Teil 3 Pirot - Skutari See
Reise in den wilden Süd-Osten von Europa
Mittwoch 24. April Pirot – Skopje
Heute starten wir bereits Richtung Nordmazedonien nach einem kurzen Abstecher in Serbien. Es gibt ruhige und weniger Ruhe Nachtplätze, diese Nacht bleibt sicher eher negativ in Erinnerung. Zuerst wurden wir durch ein Warnsignal, das durch Mark und Bein ging, aus dem Schlaf gerissen. Als ob das nicht schon gereicht hätte, spürten die Pfauen den Vollmond und liessen ihr fürchterliches Geschrei erklingen. Als dann endlich das Morgenlicht dem Mondlicht platz machte, tat dies der Hahn allen mehr als deutlich kund. Zeit zum Aufstehen!
So brechen wir zeitig los, zurück nach Pirot und dann Hügel rauf und runter durch samtgrüne Landschaft. Die Orts- und Strassentafeln konnten wir nicht alle entziffern, die Buchstaben kommen uns unbekannt vor.
Links abbiegen wird auf dem Navigationsgerät angezeigt und schon steigt die enge Strasse an. Es gilt 1000 Höhenmeter zu überwinden. Oben erblicken wir den Vlasinski-Stausee, im Sommer vermutlich eine echte Touristen Attraktion. Noch ist es ruhig, wenig Verkehr, so lassen wir es gemütlich angehen und speisen im Womo unser Zmo-Zmi!
Meistens müssen Höhenmeter auch wieder talwärts bewältigt werden. Mit ein paar Haarnadelkurven und sonstigen Strassenverengungen schaffen wir es locker. Wir gönnen uns ein paar Autobahnkilometer bis zum Camp in Skopje, die üblichen Grenzkontrollen und schon stehen wir auf dem Platz und geniessen die Sonne und die prächtige Rundsicht.
Donnerstag 25. April Ausflug Skopje
Mit Bus und Stadtführerin starten wir pünktlich zur Besichtigung von Skopje. 500'000 Einwohner zählt die Hauptstadt Nordmazedoniens. Auf Druck Griechenlands wurde aus Mazedonien Nordmazedonien, was macht man nicht alles dem Frieden zuliebe. Ob dieser Frieden hält? Rund 20% der Bewohner sind Albaner, die möchten zur EU, die neu gewählte Regierung will wieder den alten Namen zurück und geht eher auf Konfrontation.
Erster Stopp auf der Festung Kale mit Blick auf das neue Fussballstadion und gleichzeitig Bauruinen. Bei einer Arbeitslosigkeit von 12% hätte es doch genügend Arbeitskräfte. Aber das Geld fehlt, es sind vielfach im Ausland arbeitende und lebende Albaner, die Geld in die Heimat investieren. Bei einem Monatslohn von unter 1000.- Franken kann ein Normalsterblicher keine grossen Sprünge machen.
Zu Fuss erkunden abwärts zuerst den Altstadtteil. Sogar ein Minarett, die Mustafa-Pascha-Moschee dürfen wir besichtigen. Sie gilt als eines der wichtigsten osmanischen Baudenkmäler des Landes. Erbaut ende 15. Jahrhundert und um die Jahrtausendwende restauriert. Wir dürfen natürlich nur ohne Schuhe das Minarett betreten, Marianne hat darauf das Womo zum Minarett erklärt, die Schuhe bleiben fortan draussen, wegen Verschmutzung des heiligen Innenlebens unseres Wohnquartiers!
Die Orthodoxe Kirche der Himmelfahrt Jesu und Muttergottes ist der nächste Stopp. Als die Osmanen das Zepter übernahmen, war nur eine Kirche erlaubt, die keinen hohen Turm und von aussen nicht als Kirchengebäude wahrnehmbar erschien. So wurde halt nach unten gebaut in den Boden. Besonders wurden die Holzverzierungen bestaunt, nebst den üblichen kirchlichen Bildern.
Vor dem Mittagessen besichtigen wir noch den alten Basar mit den zig kleinen Verkaufsläden. Der Stadtführer zeigte uns vor allem die Gold- und Hochzeitskleiderstrasse, zig Geschäfte nebeneinander die alle das gleiche verkaufen. Das historische Museum und ein umgebautes Hamam, das nun Kunstausstellungen präsentiert, bilden den Abschluss des ersten Teils am Morgen.
Am Nachmittag folgt der neue Stadtteil, nach dem verheerenden Erdbeben von 1963 komplett neu aufgebaut. Zig Statuen und Baudenkmäler sind zu bewundern, mich dünkt ein paar weniger hätten auch gereicht. Der Skanderberger-Platz erinnert an kriegerische Auseinandersetzungen, wie viele andere Denkmale und Heldenfiguren auch zeigen.
Wir überqueren den Fluss Vardar über die berühmte Steinbrücke. Schon zu Römerzeiten stand hier eine Brücke, bevor sie 1469 ihr heutiges Aussehen erhielt.
Blick auf das Staatsarchiv von Mazedonien und den Triumphbogen à la Paris. Ja, halb Europa hat den Wiederaufbau finanziert, so erstaunt es nicht, dass sich jeder beteiligte Architekt des Landes irgendwie verewigen wollte.
Der Hauptplatz mit der Alexander Statue bildet den Abschluss der Führung. Anschliessend steht noch Zeit zur freien Verfügung für kleine Kaffeepause und Teeshopping oder etwas naschen von den sehr süssen Versuchungen. Beine hochlagern im Womo, morgen fahren wir weiter zum Ohridsee in die Berge.
Freitag 26. April Skopje – Ohridsee
Infolge seniler Bettflucht starten wir schon um 8 Uhr die Weiterfahrt Richtung Albanien an den Ohridsee. Der Start verläuft sehr holprig, die Einfahrt auf die Autobahn besteht nur noch aus Teereinzelteilen. Umso prächtiger das Panorama auf die noch schneebedeckten Gipfel des Gebirgszuges Šar Planina.
In Tetovo sind Einkäufe geplant, so werden wir freundlich beim Einkaufscenter Palma Mall in einen Parkplatz eingewiesen. Pech ist nur dass es erst um 10 Uhr öffnet! Umparkieren ein paar hundert Meter Richtung Stadt, am Strassenrand jede Menge Parkplätze. Mitten im Zentrum stärken wir uns mit einem feinen Croissant und Cappuccino. Als wir beim Verlassen noch ein Brot kaufen wollen, wird es uns von den 2 netten Boys der M HOUSE bakery geschenkt, herzlichen Dank!
Zurück zum Womo erwacht die Stadt, wir wechseln 20 Euro in Dinar. Marianne ist im Element, auf dem Markt wird eingekauft, mein Nutzen besteht im Tragen der Säcke! Zurück beim Womo sind wir nicht mehr alleine, nun herrscht Betrieb. Parkplätze besetzt, 1. Spur Kurzzeitparkierer die schnell was trinken oder Einkäufe einladen und auf der 2. Spur schlängeln wir uns weiter mit unserem Gefährt.
Bei der Vorbeifahrt knipse ich die Moschee, bekannt durch ihre innen und aussen bemalten Fresken. Niemand stört sich am kurzen Stopp, warum auch, das Leben ist nicht so hektisch wie bei uns!
Nach etwa 30 km erreichen wir den Mavroro-Nationalpark. Kurz davor ein letzter Blick auf die Talebene Richtung Tetovo.
Wer glaubt ein Nationalpark sei befreit von Unrat und Abfall irrt sich hier gewaltig. Bei jeder Parkbucht erblicken wir alles Mögliche, das hier entsorgt wird. Schade, der Mensch verliert die Achtung zur Natur, aus den Augen, aus dem Sinn!
Im Debartal kleben noch kleine Dörfchen an den Hängen. Wie viele Leute leben wirklich noch dort?
Im Ort selber mit dem gleichnamigen Stausee erblicken wir ausser einer schön renovierten Kirche nicht viel sehenswertes.
Dann öffnet sich urplötzlich das enge Tal, wir erreichen den Ohridsee und bald darauf unser Camp Rino 2, wunderbar am See gelegen. Ein fantastisches offeriertes Nachtessen (Ohridforelle) schliesst den erlebnisreichen Tag ab.
Samstag 27. April Ausflug Ohrid
Mit 2 Kleinbussen starten wir die Besichtigung von Ohrid. Sie kurven die schmale Strasse bis zur Festung hoch, dort werden wir vom deutschsprechenden Führer begrüsst. Die Mauern waren einst etwa 3 km lang und bis 16 m hoch und schützten so die Bewohner.
Die erste Siedlung wurde von den Römern erbaut, die diese Gegend eroberten. Zeitzeuge der Römer ist das Amphitheater, wo im Sommer immer noch regelmässig Aufführungen stattfinden.
Dass sich hier auf dem Hügel an bester Wohnlage gut leben lässt liegt auf der Hand. Entsprechend sauber präsentiert sich die Stadt mit ihren gut 34'000 Einwohnern.
Die Gelehrten Kiryll und Method waren die Begründer der kyrillischen Schrift. Mit einem Trick gelang es ihnen eine Universität zu bauen. Zuerst sollte es eine medizinische Ausbildungsstätte werden, als der Bau fertig war änderte man den Zweck und liess Theologie studieren.
Das Wahrzeichen von Ohrid ist aber eines der meistfotografierten Gebäude der Welt, die Kirche des Heiligen Johann von Kaneo. Mit traumhaftem Ausblick auf den See wahrlich ein touristisches Muss.
Wir lassen uns mit dem Boot zurück zum Stadtzentrum chauffieren und bekommen zum Schluss der Führung noch interessante Infos zur Sophienkirche. Wie überall liessen die Osmanen die Kirchen teilweise zerstören und Moscheen daraus bauen. Nach Zurückeroberung wurden die Kirchen wieder dem ursprünglichen Glaubenszweck zugewiesen und restauriert soweit möglich.
Mittagessen und flanieren auf eigene Faust. Es ist Samstag, entsprechend viele Leute geniessen den freien Tag auf den Strassen und Plätzen. Im Sommer wenn die Touris in Scharen die Stadt erobern wird es nicht so gemütlich zu und her gehen wie heute.
Sonntag 28. April Ohrid – Berat (Albanien)
Bei strahlend blauem Himmel packen wir unsere Siebensachen frühzeitig und entscheiden uns noch die Zusatzrunde um den See unter die Räder zu nehmen. Traumhafter Ausblick entschädigt uns für die zusätzlichen Kilometer.
Beim «Bay of Bones» legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Sofort kommt ein geschäftstüchtiger Händler auf uns zu, «mache Fotos von dir»! Nach dem Fotoshooting gabs Produktepräsentation inkl. Degustation. Bei so freundlicher Bedienung kaufen wir Honig, Likör und da ich kein Kleingeld habe füllt er die Tasche grosszügig, dafür ist jetzt mein Geldsack leer!
Freundlicher Grenzübertritt, der nette Zollbeamte wünscht uns schöne Ferien. KURS Albanien, jetzt sind wir im unbekannten Land, das eigentliche Ziel der Reise, angekommen.
Bald erreichen wir am Mittag Pogradec am südlichen Zipfel des Ohridsee. Für 50 Euro wechseln wir 5000 Lek und stärken uns mit K+K! Heute am Sonntag flanieren die Leute am See oder sie speisen in einem der vielen Restaurants.
Bei Lin steigt die Strasse zügig an, ein letzter Blick auf den See bei einem Parkplatz, und gleich geht’s wieder den Berg runter Richtung Elbasan. Viel Verkehr hier auf der Hauptstrasse, teilweise wird da echt kriminell überholt mit ihren hochmotorisierten Mercedes. Eine alte Eisenbahnlinie, ein Fluss und die Strasse schlängeln sich das Tal hinunter.
Die restlichen 40km bis zum Berat Caravan Camping führt uns durch eine ländliche Strecke mit kleinen Seen, Weinbergen und Olivenhainen. Leider streikt unser Navi, wir fahren auf Strassen, die bei uns nicht erscheinen. Zusammen mit einem weiteren Womo schaffen wir es trotzdem zum Endpunkt, für Fotos blieb leider keine Möglichkeit zum Stoppen.
Montag 29. April Ausflug Berat
Der Bus führt uns direkt auf die Burg von Berat, eine Festungsanlage aus dem 13. Jahrhundert. Infolge technischen Problemen, irgendwo bei der Bremsanlage, hören wir auf der ganzen Fahrt einen Pfeifton. Zum Glück funktionieren die Bremsen trotzdem, aber fühlt sich speziell an.
Wir werden von einem älteren Reiseführer begrüsst und direkt durch das Tor ins Museum geführt. Eine orthodoxe Kirche, wo keine Messen mehr gelesen werden, dafür viele alte Fresken und sonstige Ausstellungsgegenstände. 3 Arbeiter sind am sanieren des kleinen Turmes, wobei in der Zeit als wir dort waren, haben sie nur einmal einen Kessel alten Gesteins vom Dach herab geseilt. Der Rest bestand aus Pausen!
Anschliessend führt der Weg zum Aussichtspunkt auf die Stadt der tausend Fenster. Hier oben präsentiert sich Berat und die Umgebung in perfektem Touristenbild, sauber, strahlend blauer Himmel und noch wenig Touristen.
Zum Reiseführer ein paar Zeilen, war das Geld beschränkt wert. Als er dann die Deutschen in den Himmel lobte und erwähnte, dass Albanien jedes Mal Jubelschreie ertönen lasse, wenn die Germanen gewinnen, wurde es lächerlich. Als dann noch eine Lobeshymne auf den ehemaligen Bayrischen Ministerpräsidenten Strauss erklang, stellte ich meinen Kopfhörer ab!
Bergab zur Stadt, kurze Info über die Moschee, fertig lustig, Führung beendet, Mittagspause.
Nach der Verpflegung Spaziergang zum Einstiegsort in den Bus, wiederum mit den bekannten Geräuschen zurück zum Camp, und schon neigt sich ein weiterer erlebnisreicher Tag zur Neige.
Dienstag 30. April Berat – Gjirokastra
Gut 150 km sind für die heutige Tagesetappe geplant, sofern uns die Navigationssysteme nicht im Stich lassen. Bereits ein paar Kilometer beim ersten Kreisel werden wir vom neu installierten App TomTomGO im Stich gelassen, falsche Ausfahrt aus dem Kreisel angegeben! Als umkehren und nächste Abzweigung und schon staut sich der Verkehr, ein Markt direkt am Strassenrand auf der Wiese zieht viele Leute an. Kein Parkplatz, also leider müssen wir weiterfahren Richtung Quark Fier.
Dort habe ich im TomTomGo ein Einkaufscenter eingegeben, als wir kurz vor dem Ziel die letzte Abzweigung verpassen, parken wir kurz bei einer Tankstelle. Der freundliche Herr erklärt uns, Center schon lange geschlossen! Via Autobahn steuern wir nun das Tagesziel an. Die sehr gut ausgebaute SH4 führt uns in beschaulicher Flusslandschaft bergwärts.
Auf dem Camping «Family Gjirokaster» parkieren wir auf den gekiesten Stellplätzen. Nachtessen mit Rösti und Berchtold Bratwürsten sowie Apfelwähe, heute feiern wir den Vorfeiertag des 1. Mai!
Mittwoch 1. Mai Ausflug Gjirokaster
Mit Privattaxi werden wir die paar Kilometer zur Stadt bis zur Burg hoch befördert. Einige haben das Glück im komfortablen Mercedes befördert zu werden, wir erwischen am Schluss einen Fiat, der etwas Mühe hat uns die steile Strasse hoch zu schleppen. Die Reiseleitung hat uns gewarnt vor den steilen Strassen, bitte gute Schuhe und Wanderstöcke, ich dachte sogar an ein Kletterseil bei solchen Informationen! Der Ausblick hier oben entschädigt für die «Strapazen»!
Der deutschsprechende Stadtführer erklärt uns die Herkunft des Stadtnamens. Einer Sage zufolge soll vor vielen hundert Jahren eine Familie Gjiro im Kaster (Schloss) gewohnt haben. Bei einem Krieg sei die Frau mit ihrem Kind geflüchtet und von der Schlossmauer in die Tiefe gesprungen sei. Das Kind habe wie ein Wunder überlebt, aber niemand habe es je wieder gesehen. Gjirokaster ist seit 2005 UNESCO – Weltkulturerbe und die Burg heute Ausstellungsraum von alten Militärkanonen und im Sommer finden hier auch kulturelle Aufführungen wie Theater und musikalische Anlässe statt.
Wir wandern die «steilen» Treppen zum Basar hinab, viele Touristen kommen uns keuchend und schweissgebadet bergauf entgegen. Ja, du musst halt die richtige Reiseorganisation aussuchen, nämlich SeaBridge! Auch Gjirokaster ist wie viele Orte stark von der Abwanderung der Jungen betroffen. Sie ziehen in die Städte Tirana oder ins nahe Griechenland um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Vielleicht schafft der Tourismusboom, der in den letzten Jahren Albanien erfasst hat, neue Perspektiven für die Jungen.
Der frühere albanische Diktator Enver Hoxha wurde 1908 in Gjirokastra geboren. Er führte das Land von 1945 – 1985 als sozialistische Volksrepublik. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass er seinen Geburtsort in vielen Sachen gegenüber anderen Orten bevorteilte.
Als letztes besuchen wir noch das Skenduli Haus, ein über 300 Jahre altes Haus, das bis anfangs 1980 von einer Familie bewohnt war. Eindrücklich die Architektur mit der schattigen Veranda im oberen Stock. Jedes Zimmer hatte einen eigenen Holzofen und im Keller war ein Wasserreservoir vorhanden mit 130'000 Liter Regenwasser.
Mittagessen in einem der zahleichen Restaurants und dann wieder mit den Taxis zurück zum Camp. Morgen dann die Fahrt ans Meer!
Donnerstag 2. Mai Gjirokaster – Himare
Bei leichtem Regenschauer starten wir südwärts bis Jorgucat und dann bergwärts die SH78 Richtung Blaues Auge. Karge Landschaft mit Schafzucht prägen das Bild. Kein Wald, eher Büsche und Sträucher. Bei einem Fotostopp sehe ich einen Mann der gerade bei seiner Hütte ein Schaf schlachtet. Wo bleiben da die Hygienevorschriften!
Der Parkplatz bei der Natursehenswürdigkeit Syri i Kaltër, auf Deutsch blaues Auge, ist schon gut gefüllt. Wir stärken uns mit Spiegeleiern für die Wanderung dem Stausee entlang zur Quelle. Dauert immerhin gut eine halbe Stunde, man könnte Elektroscooter mieten, natürlich nicht für uns, sind ja heute noch nicht so viel gelaufen! 6m3 Wasser pro Sekunde fliessen aus der Karstquelle hier an die Oberfläche. Immer mit der gleichen Temperatur, nämlich 12,75 ° mit minimsten Abweichungen, Sommer oder Winter. Im Sommer 2004 versiegte die Quelle aus unerklärlichen Gründen. Ein eindrückliches Naturschauspiel hier mitten in den Bergen Albaniens.
Weiterfahrt Richtung Meer, vorbei am fleissigsten Arbeitervolk, den Bienen. Im verlauf der Reise haben wir schon zig solcher Bienenhäuser gesichtet, sie verdienen auch Erwähnung im Bericht.
Kurzer Kaffeehalt in Borsh, das Café Ujevara mit seinen Wasserfällen bei der Gartenterrasse wurde uns empfohlen. Die Bedienung der jungen Herren lässt leider sehr zu wünschen übrig, die Sicht auf die Wasserspiele muss entschädigen, so trinken wir nur schnell einen Kaffee.
Die Fahrt der Küste entlang erfordert hohe Konzentration, dauerndes Kurve an Kurve fahren, dann mal wieder rauf und wieder runter, bis auf Meereshöhe. Am späten Nachmittag erreichen wir wieder wie gewohnt als eines der letzten Womos den Campinplatz Moskato in Himare an der albanischen Riviera. Küche geschlossen, wir speisen im Restaurant Vangelis. Können wir nur sehr empfehlen, liegt leider für uns Schweizer nicht gerade am Heimweg!
Freitag 3. Mai Strandtag Himare
Heute sind von der Tourleitung keine Aktivitäten vorgesehen, wir verbringen einen Ruhetag hier am Strand von Himare. Jeder erholt sich von den Reisetagen und Besichtigungen nach seinem Gusto. Morgens etwas länger kuscheln, etwas später z’mörgele, ein bisschen sünnele und am späteren Nachmittag ein «halbes» Säuli auf den Grill schmeissen!
Samstag 4. Mai Himare – Tirana
Nach Ruhetag folgt Reisetag. Zeitig ziehen wir los, gilt es doch den über 1000m hohen Llogara-Pass zu bezwingen. Leider setzt immer mehr Regen ein, so wird es nichts mit der Aussicht oben auf der Passhöhe. Aktuell wird ein 6km langer Tunnel gebaut, er soll im Winter eine gute Verbindung der Küstenorte mit dem Rest von Albanien ermöglichen.
Bergab mit teils 10% Gefälle und engen Kurven, wahrlich abenteuerliche Strecke heute. Ab dem neuen Tunnel folgt dann der neu gebaute Strassenabschnitt, man fühlt sich fast im Liegestuhl, kein Geholper, nur noch sanfte Kurven. Diesel sollte langsam in den Tank, leichte Nervosität steigt auf, es leuchtet so ein komischer Hinweis auf, «nur noch wenig Treibstoff»! Doch auf der neuen Umgehungsstrasse bis Vlore findet sich 30km lang keine Tankstelle. Dafür herrlichen Ausblick auf die Stadt von oben.
Endlich, auf dem alten Strassenteil angekommen, reihen sich die Tankstellen reihenweise aneinander. So füttern wir unseren Hymer mit gut 60L Diesel, hab gar nicht gewusst, dass so viel Platz hat! Auf der Autobahn weiter nordwärts Richtung Tirana, wobei Autobahn nur im ersten, neueren Abschnitt bis Fier passt, später einfach je 2 richtungsgetrennte Spuren, die als Autobahn bezeichnet werden. Velofahrer kommen uns entgegen, Leute zu Fuss klettern über die Leitplanke zu ihren Häusern. Es verwundert, dass keine Markstände an der Strasse aufgestellt werden! Einkauf unterwegs, Nahrungsvorrat geht zur Neige, wenigstens aus meiner Sicht. Aus dem geplanten Käse und Butterkauf ergibt sich ein Einkaufswagen voll für über 70.-!
Die Zufahrt zum Camping Tirana erweist sich als eines der letzten richtigen Abenteuer unserer Zivilisation. Da ich nicht meinem Navigationsgerät folge, sondern einem «Einheimischen» glaube, der uns vehement abratet dieser Strasse zu folgen, wird es knüppeldick für unser Womo. Haarnadelkurve, extreme Steigung, kurz darauf sofort so steil runter, dass der Auspuff am Boden kratzt. Wir folgen dem Wegweiser Camping über eine Naturstrasse, gerade so breit wie notwendig. Da es geregnet hat zwischendurch Morast – Strecke, mit Glück bleiben wir nicht stecken. Endlich erblicken wir den Platz, und der Reiseleiter frägt, wo kommt’s ihr denn her? Einparken, verdienter Apero und ab ins Guschi, morgen folgt ein harter Tag.
Sonntag 5. Mai Ausflug Kruja + Tirana
Per Bus zusammen mit dem deutschsprechenden Reiseleiter starten wir die Besichtigung der beiden Städte. Die Fahrt nach Kruja dauert gut 1h, vor allem die Durchfahrt durch ein Städtchen mit Markt erfordert etwas Geduld. Die Strasse windet sich kurvenreich hoch, die letzten Kilometer sind ein einziges Gezirkel zwischen entgegenkommenden und parkierten Autos. Oben bei der Festung gibt es einen grossen Carparkplatz und wir starten die Besichtigung mit herrlicher Weitsicht auf die Ebene Richtung Tirana und Montenegro.
Heute ist hier ein Museum zu Ehren des Freiheitskämpfers gegen die Osmanen, dem Feldherrn Skanderbeg, gewidmet. Er gilt als Nationalheld Albaniens, viele Denkmäler im ganzen Land zeugen davon.
Anschliessend wohlverdiente Kaffeepause vor der Besichtigung des Bazars. Das heisst eigentlich Souvenirshop an Shop angereiht, wenigstens schön präsentiert in Holzhäuschen und Original Steinbrockenweg.
Die Rück- beziehungsweise Weiterfahrt nach Tirana entwickelt sich für den Buschauffeur zur Millimeterarbeit. Gekonnt zirkelt er sein Vehikel zwischen parkierten Autos und entgegenkommenden Fahrzeugen den Berg hinab. Eigentlich dürften da gar keine Autos parkiert sein, es stehen zig Anhalte- und Parkverbotstafeln am Strassenrand. Nur interessiert das hier keinen und wenn dann noch ängstliche Mietautofahrer und Wohnmobile entgegenkommen, die schlichtweg überfordert sind, dann wirkt das schon fast filmreif. Gratulation unserem Chauffeur, hat’s gut gemacht.
In Tirana steht zuerst Mittagessen auf dem Programm, bevor wir zu Fuss den Stadtrundgang antreten. Wir bekommen keine Altstadt im bekannten Muster zu Gesicht, nein, moderne Hochbauten zeigen uns ein weltoffenes Albanien. Die alten Gebäude aus der Zeit des Kommunismus werden abgerissen und weichen nach und nach der Moderne.
Natürlich kann man eine Stadt nicht innert 30 Jahren komplett erneuern, so bleiben natürlich ein paar Altlasten mitten in der Stadt bestehen, aber vermutlich weichen diese Häuser im nächsten Jahrzehnt ebenfalls Neubauten.
Politisch wurde Albanien bereits grundlegend erneuert, adieu Diktatur. Schulsystem; konnte man früher einen Hochschulabschluss kaufen, so muss man heute tatsächlich die Ausbildung abschliessen, teilweise bei Privatschulen. Es gibt ca. 10% Arbeitslose, Arbeit wäre aber in Hülle und Fülle vorhanden. Nur wollen die Jungen heute in kurzer Zeit viel Geld verdienen damit sie mit einem Mercedes brillieren können in der Stadt. Aufschwung bringt vor allem der Tourismus, in den letzten 3 Jahren hat sich der Besucherstrom verdreifacht.
Wir besichtigen die 3 wichtigsten Kirchen in Tirana. Die neu erbaute Moschee, eine schlichte katholische Kirche mit Statue von Mutter Theresa sowie eine Orthodoxe Kirche, die ebenfalls sehr modern und nicht mit so viel Holz wie andere Kirchen sich präsentiert. Speziell, heute feiern die Orthodoxen ihr Osterfest mit einem grossen Gottesdienst!
Wir beenden die Führung auf dem Hauptplatz, von wo aus uns der Bus zurück zum Camping bringt. Wieder ein erlebnisreicher Tag der sich zu Ende neigt. Es war auch die letzte Besichtigung unserer geführten Reise. Morgen fahren wir an den Skutarisee, dem letzten Etappenziel mit SeaBridge.
Montag 6. Mai Tirana – Skutarisee
Heute Morgen entscheiden wir uns kurzfristig nicht die direkte Route zum Skutariesee zu fahren, wir wählen die Strecke über die Berge. Bei schönem Wetter starten wir die ersten gut 40km auf der Autobahn Richtung Kosovo. Zum Glück müssen wir nicht über diese beschädigte Brücke fahren, sondern haben perfekte Strassen das enge Tal ostwärts bis Reps.
Von nun an wird es kurvig und die Strasse führt stetig bergauf. Ich sehe einen grossen Sattelschlepper den Berg hochfahren, ja dann wird es für uns auch passen. Einsame Gegend, nur alle paar Kilometer ein Haus, aber wunderschöne Naturlandschaften prägen die Reise.
Bei einem Schotterparkplatz mit Blick in den tiefen Talausschnitt erblicken wir sogar bewirtschaftete Gebäude. Zufahrt aber nur mit Allradfahrzeugen über Schotterwege. Tatsächlich durchfahren wir ein bewohntes Dorf, nämlich Gjegjan, und überqueren den Fluss.
Wie aus dem nichts stehen wir vor einem engen Tunnel, max. Höhe 3,5m! Hier fährt kein grosser LKW durch, für uns passt es problemlos.
Ein letzter Blick in dieser Talseite auf den Fluss, der sich seinen Weg im engen Tal selber sucht und schon steigt es wieder den Berg hoch mit zig Kurven, da schmerzen bald die Arme vom ewigen Lenkrad drehen.
Auf der Höhe oben erblicken wir Schneeberge in der kargen Weidelandschaft. Ja da schlägt des Berglers Herz höher, man kann seine Herkunft nicht leugnen.
Sogar eine Moschee erblicken wir hier oben. Eine alte Tafel erwähnt sogar ein Skigebiet, eine neue Abenteueranlage wurde erstellt, man kann einen Kilometer am Seil hängend zu Tale brausen. Leider noch nicht in Betrieb, wäre was tolles für uns AHV-Teenager gewesen!
Die Weiterfahrt weiterhin durch kaum bewohntes Gebiet erinnert an den Grand Canyon in Amerika, nur etwas kleiner. Wilde Schluchten und eine Strasse die sich ihren Weg suchen muss den Hängen entlang.
Noch ein paar letzte Haarnadelkurven und endlich erblicken wir in Vau-Deja wieder die Zivilisation. Hier erblicken wir die letzte der Staumauern des Komansees inkl. Solarpaneelen an der Mauer.
Wieder mal als Letzte der Gruppe erreichen wir den Campingplatz Lake Shkodra Resort. Schnell duschen, letztes Briefing mit Rückblick und gemeinsames Abschiedsessen im Restaurant mit Albanischer Tanzgruppe als Einlage. Man sagt sich Tschüss, ab morgen fährt jeder wieder seine eigenen Reisepläne.
Dienstag 7. Mai Camping Skodra Resort
Heute ist Ruhe- und Putztag zugleich. Marianne macht Wäsche, putzt das Womo innen und ich geniesse den ruhigen Morgen! Wobei geniessen schon etwas gar locker tönt. Wir parkieren nämlich noch um, ein Platz nähe Eingang beschert uns super W-LAN und wir können die nächsten Tage planen. Für den 21. Juni haben wir die Fähre gebucht Patras – Bari mit Camping on board, so brauchen wir keine Kabine. Kleiner Spaziergang an den See und Bild vom Camping knipsen, das waren die strengsten Aktivitäten für heute!
Die Gruppenreise hat uns sehr gut gefallen. Tipp topp organisiert, wir mussten uns einen Monat lang um keine Details kümmern. Die Gruppe war gut aufgestellt, die Führungen interessant, kurz und bündig, können wir empfehlen!
Albanien, das Land der Gegensätze. Da der Junge der mit seinem teuren Mercedes herumkurvt und nichts arbeitet, dort die ältere Frau, die ihre Kuh auf die Wiese führt. Tolle Neubauten und nebenan Gebäude aus der sozialistischen Zeit, die sanierungsbedürftig sind. Abfallberge an den Strassenrändern, ein paar Kilometer weiter gepflegte Landschaft. Junge, unbeschwerte Menschen, die sich amüsieren, nebenan Bettler und Kinder der Romas, ja das Land bietet viel, auch wunderschöne Landschaften. Der unbekannte Balkan wird gerade von Touristen entdeckt, es braucht etwas Verständnis, dass die Infrastruktur noch etwas nachhinkt. Aber die Leute sind freundlich und hilfsbereit und freuen sich auf Begegnungen mit anderen Kulturen.
Unsere Reise führt uns nun weiter Richtung Griechenland, Bilder und Berichte im Teil 4.