt!
Während den Sommermonaten sind die Gärten und Strassen mit Blumen geschmückt, die Leute freuen sich in der hellen Jahreszeit an etwas Farbe, weiss ist dann im Winter die dominierende Farbe. Einen Elch haben wir in natura noch nicht gesehen, die Holzversion gefällt mir aber auch recht gut, den beiden Frauen ebenfalls.
Die eigentliche Sehenswürdigkeit in Arvidsjaur heisst aber Lappstaden, das samische Kirchendorf. Etwa 80 Holzhäuser, erbaut im 17. Jahrhundert, gebaut für die samischen Bürger zur Erfüllung der Kirchenpflicht, damit die weithergereisten Kirchenbesucher im Dorf übernachten konnten. Später dienten diese Hütten auch den schwedischen Siedlern und Reisenden als Übernachtungsmöglichkeiten, als sich die Region als Handelsort entwickelte.
Am Nachmittag weihen wir unser Grosskind in die Geheimnisse des Fischens ein. Er hat Spass mit der kleinen Rute, leider beisst noch kein Fisch an.
Freitag 29. Juli Arvidsjaur - Blattnicksele
Schrecksekunde kurz nach dem Start auf unserer Fahrt Richtung Sorsele. Nur mit viel Glück konnte Sebastian vor uns eine Kollision mit einer Elchkuh verhindern, die unvermittelt auf die Fahrbahn sprang. Nach kurzer Verschnaufpause setzen wir unsere Fahrt fort und erreichen nach einer Stunde unseren Pausenplatz beim Bahnhof in Sorsele. Bei der Princess Bageri & Konditor kaufen wir Brot und Dessert ein. Die Bäckerei wird von einem Schweizer Paar geführt. Nach dem Frühstück draussen besuchen wir noch das Inlandsbanemuseum, das vom Bau der Innlandbahn Bilder und Ausstellungsstücke präsentiert. Sogar die Bahn sehen wir beim Zwischenhalt, etwa 10 Personen reisen so von Östersund nach Galliväre, Reisedauer 14h.
So erreichen wir unser letztes gemeinsames Ziel, das Sandsjogarden – Holiday Resort i Sandsjö, geführt von Caro und Dani Schafer, bekannt aus der TV-Serie Auswanderer. Ein traumhaft am See gelegener Ort, hier lassen wir die Seele baumeln und erleben die letzten Stunden unserer gemeinsamen Zeit im Norden.
Samstag 30.Juli Blattnicksele Sandsjögarden
Der See lädt zum Fischen ein, so wage ich einen Versuch mit einem Paddelboot. Unterstützung habe ich von Sebastian und Valentin erhalten. Doch leider wissen die Fische nicht wie man in meine Köder beisst, so kehren wir ohne Beute zurück. Die traumhafte Kulisse am Sandsjön entschädigt für meine stundenlange Mühe beim 2. + 3. Versuch auf der Suche nach Fischen, während die Landleute es sich auf der Terrasse mit Seeblick bequem machen und mir die Daumen drücken.
Sonntag 31. Juli Blattnicksele Sandsjögarden
Wir lassen es uns heute gemütlich sein, ich schaue ab und zu das Brünigschwingen und am Abend speisen wir gemeinsam Hamburger vom Grill.
Montag 1. August Blattnicksele Sandsjögarden
Abschiede sind immer emotional, so auch die Abreise unseres Besuchs nach dem letzten gemeinsamen Frühstück. Gute Reise, kommt gut nach Hause! Es ziehen Gewitterwolken auf, wir versuchen noch unser Glück mit der Angelrute, aber plötzlich kommt Sturm auf und wir rollen die Sonnenstore ein und verziehen uns ins Womo. Am Abend feiern wir mit Andrea, Claudia und Reto im Camper bei Kaffee Fertig ein wenig 1.August. Wir lachen viel und herzhaft über Sagmehl als WC Spülung, bald ist schon Mitternacht vorbei und wir kriechen spät unter die Decken.
Ja wieder mal 1. August in der Fremde, da wird einem bewusst, wenn man die Weltpolitik verfolgt, wie gut wir Schweizer es haben. Gejammert wird wegen den steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen, man könnte meinen es gäbe nur dieses Problem. Man schlägt den Sack und meint den Esel. Viele fordern Sanktionen gegen die Russen, aber wenn es dann um das russische Gas geht, ist uns das eigene Hemd näher, wir wollen wieder mal den Fünfer uns Weggli. Sanktionen auf jeden Fall, aber nur wenn es mich nicht persönlich zu stark betrifft. Sicher, es wird Härtefälle geben bei diesen Energiepreisen. Wenn ich daran denke wie viele Milliarden die Nationalbank Reserven hat, wie viele Milliarden für Corona ausgegeben wurden, dann lösen wir dieses Problem mit dem Portokässeli von Ueli Maurer. Es braucht wieder mehr Ausgleich zwischen sehr reich und sehr arm, es hat nämlich für alle genug. Meine Gedanken sind bei den Soldaten der Ukraine, die ihre Heimat verteidigen, ungeachtet der militärischen Übermacht der Russen in einem Krieg, der wie immer nur Verlierer kennt. Hoffen wir auf die Einsicht der Starrköpfe Putin und Selenskyj, hoffen wir auf Frieden am Tag, an dem wir unsere Freiheit und Unabhängigkeit feiern. Auf geht’s, packen wir es an und stehen weiterhin für Gerechtigkeit, freie Meinungsäusserung und ein faires Leben für alle ein.