Teil 8 Blattnicksele - Trondheim

 

Reise Nordeuropa ab Ostern bis Herbst 2022, Teil 8 Blattnicksele - Trondheim

Dienstag 2. August  Blattnicksele - Lomselenäs

Wir verabschieden uns von unseren Nachbarn und dem Sansjögarden Resort. Gemäss Caro befindet sich das Camp im Umbruch, Corona und Krieg hinterlassen Spuren. Leider werden nicht wie auf der Website noch angepriesenen, kulinarische Spezialitäten serviert, Fast Food in der Strandhütte mit Fertigpizza und Pommes prägen das Angebot. Auch das Motorboot zum Fischen wird nicht mehr vermietet. Das Bild beim Eintreffen im Resort wirkt nicht unbedingt einladend, Motoren und Pneus liegen herum, ja, ich bin gespannt wo die Neuausrichtung von Caro und Daniel hinführt.

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Eigentlich ist unser Tagesziel Arjeplog. Beim Abzweiger nach 300m Fahrt erwähne ich so nebenbei, dass wir noch eine Fischbewilligung haben für die Gewässer in der Nähe. Ohne mit der Wimper zu zucken stellt Marianne den Blinker nach links anstelle rechts und 5 km weiter parkieren wir an Lomavan See. 5 schöne Egli später übernachten wir am Seeufer und die Sonne präsentiert die Umgebung in wunderschönsten Farben und Stimmungen.

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Mittwoch 3. August  Lomselenäs - Mellanström

Nach dem Fischaufenthalt ziehen wir nun wieder nordwärts. Natürlich mit Stopp bei der Princess Bäckerei in Sorsele, Kaffee und Kuchen, was denn sonst? Wolkenverhangener Himmel und leichter Nieselregen begleitet uns auf dem Weg nach Arjeplog. Etwa 15km vor unserem geplanten Ziel schwenken wir auf einen grossen Kiesparkplatz, wir haben unseren Übernachtungsplatz gefunden. Plötzlich fährt ein Volvo mit Schwedenkennzeichen zu uns und frägt von wo wir kommen aus dem Aargau. Jürgen, so stellt sich der ausgewanderte 72jährige Liechtensteiner vor, lebt hier einsam in einer Hütte ohne Strom mit minimster Infrastruktur. Er hat dem Kommerz vor gut 10 Jahren tschüss gesagt, fängt Fische, sucht Pilze und Beeren, pflanzt Kartoffeln an und fühlt sich ohne Luxus pudelwohl.

 

 

Donnerstag 4. August  Ausflug Arjeplog

Die Regenzellen haben sich verzogen, ab und zu guckt die Sonne zwischen der Wolkendecke hervor. Wir starten unseren Roller und starten die Besichtigung von Arjeplog. Das Silvermuseet, mit Unterstützung vom Lappmarksdoktor Einar Wallquist erstellt präsentiert auf 3 Geschossen kulturhistorische Gegenstände der Samen und Bewohner der Gegend. Besonders der Silberschmuck, Besitztümer von samischen Familien, die diese Gegenstände kauften oder tauschten, faszinieren in ihrer Darstellung. Dieser Schmuck war Statussymbol und man zeigte damit den Erfolg bei Rentierzucht und Jagd. Wieder einmal mehr wird die Einfachheit präsentiert, wie die Leute anfangs 20. Jahrhundert hier gelebt haben, einfach unglaublich!

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Der Doktor sammelte während seiner Berufszeit viele Gegenstände und dank seines Beziehungsnetzes erhielt das Museum viele Gegenstände ausgeliehen, die hier präsentiert werden. Einar war nicht nur Arzt und Museumschef, er war auch Schriftsteller, Musiker und Künstler. Vor allem seine Portraitzeichnungen lassen uns erstaunen.

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Gleich nebenan besichtigen wir die rosafarbig gestrichene Kirche von Arjeplog. 1641 wurde nach dem Silberfund in Nasafjäll von der Königin Kristina beschlossen hier eine Kirche zu bauen. Diverse Umbauten in den Jahren, der letzte 1969 gaben der Kirche das heutige Aussehen. Vor allem die Kanzel mit Uhr, damit der Pastor nicht zu lange predigt, ist recht eindrücklich.

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Auf der Rückfahrt kurven wir noch zum Öberget, dem Aussichtspunkt ganz in der Nähe hoch und betrachten die Landschaft von etwas weiter oben. Gefällt uns sehr, immer mehr kommt der Wunsch auf auch mal im Winter in den Norden zu reisen.

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So tuckern wir zurück auf unseren Übernachtungsplatz, geniessen die Sonne und die Ruhe hier am See, einfach fantastisch.

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Freitag 5. August  Ausflug Kallön

Wir haben mit Jürgen abgemacht zum Fischnetze auslegen auf dem Storavan See. Gegen Mittag kommt er auf unseren Übernachtungsplatz und wir folgen ihm mit dem Roller zu seinem Heim. Spontan lädt er uns zum Essen ein, er kocht alles auf Feuer, es ist super lecker. Jürgen ist ja auch gelernter Koch.

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Anschliessend fahren wir mit dem Boot auf den See, legen die Netze aus und Fischen noch ein paar Barsche. Danke Jürgen für den tollen Tag, war spannend deine Lebensgeschichte ein wenig mitzuverfolgen und den Alltag mitzuerleben.

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Samstag 6. August  Mellanström – Östansjö

Zeitig brechen wir auf und stehen um 9 Uhr vor der Ladentüre des ICA in Arjepolog, der gerade seien Türen öffnet. Wir decken uns mit den notwendigen Lebensmitteln ein, fahren zum Campingplatz und können für 150 Kronen entsorgen und die Duschen benützen. Da der Wetterbericht für Norwegen die nächsten Tage bedeckt bis regnerisch meldet, eilt es uns nicht mit der Weiterfahrt. Schon 10km später entdecken wir einen Rastplatz, etwas über dem See gelegen, mit Hütten und Toiletten und etwas in die Jahre gekommenen Tischen und Bänken mit Feuerstellen im Wald. Da bleiben wir, haben sogar Satellitenempfang, und den See fürs Nachtessen in der Nähe. Tatsächlich, es gibt Eglis und eine Äsche als Hauptgang, haben wir doch super gemacht, oder?

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Sonntag 7. August  Östansjö – Ballasviken

Starker Wind und grauer Himmel, so ziehen wir nur gut 30km weiter und machen uns einen gemütlichen Sonntag. Marianne kocht ein sensationelles Stroganoff mit Kartoffelgratin, es war sehr lecker! So hoffen wir gemäss Wetterbericht morgen auf besseres Wetter um einen Abstecher nach Norwegen zu starten. Leider sind die Prognosen für Norwegen eher ungünstig nächste Woche, so wird es nichts mit der geplanten Rundreise via Saltstraumen nach Mo i Rana.


 

Montag 8. August  Ballasviken – Högstaby (Schweden)

Sonnenschein lockt uns zeitig aus den Federn. Vor der Weiterfahrt laufe ich noch zum naheliegenden kleinen Wasserfall etwa 600m von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Herrlich wie das glasklare Wasser über die Felsplatten springt, es rauscht und plätschert sorglos ins Tal und lacht die Sonnenstrahlen aus.

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Ja, hier ist die Welt noch in Ordnung, nur meine Welt ist etwas getrübt. Auf dem Rückweg bin ich auf einem Holzsteg ausgerutscht und im Sumpf gelandet. Zurück im Womo gibt es Tenüwechsel, und oh Schreck, wo ist meine Brille? Also nochmals den gleichen Weg bis zur Unglücksstelle zurück, da liegt sie, ohne Schaden. Glück gehabt, oder Pech für Roland vom Sehzentrum im Suhr, er kann mir noch keine neue Brille liefern! Endlich starten wir unsere Weiterfahrt, doch so gefühlt alle paar Minuten stoppen wir und schiessen Fotos und bewundern die Landschaft, die zwar karg und öd sich präsentiert, aber uns umso mehr gefällt. Endlich wieder so was wie Berge, da fühl ich mich wie zuhause.

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Schon zum dritten Mal überqueren wir den Polarkreis auf unserer Reise. Perfekte Entsorgungsstation inkl. Rollstuhlgängiger Toilette, nach der Arbeit das Vergnügen, sprich Frühstück ist angesagt, und das direkt auf dem nördlichen Wendekreis der Sonne.

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Richtung Grenze nochmals ein paar Fotostopps, wir sind schlichtweg begeistert von der Natur, da kann es passieren, dass der Fotograf die Fotografin auch noch ins Bild zaubert. Endlich erreichen wir Norwegen, jetzt geht’s bergab, die Strasse weist 8% Gefälle auf. Die letzte Strecke bewältigen wir im neuen Tunnel, der die engen und steilsten Stellen der Strasse entschärft hat.

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Nun führt die E6 durchs Lonsdal hinauf zum Saltfjellet. Hier gäbe es dem rauschenden Fluss entlang viele Fotomotive, leider aber keine Parkplätze für unser Gefährt. Wir erreichen wieder den Polarkreis, vermutlich jetzt wirklich zum letzten Mal, nun geht’s definitiv südwärts. Viel Betrieb hier am Polarsirkelen, eines der schönsten Zentren auf dem Weg nordwärts. Zig Erinnerungsfotos werden geknipst, da halte ich mich auch nicht zurück.

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Die Strasse nach Mo i Rana wurde die letzten Jahre komplett saniert und teils neu erstellt. Deshalb werden, bis die Strasse bezahlt ist, Gebühren erhoben, für uns etwa 15.- für die 30km talwärts. Abstimmung: Wer ist für eine Tunnelgebühr am Gotthard, bis die zweite Röhre bezahlt ist? Unterwegs habe ich das Glück, dass genau zum Fototermin der Zug Narvik-Trondheim über die Brücke donnert.

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Wieder auf Meereshöhe in Mo i Rana vertreten wir uns die Beine und spazieren am Fjord entlang, der gerade Ebbe aufweist. Die Betonstatue Havmannen (Der Mann vom Meer), Skulptur von Antony Gormley, steht bei Wind und Wetter im Wasser und hofft auf besseres Wetter für die Norweger.

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Leider ist bereits für morgen wieder Regenschauer angesagt, so kehren wir den Wikingern bereits wieder den Rücken und starten bergwärts zurück nach Schweden, nichts mit Fischen am Fjord. Fotostopp kurz vor der Grenze, der Tverrvassgarden, erbaut ca. 1750, ist ein Bijou hier auf dem Weg. Unser Nachtlager schlagen wir genau auf der Grenze am See Överuman auf, mit Blick auf richtige Berge. Heimweh? Nein, je länger wir unterwegs sind, umso besser gefällt es mir hier im Norden. Ruhe, keine Hektik, kein Stress auf den Strassen, Natur pur, na ja, im Sommer, aber im Winter?

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Dienstag 9. August  Högstaby – Storuman

Gestern blau, heute grau, so schnell ändert das Wetter hier in den Bergen an der Grenze Norwegen – Schweden.

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Die E34, auch Blå Vägen genannt, führt uns talwärts nach Hemavan. Im Winter ein Skigebiet sogar mit Gondeln, die trotz Regen den Berg rauf und runter fahren. Wir speisen zur Abwechslung wieder mal Dageslunch für 13.- inkl. Dessert, das gibt’s in dieser Art nur hier im Norden. Anschliessend besichtigen wir bei den nördlichsten Botanischen Garten in Europa. Olof Rune gründete nach seiner Pensionierung 1989 diesen Garten. Leider blühen bald mitte August nur noch vereinzelte Blumen, wer mal im Juli hier vorbeifährt empfehle ich den Besuch, auch wenn man wie ich keine Ahnung von Botanik hat. Zu finden sehr leicht, einfach zum goldenen Hotel hochfahren! Hier beginnt übrigens auch der nördliche Teil des Kungsleden, ein 450km langer königlicher Wanderweg bis zum Abisko Nationalpark.

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Programmänderung, in Storuman entscheiden wir spontan 2-3 Tage auf dem Campingplatz zu logieren. Das Wetter ist eher garstig, so ist Raclette angesagt, und dafür ist Strom ideal. Wir haben zwar Kerzenrechauds, aber für die obligate Grillade obendrauf ist Power notwendig. Wir werden sehr freundlich und kompetent begrüsst, erhalten viele Infos über Sehenswürdigkeiten und das Fischen. Spontan entscheiden wir mindestens 3 Tage hier zu verbringen und die Fiskekort zu lösen.

 

 

Mittwoch 10. August  Storuman

Am Morgen erhalte ich kompetent Auskunft wo wir ideale Fischfangmöglichkeiten haben. Das nenn ich perfekten Service, könnte sich ein ganz in der Nähe liegender Platz, den wir ende Juli besucht haben, eine Scheibe abschneiden. So bedient man Gäste, einfach genial der Platz hier, sehr zu empfehlen. So packen wir unsere Siebensachen, starten den Roller und fahren zum ersten Platz. Ich habe noch nicht mal die Rute bereit schreit Marianne schon, ein Hecht! Leider bringen wir ihn nicht ans Ufer, zu gross für den Angel, der eigentlich für Barsche gedacht ist. Am nächsten Standort fangen wir 3 grössere Eglis, 35cm ohne zu übertreiben. Nach dem Nachtessen fahren wir nochmals los. Marianne ruft, scheibe, habe angehängt an einem Holz. Angehängt, ein Riesenhecht an der Angel, der Bursche war so gross dass er sich problemlos von der Angel reissen konnte. Vor dem Abtauchen hat er Marianne noch böse in die Augen geschaut, mach das nie mehr mit mir! Später beisst dann noch ein Hecht bei mir, diesen Tag am Wasser haben wir genossen, den vergessen wir nicht so schnell.

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Donnerstag 11. August  Storuman

Nochmals stehen wir am Ufer des Stenselet, der vom Umeälven gespiesen wird und eigentlich ein Stausee ist. Wir fangen 3 Hechte, der grösste gut 60cm und wieder ein paar Eglis über 30cm. So haben wir unseren Menüplan für heute, es gibt Fischknusperli und Salat, genug für den halben Campingplatz. Marianne wird Muskelkater haben morgen vom Fischfiletieren!

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Freitag 12. August  Storuman

Spontan verlängern wir unseren Aufenthalt hier in Storuman. Erstens haben wir vor lauter Fischen noch gar nichts von der Umgebung gesehen und zweitens schaltet Marianne einen Waschtag ein. So packe ich die Gelegenheit beim Schopf, nehme Fotoapparat in die Hand und erkunde die Umgebung. Will ja dem Innendienst nicht im Wege stehen, sonst steckt sie mich mitsamt Pyjama in die Maschine. Eindrücke rund um den Campingplatz und des Dörfchens, klein aber fein.

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Nach beendeter Arbeit starten wir zusammen die Besichtigung «hoch» auf den Berg, Utsikten genannt, mit Kaffee und Kuchenhäuschen. Im Winter gibt es sogar einen Skilift mit etwa 50 Höhenmeter, aber ohne Pistenfahrzeug. Sogar hier im Stausee werden Lachse gefüttert, der Konsument wünscht leider solche Fische, mehr als natürlich gefangen werden. Ein Einheimischer, der mich beim Fischen angesprochen hat, sagt, dass 20’000 Lachse freikamen, da die Netze der Anlage rissen. Leider hat kein solches Teil bei mir angebissen, aber den Schaden den diese Tiere anrichten bei den anderen Arten? Auch den Storuman, die Sagenfigur, die dem Ort den Namen gibt, wird noch geknipst.

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Gestärkt mit selbstgebackenem Utsiktentortenstück, sehr zu empfehlen, besichtigen wir noch im Nachbardorf Stensele die grösste schwedische Holzkirche. Eingeweit 1886, bietet sie heute Platz für 800 Leute, wird vermutlich heute nie mehr gefüllt. Früher wollte man, dass alle Bewohner Platz hätten, die ihre Sonntagspflicht erfüllen sollten, so pferchte man 2000 Personen in die Kirche, unglaublich. Sogar 2 Öfen wurden eingebaut, sind aber heute nicht mehr in Betrieb. Hier wird die kleinste Bibel ausgestellt, ein Kubikzentimeter gross ist, sie, neben der grossen Bibel fast nicht sichtbar auf dem Foto. Speziell sind auch die Orgelpfeifen, sie sind nämlich aus Kupfer angefertigt.

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Was unternehmen wir noch so mitten im Nachmittag? Ach ja, wir suchen unseren Lieblingsort am See auf und holen noch was für die Reiseverpflegung mit unseren Ruten raus. Wegen Platzmangel im Fach beschränken wir uns auf 4 grosse Exemplare über 30cm. Hier noch die Koordinaten unseres Plätzchens, für alle die auch mal per Zufall in der Nähe wären und ihr Glück versuchen möchten. N 65.0477 O 17.1429, nur mit 2-Rad oder geländegängigem Auto erreichbar. Wochenlizenz pro Person 10 Franken.

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Samstag 13. August  Storuman

Das Fischen macht uns dermassen Spass, dass wir ohne eine Sekunde zu zögern nochmals um einen Tag verlängern. Wir kehren mit 5 Eglis zurück, das Grösste fast 40cm. Das gibt ein Festessen heute Abend! 3 Hechte haben sich noch an meinen Köder verirrt, der Grösste fast 1m. Einen haben wir behalten, den anderen beiden haben wir die Freiheit wieder geschenkt, das TK-Fach ist gefüllt.

 

 

Sonntag 14. August  Storuman – Mårdseleforsen

So, fertig gefischt, wir ziehen weiter dem Umeälven entlang bis Lycksele. Unser Navi wollte uns partout nicht auf der E12 dorthin lotsen, doch wir ignorierten zum Glück die Routenänderung und siehe da, ohne irgendeine Baustelle erreichen wir unser Zwischenziel. Lycksele zählt heute gut 5000 Einwohner, liegt am Fluss Umeälven, der dauernd wieder mit Staumauern am fliessen gehindert wird, und zählt einen schönen Tierpark zu seinen Sehenswürdigkeiten. Lycksele erhielt 1946 das Stadtrecht und ist der südlichste Punkt der Samenregion des Lapplands. Wir stocken im ICA unsere Vorräte auf und unternehmen einen Rundgang durchs Zentrum, mit obligatem Kaffee/Kuchen Stopp.

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Unsere Fahrt führt noch etwa 50km weiter zu unserem Übernachtungsplatz direkt am Ufer des Vindelälven, bei den Stromschnellen des Mårdseleforsen. Am Lagerfeuer werden Berchtold-Bratwürste und Rösti serviert von der Küchenchefin, wir fühlen uns wie im Pfadilager, nur etwas bequemer und mit mehr Komfort, aber nicht minder romantisch.

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Montag 15. August  Mårdseleforsen - Umeå

Regen tröpfelt auf unser «Hausdach», da habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, sprich hätte ich die Stromschnellen gestern fotografieren sollen. Es lassen sich auch mit grauem Himmel fotogene Motive ablichten. Die Farbaufnahmen hat Marianne mit dem Handy gestern geschossen.
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Wir ziehen weiter und schon bei der nächsten Sehenswürdigkeit strahlt die Sonne vom Himmel, so schnell kann sich das Wetter ändern. Das Vindelforsarnas Naturreservat präsentiert sich uns im besten Kleid. Leider sind Kaffeehaus und das Naturcentrum schon wieder im Winterschlaf, Saisonende. 2 Monate im Jahr offen, das kann nur mit staatlicher Unterstützung am Leben erhalten werden. Das Haus «Konst i Kvarn» hat seine Türen noch geöffnet, ortsansässige Frauen präsentieren ihre Handwerkskunst.

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Nach Lunchpause am River ziehen wir dem Wasserlauf entlang weiter nach Umeå. Nach doch einigen Wochen ohne viel Verkehr finden wir uns urplötzlich wieder im Trubel einer grösseren Stadt mit Lichtsignal und Stau! Doch nur für kurze Zeit und wir parkieren auf dem Umeå Camping, wobei Camping leicht übertrieben ist, eher ein etwas teurerer Campingplatz. Kostet 30.- pro Nacht, Strom zusätzlich 10.-, aber WC und Dusche einfach und sauber, und für die tolle Aussicht an den Umeälven darf Alfio, ein gesprächiger Italiener, auch was verlangen.
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Dienstag 16. August  Umeå

Unsere erste Besichtigung gilt Gammlia, Västerbottens Museum. Der Eintritt ist kostenlos. Im Aussenbereich sieht man alte Häuser, die aus der näheren oder weiteren Umgebung hierher wieder aufgebaut wurden. Auch 3 Hütten von fix in der Nähe lebenden Samen sind aufgestellt. Leider sind alle Häuser geschlossen, keine Aktivitäten wie Backen usw. werden gezeigt. Saison ist vorbei, Ende der Durchsage. Im Innenbereich stellen Künstler ihre Werke aus, über die Tanzbären aus Bulgarien wird ein Film gezeigt und ein feines Café runden das Ganze ab.

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Anschliessend ist Stadtbesichtigung angesagt. Wir parkieren beim Bahnhof und erkunden die Sehenswürdigkeiten, allerdings ohne Gitarren- und Bildmuseum, zu viel Kunst ist wie zu viel Kuchen, es verleidet. Bei Temperaturen heute um die 25° flanieren wir lieber durch die Strassen und Parks von Umeå. Ein verheerender Brand zerstörte 1888 die Stadt, darauf wurden 3000 Birken gepflanzt als Brandschutz, da eine Birke zu 50% aus Wasser besteht. Spannend, ich glaubte bisher immer Holz sei Holz und brenne gut. 2014 war Umeå zusammen mit Riga Kulturhauptstadt Europas, das hat der Universitätsstadt einen Schub gegeben, viele Neubauten sind da entstanden.

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Am Abend besuchen wir nochmals Gammlia, in der dort aufgebauten Tanzhalle spielt Musik und die älteren einheimischen Jahrgänge zelebrieren Volkstänze. Marianne wird sogar zum Tanzen aufgefordert, leider verstehen sich der Tanzpartner und die Aufgeforderte nicht, so bleibt es beim Versuch, schade!

 

 

Mittwoch 17. August  Umeå - Docksta

Blitz und Donner haben uns heue aus den Federn geholt, glaube das letzte Gewitter haben wir irgendwo im Süden von Finnland vor ein paar Wochen erlebt. So setzen wir unsere Reise südwärts weiter. In Örnsköldsvik ist Frühstück geplant, es wird aber ein Dageslunch daraus mit Salat, Kött-Teller sowie Kaffee und Kuchenstück. Lecker wie flexibel unsere Mägen doch sind! Hier in Ö-Vik, wie die Einheimischen ihre Stadt nennen, spielt der Eishockeyclub MoDo, bekanntester Spieler Peter Forsberg. Industrie bringt Wohlstand, aber auch unangenehme Düfte. Die Skisprungschanze, deren Auslauf unter der neuen Eisenbahnlinie endet, prägt mit ihrer Schneise das Stadtbild. In der Schweiz würden Landschaftsschutzjäger solche Bauten mit Bestimmtheit verbieten! Spezielle Wohngebäude prägen das Bild ebenfalls, wirkt alles irgendwie locker zusammengebaut, hier herrschen wohl keine Bauvorschriften.

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Unser Stellplatz am Fusse des Skuleberget begrüsst uns mit einem Regenbogen, das nenne ich einen farbenfrohen Empfang!

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Donnerstag 18. August  Wanderung Nationalpark Skuleskogen

Der Nationalpark Skuleskogen ist Bestandteil des Weltnaturerbes Höga Kusten. Während der Eiszeit war Skandinavien mit einer 3km dicken Eisschicht bedeckt, welch das Land niederdrückte. Bis heute hat sich das Land wieder um 285m gehoben, in diesem Küstenbereich auf Grund der topografischen Beschaffenheit innerhalb eines Bereichs von 3km. Auf diesen 3km kann man die Veränderung der Vegetation und die Nutzung des Landes der letzten 7000 Jahre studieren. Wir beschränken uns auf die optische Präsentation der Landschaft, das Studium überlassen wir den geschulten Leuten. Start unsere Wanderung beim Südeingang, unser Ziel ist die Schlucht Slåttdalskrevan, ein Canyon von 7m Breite, 200m Länge und 40m Höhe. Rund 3,5km ist der abwechslungsreiche Weg, mal auf Holzbrettern, mal über Stock und Stein.

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Gut die Hälfte des Weges habe ich als Wanderautobahn bezeichnet. Werde bei der schwedischen Wanderministerin (wichtige Ämter werden im Norden von Frauen bekleidet / Finnland hat eine Regierungschefin) einen Antrag auf 4-Spur Ausbau der Wege beantragen. So ist das Überholen einfacher und bei Gegenverkehr muss man nicht dauernd auf den teils sumpfigen Waldboden ausweichen. Wir erreichen den wie mit einem Zaubermesser aufgeschnitten Berg und staunen, was die Natur hier wieder erschaffen hat.

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Wir erklimmen nun noch den Slåttdalsberget, immerhin 275müM! Just als wir die Höhe erreichen strahlt kurz die Sonne mit uns um die Wette. Einfach still geniessen und dankbar sein, dass wir gesund sind und viele unvergessliche Eindrücke auf unserer Reise erleben dürfen.

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Freitag 19. August  Docksta - Sundsvall

Wir wähnen uns im Herbst, nichts als Nebel versperrt uns die Aussicht auf unserer Fahr südwärts nach Sundsvall. Frühstückspause ist bei der Höga Kustenbro, deren 180m hohen Pfeiler grad bis zum Nebel reichen. Mit 1867m Länge ist die 1997 eröffnete Brücke über den Angermanälven die längste Hängebrücke Schwedens.

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In Timrå, kurz vor Sundsvall, werden wir vom grössten Y der Welt, dem 700t schweren und 30,5m hohen Betonmonstrum begrüsst. Was sich da der Künstler Bengt Lindström dabei gedacht hat, so viel Materialverschwendung. Aber Künstler sind eben Künstler, ich verstehe sie nicht, und sie mich so wie ich bin auch nicht!

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Unser Park- und Übernachtungsplatz fast mitten in der Stadt kostet bis am Montag nur 2.-, das nenn ich günstig. Bewacht werden wir von der Küstenwache höchstpersönlich, da kann uns nichts passieren.

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Trotz dauernden Meldungen unseres Wetterfroschs wird es nichts mit Nebelauflösung. So fahren wir zum riesigen Einkaufszentrum ausserhalb der Stadt, ich habe Probleme beim Aktivieren meiner gekauften SIM Karte von Halebop. Der «nette» Verkäufer hat aktuell keinen Bock mir zu helfen und verweist auf Halebop. Als ich eine halbe Minute später immer noch auf dem unbequemen Kundensessel sitze und verzweifelt mit meinen Englischkenntnissen um Hilfe ersuche, wird er unhöflich und fordert mich auf den Platz zu räumen. Das nenn ich Kundenservice! Zurück auf Feld 1, nein natürlich auf den Parkplatz wo wir unseren Anhänger im Stich gelassen haben. Nach dem Essen unternehmen wir noch einen Stadtspaziergang und warten auf den Sonnenuntergang, doch der Nebel gewinnt, nichts mit blauem Himmel.

 

 

Samstag 20. August  Sundsvall – Östersund

Ab und zu blinzelt die Sonne zwischen den Regenwolken hindurch. Wir wagen nochmals einen Versuch ein paar Bilder zu schiessen mit etwas besseren Lichtverhältnissen sowie natürlich einer Kaffeepause im Café Charm. Wir haben Glück, die Stadt präsentiert sich herausgeputzt nach dem Regen in der Nacht. 1888 brannte Sundsvall komplett ab und wurde dann mit feuerfestem Material, sprich Steinen, neu aufgebaut. Uns gefallen diese Häuser aus früheren Zeiten besser als die modernen Zweckbauten die heute aufgestellt werden.

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Noch ein letzter Blick auf die grosse Brücke über den Sund, die gegen entsprechende Gebühr befahren werden kann. Die nächsten 3 Stunden sind schnell erzählt, Regen, mal heftiger, mal weniger, ist unser Begleiter bis Östersund. Noch ein letzter Versuch im Telia-Center unsere SIM Karte zu aktivieren. Leider nicht möglich, ab 1. August gelten neue Bestimmungen, dass man sich mit seiner schwedischen Personalnummer usw. identifizieren muss, wenigstens kompetente Bedienung.

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Unser Übernachtungsplatz fast mitten auf der Strasse direkt neben der Eisenbahnlinie, aber Marianne gefällt es hier, uns wenn es ihr gefällt, dann ist das so, Punkt, Ende der Aussage. Und abgesehen davon, die Sonne scheint in der Zwischenzeit auch wieder.

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Sonntag 21. August  Östersund - Trondheim

Wenn «Bengel» Reisen lacht der Himmel, nach dem Regentag von gestern begrüsst uns strahlend blauer Himmel. Kleiner Spaziergang dem See entlang, die Ruhe so früh am morgen ist himmlisch, um diese Zeit sind nur Hunde mit ihrem Begleitpersonal sowie Fitnessbewusste wie ich unterwegs. (Die Kuchenstücke müssen ja irgendwie verbrennt werden!)

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Das Kretsloppshuset in Mörsil haben wir vor 5 Jahren schon besucht. Das Haus wird komplett im ökologischen Stil betrieben und man kann feine Produkte geniessen aus eigener Produktion oder aus artgerechter Haltung von ähnlich ausgerichteten Betrieben. Wir speisen ein feines Baguette mit Kaffee zum Frühstück und geniessen den Morgen hier an diesem schönen Flecken Erde.

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So erreichen wir Åre, für uns bekannt als Wintersportgebiet mit Weltcuprennen im Skifahren. 2007 und 2019 fanden hier die alpinen Weltmeisterschaften statt, mit unterschiedlichen Erfolgen für uns Schweizer. Wir erfreuen uns am Wetter und staunen als wir die Preise in der Kuchenvitrine erblicken. Aha, wir sind in einer Touristendestination angekommen. Kuchen ab 7.50 / Cappuccino 5.-, aber nur kleine Tasse, obwohl wir «big» bestellt haben. Ja die Bergbahnen und Beschneiungsanlagen müssen auch bezahlt werden mit der Konsumation, und abgesehen für meine Linie ist es eh besser, wenn ich lerne zu verzichten.

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Bye, bye Schweden, Norwegen begrüsst uns mit Wolken und vor Trondheim mit Regen, nicht ganz kundenfreundlich, wir fühlen uns aber trotzdem sehr Willkommen in meinem persönlichen Lieblingsland. Endlich wieder mal Berge, Bäume und Wasser und Wasser und Bäume habe ich jetzt dann langsam genug gesehen. Mehr von Norwegen und seinen Fjorden und der Heimfahrt im Teil 9 unseres Berichts.